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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Hund Fred Laurie Gesellschaft leistet. Er hätte was Besseres verdient, aber auf die Schnelle hab ich kein besseres Grab gefunden. Der arme Kerl. Sein Tod war eine Erlösung«, sagte sie und meinte den Hund, nicht den Mann.
    Während Augusta den Verband festzog, wechselten Mallory und die Katze, beides argwöhnische Geschöpfe, feindselige Blicke. Der stumme Kampf endete mit einem Patt. Dann rollte die Katze sich zusammen. Es war, als wollte sie ihre Gegenspielerin absichtlich beleidigen, indem sie die Augen schloss, während sich Mallory noch in Reichweite ihrer Krallen befand.
    »Wie hieß mein Hund?«
    »Du hast ihm mit deinen ersten Worten seinen Namen gegeben.« Augusta verknotete den Verband und klebte ihn mit Heftpflaster fest. »Bis du drei warst, hast du kein Wort gesprochen. Deine Mutter hat das zur Verzweiflung gebracht, aber mich nicht. Ich wusste von Anfang an, dass du sprechen konntest. Du hast dir eben nur Zeit gelassen.«
    Augusta warf den alten Verband in den Müllsack. »Eines Tages stehe ich mit deiner Mutter im Garten, weil ich ihr ein sehr günstiges Angebot für das Haus machen will, als Tom Jessop mit einem Geburtstagsgeschenk für dich aufkreuzt. Er legt dir den kleinen schwarzen Welpen in die Arme und fragt dich, wie er heißen soll. Bei dir und dem Hund war es Liebe auf den ersten Blick.
    Dann ging deine Mutter auf Tom los, weil er ein Haustier angeschleppt hatte, ohne erst mit ihr zu sprechen. Tom war ganz durcheinander – Männer merken zwar, wenn sie was angestellt haben, aber meist nicht, was – und hat nur gestottert: ›Aber das ist ein richtig braver Hund, Cass, er hat Papiere und alles.‹ Als deine Mutter noch dabei war, ihm kräftig die Leviten zu lesen, hast du klar und deutlich gesagt: ›Braver Hund‹, und Cass hat es die Sprache verschlagen. Bis dahin hatte sie noch nicht ein einziges Wort von dir gehört. Tom hat gelacht. Also schön, dann bleibt’s bei ›Braver Hund‹. Und so hieß er von da an, und du hast den ganzen Tag geredet wie ein Wasserfall.«
    Augusta stand auf und wandte Mallory den Rücken zu, während sie die Flaschen und Krüge mit Kräuteressenzen auf dem Nachttisch inspizierte. »Ich weiß, warum du zurückgekommen bist. Du willst sie alle umbringen. Alle, die zu der Bande gehörten.« Sie drehte sich um. »Hast du schon mal einen Menschen umgebracht? Ich meine nicht Fred, sondern einen richtigen vollwertigen Menschen?«
    Mallory blickte schweigend zur Wand.
    Augusta ahnte, dass das kein Zeichen von schlechtem Gewissen war. Mallory schämte sich zuzugeben, dass sie außer Fred Laurie noch nie einen Menschen getötet hatte. Diese junge Frau war unter Umständen von allen Geschöpfen, die sie je mit nach Hause gebracht hatte, am schlimmsten dran.
    »Wenn deine Mutter hier wäre, würde sie sagen: ›Du weißt, dass Massenmord Sünde ist, Kathy.‹ Ich persönlich finde ja, dass ein bisschen Rache einfach dazugehört.« Sie beugte sich über Mallory und strich ihr behutsam die goldenen Locken aus der Stirn. »Du kannst sie trotzdem das Fürchten lehren, Kind. Wenn du willst, zeige ich dir, wie man das macht. Ich werde dir sagen, wer Angst vor der Dunkelheit und wer Angst vor dem Licht hat. Wenn du ihre Schwachstellen kennst, kannst du dieses Wissen für dich nutzen, bis deine Rachegelüste ein für alle Mal befriedigt sind. Was sagst du dazu?«
    Mallory nickte. In den kalten grünen Augen sah Augusta eine beängstigende Zielstrebigkeit, aber keine Seele.
    »Hat deine Mutter dir mal erzählt, dass ich geholfen habe, dich zur Welt zu bringen?«
    Schweigen.
    »Nein? Beim Einzug in euer Haus hatte deine Mutter sich übernommen, und durch das schwere Heben setzten zu früh die Wehen ein. Das Telefon war noch nicht angeschlossen, und um zu Fuß Hilfe zu holen, blieb keine Zeit mehr. Du wolltest partout auf die Welt, man sah schon dein Köpfchen, ehe deine Mutter Zeit hatte ›Ach du Scheiße!‹ zu sagen. Sie hat das während der Entbindung noch ziemlich oft gesagt.«
    Weiter Schweigen.
    »Du bist immer noch so schweigsam, Kathy.«
    »Mallory«, verbesserte sie.
    »Aber du bist ja auch schon schweigsam zur Welt gekommen. Dein Atem war völlig normal, die Fäustchen waren geballt, weil du aus dem Bauch deiner Mutter in die Kälte und das grelle Licht gekommen bist. Aber du hast nicht geweint und deiner Mutter damit einen schönen Schrecken eingejagt. Cass lag verschwitzt und blutend auf dem Bett und rief ›Warum weint sie denn nicht?‹ Trotzdem hab ich dir nicht

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