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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Sie draußen den schwarzen Labrador gesehen?«
    Charles nickte.
    »Das war Kathys Hund, und irgendwie ist mir der blödsinnige Gedanke gekommen, sie sei vielleicht hergekommen, um ihn zu holen.« Er zuckte die Achseln und lächelte. »Ich bin eben ein alter Trottel.«
    Der Sheriff mag alles Mögliche sein, dachte Charles, aber ein Trottel ist er bestimmt nicht. Andererseits war es unwahrscheinlich, dass Mallory sentimentale Gefühle für einen Hund hegte. Sie war eine Ordnungsfanatikerin, und Hunde hinterließen Haare auf den Möbeln. Trotzdem drängte sich auch ihm jetzt der Gedanke auf, dass der Hund möglicherweise auf Mallory gewartet hatte.
    »Sie ist bewaffnet und gefährlich, Mr. Butler. Ich würde Ihnen raten, ihr aus dem Weg zu gehen, wenn sie hier auftauchen sollte. Und auch den Ausbruch sollten Sie für sich behalten, sonst laufen hier im Handumdrehen haufenweise schießfreudige Lauries herum und wollen Selbstjustiz üben. Die meisten können nicht zielen und würden wahrscheinlich unschuldige Bäume treffen.«
    »Warum lassen Sie Mallory nicht einfach gehen? Streng genommen hatten Sie kein Recht, sie einzusperren.«
    »Wie gesagt, sie ist eine wichtige Zeugin für den Mord an ihrer Mutter. Es hat alles seine Richtigkeit.«
    »Es ging Ihnen also um den Mord an der Mutter und nicht um den Mord an Babe. Aber ich glaube kaum, dass sie hier war, als ihre Mutter starb. Hätte der Mob sie entkommen lassen, wenn sie die Steinigung beobachtet hätte?«
    »Ich weiß, dass sie hier war. Eigentlich sollte sie mit den anderen Kindern einen Bootsausflug machen, sie stand auf der Liste, ist aber nicht erschienen. Ihre Lehrerin sagte, dass sie am Freitag Schnupfen hatte, wahrscheinlich hat Cass sie wegen der Erkältung zu Hause behalten.«
    »Mallory hätte die Schule schwänzen und etwas anderes unternehmen können. Woher wollen Sie wissen, dass sie im Haus war, als der Mord geschah?«
    »Kommen Sie, Mr. Butler, ich zeig Ihnen was.«
    Der Sheriff öffnete die Doppeltür zum Salon und deutete auf das seitliche Fenster. »Der Mord geschah vor dem Haus auf dieser Seite des Gartens. Als die Schweine dachten, sie sei tot, sind sie abgezogen. Aber sie war nicht tot. Noch nicht.«
    Er öffnete die Haustür und deutete auf die Dielenbretter. »Vor siebzehn Jahren war hier alles rot von Dr. Shelleys Blut. Eine Blutspur zog sich über den Teppich, man sah, wo sie sich mit den Händen abgestützt hatte, als sie sich ins Haus schleppte.«
    Er ging zur Treppe. »Die hier war auch ganz voller Blut. Und wissen Sie, warum sie sich in diesem Zustand noch hier hochgequält hat? Um zu ihrer kleinen Tochter zu kommen.«
    Er ging die Treppe hinauf, und Charles folgte ihm. »Die Spur führte in Kathys Zimmer.« Jessop öffnete die zweite Tür, die vom Gang abging, und blieb in der Mitte des Zimmers stehen. »Hier endete die Spur in einer Blutlache. Hier ist Cass gestorben. Ich denke mir das so: Als sie ins Zimmer kam, war Kathy in dem Schrank da drüben eingeschlossen, aber bis dahin hat Cass es nicht mehr geschafft.«
    Der Sheriff öffnete die Tür des großen begehbaren Kleiderschranks. Durch ein kleines Fenster fiel Licht hinein. »Sie hätten sehen sollen, wie die Kleine die Tür bearbeitet hat, um rauszukommen. Es war eine solide gebaute Tür, aber sie hat das ganze untere Brett demoliert. Dazu hat sie sich wohl hundertmal dagegen werfen müssen. Und als sie dann das Brett herausgebrochen hat, um aus dem Schrank zu kriechen, hat sie sich an der Hand verletzt. Das war für mich das Schlimmste – der Anblick der kleinen blutigen Handabdrücke im Schrank und von Kathys Blut bis zu der Stelle, wo ihre Mutter lag.«
    Charles schüttelte den Kopf. »Wenn sie dort eingeschlossen war, kann sie die Steinigung nicht gesehen und die Mörder nicht erkannt haben. Das Fenster ist so hoch an der Wand angebracht, dass nicht mal ein Erwachsener mehr als den blauen Himmel erkennen kann.«
    »Mag sein. Aber sie weiß was. Vielleicht weiß sie, wer die Leiche ihrer Mutter weggebracht hat. Oder vielleicht hat ihre Mutter ihr noch was sagen können, bevor sie starb.«
    »Sie wollen also Mallory jagen wie ein Tier – obgleich sie Opfer und nicht Täter ist.«
    »Das Gesindel, das ihre Mutter umgebracht hat, läuft noch frei herum. Glauben Sie wirklich, diese Leute lassen es sich gefallen, dass Mallory hier wieder auftaucht und Unruhe in den Ort bringt?«
    Die beiden Männer sahen einander einen Augenblick bedrückt an.
    »Die Sache liegt Ihnen

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