Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
kalt. Die Sonne schien auf den See. Aber sie konnte nicht diesen wässrigen Nebel wegbrennen, der alles verzerrt und verformt aussehen ließ. Die Straßen waren unter Schutthaufen verschwunden, bei denen es sich einmal um Gebäude gehandelt hatte. Die Paladine betrachteten das alles entsetzt, überwältigt von dem schrecklichen Ausmaß der Zerstörung. Jeder fragte sich, wie sie hier ihren Weg finden sollten.
Es war der wie immer praktisch denkende Kapitän, der diesen Gedanken in Worte fasste.
»Wenn die Rampen, die auf die oberen Ebenen führen, zerstört sind, wie kommen wir dann zum Tempel?«
»Ich sagte nicht, dass die Rampen zerstört sind«, erwiderte Silwyth. »Ich sagte, sie haben Risse. Die Rampen sind immer noch da und können bewältigt werden, wenn man nur genug Mut aufbringt.«
»Aber wenn wir durch all dieses Durcheinander kriechen und uns den Weg freischaufeln und -hacken müssen, wird es Tage – vielleicht sogar Monate – dauern, bis wir unser Ziel erreichen«, sagte Shadamehr.
»Und Ihr habt uns davor gewarnt, uns nach Einbruch der Dunkelheit hier aufzuhalten«, fügte Wolfram hinzu. Er zeigte auf die Trümmer, die sich zu großen Haufen stapelten. »Hah!«
»Aber es gibt einen Weg«, erklärte Silwyth. »Bleibt hier, während ich danach suche.«
»Wartet, Silwyth!«, rief Shadamehr. »Ich komme mit …«
Silwyth war bereits verschwunden. Wolfram stürzte sich in den Nebel und suchte nach ihm, aber er kehrte allein zurück.
»Ich denke, der da besteht aus Nebel«, meinte der Kapitän.
»Oder Schlimmerem«, erklärte Damra. Sie warf Shadamehr einen Blick zu. »Sollen wir es ihnen sagen?«
»Uns was sagen?«, fragte Wolfram.
»Dass Silwyth nicht mehr Silwyth ist«, sagte Shadamehr. »Wir glauben, dass der echte Silwyth umgebracht wurde und dieser hier ein Vrykyl ist.«
Wolfram griff nach seinem Schwert. »Dann sollten wir ihn töten.«
»Was bringt euch auf diese Idee?«, fragte der Kapitän und legte dem Zwerg die Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten.
»Er hat sich verändert«, sagte Damra. »Als ich ihn kennen lernte, habe ich ihm vertraut, obwohl ich ihm nicht vertraute. Jetzt« – sie schüttelte den Kopf – »vertraue ich ihm überhaupt nicht mehr.«
»Ich habe ihm nie über den Weg getraut«, erklärte Wolfram.
»Ich bin der gleichen Ansicht wie Dame Rah«, sagte der Kapitän. »Er hat sich verändert. Ich habe dem Silwyth getraut, den ich in meinem Fischernetz gefangen habe. Aber nicht dem, der uns hierher gebracht hat.«
»Die Frage ist, was sollen wir tun?«, fragte Shadamehr.
»Stellen wir uns ihm und riskieren damit, dass er uns angreift?«
»Ja«, sagte Wolfram und hob sein Schwert.
»Ich glaube, das müssen wir«, stimmte Damra zu.
»Nein«, widersprach der Kapitän. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir sagen kein Wort zu ihm.«
»Ich bin der Ansicht der anderen«, sagte Shadamehr. »Warum sollten wir weiterhin diesem Wesen folgen?«
Der Kapitän zuckte die massigen Schultern. »Jedem von uns wurde aufgetragen, den Stein zum Portal zu bringen. Und das müssen wir tun. Kennt ihr den Weg zum Portal der Götter?«
»Aber der Vrykyl führt uns wahrscheinlich in eine Falle«, wandte Shadamehr ein.
»Umso besser«, sagte der Kapitän.
»Wartet!« Shadamehr hob die Hand. »Ich bin vom Wagen gefallen, als Ihr diese Kurve genommen habt. Bitte erklärt das näher.«
»Wenn der Elf ein Vrykyl ist und der Vrykyl vorhatte, uns zu töten, hätte er das schon längst tun können«, sagte der Kapitän. »Stattdessen verspricht dieser Vrykyl, uns zum Portal der Götter zu bringen. Vielleicht ist es so, wie du sagst, Schattenmann, und er will uns in die Falle dieses Lords der Leere führen. Also wird der Vrykyl dafür sorgen, dass wir das Portal sicher erreichen.«
»Um uns umzubringen, sobald wir es erreicht haben«, knurrte Shadamehr.
»Der Fisch, den du gegessen hast, hat deinem Hirn gut getan, Schattenmann«, stellte der Kapitän mit anerkennendem Nicken fest. »Sobald wir das Portal erreichen, können wir uns dem Vrykyl und diesem Lord der Leere stellen und tun, was getan werden muss.«
»Ich wünschte, ich könnte dem so ruhig entgegensehen wie Ihr. Immerhin, wir sind gewarnt«, sagte Shadamehr nachdenklich. »Und wir können uns vorbereiten.« Er zuckte mit den Schultern und trat gegen ein Stück verkohlten Holzes, das vor seinen Füßen lag. »Ich werde hier bleiben und auf unseren Freund warten. Ihr anderen könnt euch vielleicht umsehen, ob
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