Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
sein Gesicht.
    Die Großmutter lag zwischen Ulaf und Jessan auf der Seite. Sie war nicht an einen Baum gebunden, sondern einfach hingeworfen worden. Man hatte ihr Hände und Füße gefesselt, aber die Taan schienen sich keine großen Sorgen zu machen, dass sie fliehen könnte, und gönnten ihr kaum einen Blick. Die Großmutter war bei Bewusstsein, und ihre dunklen Augen glitzerten im Feuerlicht. Sie schaute weder Jessan noch Ulaf an; ihr Blick war auf etwas auf der anderen Seite des Taanlagers gerichtet.
    »Taan«, sagte Ulaf halb betäubt zu sich selbst. »Wir sind Gefangene der Taan.«
    Er erinnerte sich daran, dass Klendist Shakur erzählt hatte, dass es in dieser Gegend Taan gab. Ulaf hatte nicht sonderlich auf diesen Teil des Gesprächs geachtet – eine Tatsache, die er nun bedauerte.
    Sein Kopf schmerzte ganz schauderhaft. Er musste klar denken können, und das war nicht möglich, wenn er Schmerzen hatte. Er kratzte ein wenig Erde mit den Fingernägeln auf und konnte einen Heilzauber für sich selbst wirken. Er hätte das Gleiche auch gern für Jessan getan, der schwer verwundet zu sein schien, aber für diesen Zauber musste man den Patienten berühren können.
    Die Taan achteten die meiste Zeit über kaum auf ihre Gefangenen und warfen ihnen nur hin und wieder einen hungrigen Blick zu. Sie saßen um ihr Feuer herum und unterhielten sich lachend. Einer war damit beschäftigt, ein Messer zu wetzen.
    »Großmutter!«, flüsterte Ulaf.
    Sie hörte ihn nicht.
    »Großmutter!«, flüsterte Ulaf diesmal eindringlicher, wobei er die Taan nicht aus den Augen ließ. Er schubste die alte Frau mit dem Fuß an.
    Die Großmutter drehte sich um und sah ihn an.
    »Es geht Jessan sehr schlecht«, sagte Ulaf leise. »Er muss geheilt werden.«
    Die Großmutter schüttelte den Kopf.
    »Seine Wunden sind die Wunden eines Kriegers«, erklärte sie. »Er wäre zornig, wenn ich sie ihm nehmen würde.«
    »Lieber zornig als tot«, sagte Ulaf entschlossen. »Ich brauche ihn wach und lebendig, Großmutter, und Ihr werdet ihn in diesen Zustand versetzen müssen. Ich komme nicht nahe genug heran, um ihn zu berühren.«
    »Einmal hat er sogar Bashae verboten, ihm die Schmerzen in seiner verletzten Hand zu nehmen«, sagte die Großmutter. Aber dann kam sie zu einem Entschluss. »Also gut.«
    Sie rutschte so lange herum, bis sie näher an Jessan lag. Ihr Rock mit den Glöckchen und Steinen gab gedämpfte Geräusche von sich, und einer der Taan schaute zu ihnen herüber. Er sagte etwas zu den anderen, und alle johlten und grinsten boshaft. Offenbar fanden sie es amüsant, dass ihre Gefangenen sich wanden. Es gelang der Großmutter, Jessans Fuß mit der Hand zu berühren.
    »Es wird nicht perfekt sein«, meinte sie. »Ich komme nicht an meine Heilsteine.«
    »Es wird schon genügen«, sagte er und hoffte, dass er Recht hatte.
    Die Großmutter schloss die Augen und fing an, Worte in Twithil zu murmeln, der Pecwaesprache, welche sich wie das schrille Zwitschern von Vögeln anhörte.
    Ulaf beobachtete Jessan genau. Der Atem des jungen Mannes wurde leichter und ruhiger. Ein wenig Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Er hörte auf zu stöhnen, und seine Lider flatterten. Er blinzelte und sah sich halb betäubt um.
    »Ich habe die Narben gelassen«, versicherte ihm die Großmutter, dann machte sie sich wieder daran, das anzustarren, was schon zuvor ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    »Was ist denn, Großmutter?«, fragte Ulaf und spähte ebenfalls in diese Richtung. »Was seht Ihr da?«
    Dann sah er es ebenfalls.
    In einiger Entfernung vom Feuer saß etwas, das wie ein Kind wirkte. Zuerst glaubte er, es könnte vielleicht ein Taankind sein. Aber auf den zweiten Blick erkannte er, dass das nicht der Fall war. Ulaf sah nicht sofort, welchem Volk das Kind angehörte, denn es war in so viel Kleidung gewickelt, dass er die Züge nicht erkennen konnte. Und unglaublicherweise hing um den Hals des Kindes ein gleißender Edelstein.
    Der Edelstein fing das Feuerlicht ein und verwandelte es in eine Unzahl kleiner Blitze von Regenbogenfarben, so schön, dass sich Ulaf fragte, ob er von dem Schlag gegen das Kinn blind geworden war und es nur nicht gleich bemerkt hatte. Der Edelstein war groß – etwa wie eine Faust – und auf ungewöhnliche Art geschliffen. Er war dreieckig und wies glatte Seiten auf, als wäre er von einem größeren Teil abgeschnitten worden…
    Ulaf keuchte, diesmal laut genug, um die Aufmerksamkeit eines Taan zu erregen, der aufstand und

Weitere Kostenlose Bücher