Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
arbeiten lassen«, erklärte Dagnarus. »Ich wusste, dass wir sie brauchen würden. Es ist reine Dummheit, in eine Schlacht zu ziehen, wenn man das Gelände nicht kennt. Ist die Karte genau genug? Könnt ihr irgendwelche Fehler erkennen?«
Er schien großen Wert auf ihr Urteil zu legen und freute sich wie ein Kind über ihr Lob.
»Danke. Oder genauer gesagt, bedankt euch bei den Kartenzeichnern. Hervorragende Leute, jeder einzelne unter ihnen. Ich habe sie alle mit einem Beutel Silbertams nach Hause geschickt. Und jetzt« – Dagnarus rieb sich die Hände – »zum Geschäft.« Er beugte sich über die Landkarte. »Die Taan werden an dieser Stelle hereinkommen …«
Dagnarus zeigte immer wieder auf den Stadtplan, während er seinen Plan erläuterte. Die Magier konzentrierten sich auf das Gespräch und die Karte. Plötzlich jedoch hob Dagnarus den Blick und starrte dem Inquisitor direkt in die Augen. Er sprach dabei weiter und geriet nicht ins Stottern, und Tasgall war vielleicht der Einzige, der es überhaupt bemerkte – mit der Ausnahme des Inquisitors. Dessen knochiges Gesicht blieb reglos. Er zuckte nicht zusammen und rührte sich auch anderweitig nicht. Aber etwas ging zwischen den beiden vor, dessen war sich Tasgall gewiss.
Dagnarus lächelte ein wenig, dann senkte er den Blick auf die Landkarte. Er fuhr mit den Erläuterungen zu seinem Plan fort. Der Inquisitor stand schweigend und mit unergründlicher Miene da, abgesehen von einem Muskel, der an seinem Kinn zuckte, und den krampfhaft geballten Fäusten. Tasgall hätte selbst einen Beutel Silbertams gegeben, um zu erfahren, was da geschehen war. Er würde selbstverständlich fragen, aber der Inquisitor würde vielleicht nicht antworten wollen. Offenbar war, was immer zwischen den beiden geschehen war, nicht so verlaufen, wie der Inquisitor es sich gewünscht hatte.
Das Gespräch und die Erläuterung des Plans dauerten weitere zwei Stunden, und zwar ohne Unterbrechung. Dagnarus hatte viele gute Ideen, aber auch einige, welche nicht so überzeugend waren, was damit zusammenhing, dass er nicht viel über die Fähigkeiten eines Kriegsmagiers wusste. Er hörte bereitwillig zu, begriff rasch, was gemeint war, stellte kluge Fragen und beugte sich gern überlegenem Wissen.
Nach zwei Stunden bat er um eine Pause. Er befahl den Dienern, im Speisesaal Erfrischungen für seine Gäste bereitzustellen, und kündigte an, dass sie nach dem Essen weitersprechen würden. Er war sehr erfreut darüber, wie der Plan sich herausbildete, und zweifelte nicht daran, dass sie am Morgen siegreich sein würden. Es tat ihm Leid zu hören, dass der Inquisitor an der nächsten Sitzung nicht mehr teilnehmen konnte, aber er wusste schließlich selbst, wie es war, wenn die Pflicht rief. Der König führte seine Gäste zum Speisesaal und unterhielt sich dabei mit mehreren Kriegsmagiern.
Tasgall entschuldigte sich, und es gelang ihm, den Inquisitor einzuholen, bevor der Mann den Palast verlassen hatte.
»Was ist da passiert, Inquisitor?«, fragte Tasgall.
»Nichts weiter«, antwortete der Inquisitor.
»O doch. Ich habe es gesehen. Was immer es war, ich muss es wissen. Hört gefälligst zu«, fügte Tasgall gereizt hinzu, packte den Mann am Arm und zwang ihn solcherart, stehen zu bleiben und ihn anzusehen. »Ich bin nicht der Feind.«
»Ach nein?«, fragte der Inquisitor kühl. »Ihr scheint sehr vertraulich mit unserem neuen König umzugehen. Ihr seid immer schnell dabei, über seine geistreichen Bemerkungen zu lachen und ihn über den grünen Klee zu loben.«
»Ich lache, wenn er etwas sagt, was komisch ist«, knurrte Tasgall. »Und was das Lob angeht – sein Schlachtplan ist gut, und das habe ich ihm auch gesagt. Ich traue ihm ebenso wenig, wie Ihr es tut. Das habe ich heute früh bei unserer Besprechung deutlich gemacht, falls Ihr zugehört habt. Ich glaubte, ebenso deutlich gemacht zu haben, dass jetzt nicht der Zeitpunkt ist, wo sich die linke Hand fragen sollte, was die rechte tut. Wir sitzen alle im selben Boot, oder zumindest sollten wir es tun. Was ist also passiert?«
Der Inquisitor starrte einen Augenblick geradeaus, dann schaute er wieder Tasgall an.
»Ich habe ihn mit einem Bann belegt, einem, welcher die Magie der Leere unterbrechen sollte.«
Tasgall war beeindruckt. Er kannte sich selbst recht gut mit Magie aus, aber er hatte nicht einmal eine Spur des Zaubers wahrgenommen, und der Inquisitor hatte direkt neben ihm gestanden.
»Mit welchem Ziel?«, fragte
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