Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Mitleid verwandelt, wenn sie von der Eifersucht, der Bosheit und dem Kummer gewusst hätten, die hinter diesen schimmernden Mauern unter den glitzernden Regenbögen herrschten. Aber Besucher konnten das natürlich nicht wissen, und so betrachteten sie den Palast und dachten daran, wie groß und weise ihr König war und dass seine Herrschaft, so wie sie in diesem Gebäude verkörpert war, niemals ins Schwanken geraten würde.
Tamaras' jüngerer Sohn Dagnarus entschied, er müsse König werden. Er trotzte den Göttern und machte sich zum Auserwählten der Leere. Er wurde Lord der Leere und erhielt den Dolch der Vrykyl. Von seinem älteren Bruder Helmos aus dem Königreich verbannt, kehrte Dagnarus ein Jahr später zurück, um sich den Thron mit Gewalt zu nehmen, und brachte Feuer und Tod über die Stadt. Mit der Hilfe von Gareth, seinem Jugendfreund, welcher ein mächtiger Magier der Leere geworden war, ließ Dagnarus den Hammerklauenfluss austrocknen, auf den Vinnengael bei der Verteidigung seiner Mauern zählte, und schickte seine Armee durch das trockene Flussbett von hinten in die Stadt. Angeführt von Vrykyl, denen sich nur wenige widersetzen konnten, griffen andere Truppen die Stadt von vorn an. Belagerungstürme schleuderten brennendes Orkgelee auf die Häuser, und schon bald tosten Feuer in den Straßen.
Dagnarus' Ziel bestand darin, sich den Stein der Könige zu verschaffen und sich selbst zum König zu machen. Um das zu erreichen, musste er seinen älteren Bruder Helmos beseitigen. Er suchte im Palast nach ihm, konnte ihn aber nirgendwo finden. Er kam zu dem Schluss, dass Helmos zu den Göttern geflohen sein musste, also ging er zum Portal der Götter, welches sich im Tempel der Magier befand.
Die Überlieferung behauptet, dass Dagnarus und sein Bruder Helmos um den Stein kämpften. Die magischen Kräfte, die in dieser schrecklichen Schlacht freigesetzt wurden, gerieten außer Kontrolle und schlugen zu wie Peitschen, die gerissen waren. Die daraus entstehende Explosion zerstörte den Tempel und die Gebäude der Umgebung und entsandte Druckwellen durch die Stadt. Gebäude brachen zusammen und stürzten auf die Straßen, in denen sich die fliehenden Bürger und kämpfende Soldaten drängten. Risse öffneten sich in den Rampen, und Menschen stürzten in den Tod. Die großen Krane fielen um und zerschmetterten viele unter sich.
Tod und Zerstörung kamen nach Vinnengael und zu seiner Bevölkerung. Die Überlebenden flohen. Die Stadt wurde ihren Geistern überlassen.
Die Paladine und ihr seltsamer Führer betraten die Außenbezirke der Stadt im Morgengrauen. Sie standen am Seeufer, wo das trübe Wasser um ihre Füße schwappte. Die Überreste dessen, was einmal der geschäftige Hafen der Stadt gewesen war, umgaben sie.
Dieser Teil der Stadt war am weitesten von der Explosion entfernt gewesen und daher nicht allzu sehr zerstört worden. Hier hatte Feuer die schlimmsten Schäden angerichtet. Das Feuer hatte mit Orkgelee begonnen, das die hölzernen Kais in Brand gesetzt, die Lagerhäuser mit ihren vielen Waren zerstört und die Gasthäuser und Bordelle und die Häuser von Seeleuten und Fischern niedergebrannt hatte. Die Überreste der Kais waren immer noch zu sehen – geschwärzte Finger aus verkohltem Holz, die bis in den Ildurel-See hineingriffen wie die verkohlten Hände der Brandopfer, die sich in das kalte Wasser geworfen hatten, um ihrem schrecklichen Schmerz zu entgehen. Die meisten von ihnen hatten nur Erleichterung im Ertrinken gefunden.
»Die Menschen sind vor den Flammen von den oberen Ebenen zum See geflohen«, erzählte Silwyth und wies auf die Klippen hoch über ihnen, die in dem seltsamen grauen Nebel, welcher über den Ruinen hing, kaum zu sehen waren. »Alle, die stolperten, wurden von den panischen Massen niedergetrampelt. Wer den See erreichte, konnte nicht weiterfliehen, denn es gab keine Boote. Sie saßen am Ufer in der Falle, das tiefe Wasser des Sees vor und das Feuer hinter sich.«
Die Paladine standen bedrückt inmitten der Trümmer. Sie hatten ihr Leben lang von dieser schrecklichen Tragödie gehört, aber es war eine Sage, eine Geschichte, die im Zwielicht erzählt wurde. Nun waren sie mittendrin. Der Geruch nach verbranntem Holz biss in ihre Nasen. Das Wasser, das ans Ufer schwappte, war schmutzig und voller Schutt. Der graue Nebel der Wasserfälle sammelte sich auf ihrer Haut und bewirkte, dass sich alles, was sie berührten, nass anfühlte, ihre Kleidung eingeschlossen. Es war
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