Der Steinwandler pyramiden2
redete, bis die Sonne kräftig durch die Fenster schien.
Boaz setzte sich auf den Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, den Blick auf Isphets Gesicht geheftet. Holdat stand mit verschränkten Armen in der Nähe, den Kasten zu seinen Füßen.
»Es war Boaz«, sagte ich abschließend, »der mir die Locken gegeben hat. Er hat Druses Steinlocke verwandelt, und er hat mir befohlen, sie dir zu bringen.«
Isphet sah mich an, dann Boaz. Ich konnte ihr nicht übelnehmen, daß sie es nicht glaubte.
»Und doch hat er dir so viel Schmerzen zugefügt, daß du nie mehr Kinder bekommen wirst, und hat dich acht Tage lang in ein Loch geworfen, daß du fast gestorben wärst. Verrate mir eines, Tirzah, warum sollte ich dir noch vertrauen, nachdem du so viele Geheimnisse für dich behalten hast? Warum?«
»Ich kann dir nur einen Grund nennen, Isphet. Unsere Freundschaft. Bitte, vertrau mir.«
»Kiamet, mein Leibwächter«, sagte Boaz, »ist zu Azam gegangen. Euer Aufstand soll mehr Unterstützung bekommen, als ihr je geglaubt hättet. Prinz Zabrze wird euch helfen, wenn ihr ihm helft, die Pyramide zu vernichten.«
Isphet schaffte es schließlich, ein rauhes Gelächter hervorzustoßen. »Nach den vielen Jahren, Exzellenz, in denen wir über dem heißen Glas geschuftet haben, jetzt sagt Ihr mir, daß wir alle zu dieser verfluchten Pyramide marschieren und sie zerstören?«
»Isphet«, fing ich wieder an und wollte ihr von dem Buch der Soulenai erzählen, aber da flog die Hoftür auf und Yaqob, Azam und Kiamet traten ein. Yaqob hatte einen wilden Blick, und er war wie Azam bewaffnet.
»Yaqob!« Ich sprang auf die Füße. Boaz erhob sich langsamer, er ließ Yaqob nicht aus den Augen.
»Azam hat mich mit der wilden Geschichte hierher geholt, daß sich Prinzen mit Sklaven verbünden und Magier verkleidete Elementisten sind«, sagte Yaqob. »Ich hätte ihm beinahe nicht geglaubt, aber Kiamet hat sich uns angeschlossen, und in der Gasse wartet eine Abteilung Wachen des Chad auf uns, und wie ich sehe, hat es diese Made geschafft – und dabei funkelte er Boaz an – aus ihrem Dunghaufen zu kriechen, um mit den Sklaven zu plaudern.
Isphet, was haben sie dir erzählt?«
Das »sie« ließ mich zusammenzucken.
»Daß Boaz ein Elementenmeister sei…«
Yaqob starrte sie ungläubig an. Offensichtlich hatte Kiamet diesen Begriff nicht benutzt.
»… und daß er und Zabrze uns in unserem Freiheitskampf unterstützen wollen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
»Ich würde ja sagen, das ist eine Falle«, sagte Yaqob, »aber das hier ist so verwickelt, daß ich mich frage, was das soll? Die Unterhaltung, bevor mit der Erweckung der Pyramide der wahre Spaß losgeht? Was, Boaz? Warten die Magier und Chad Nezzar draußen und fangen an zu klatschen, wenn ich mit meinem traurigen Haufen komme, um für die Freiheit zu kämpfen? Ja?«
»Yaqob«, fing Boaz an, aber Azam unterbrach ihn.
»Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Yaqob. Isphet, bleib hier und verriegle alles, bis wir dich holen. Wenn es brenzlig wird, dann flieht zum Lhyl. Vielleicht könnt ihr ein Boot stehlen.«
Er hielt inne und sah sich um. »Yaqob und Kiamet, ihr kommt mit mir.«
Aber Yaqob starrte mich an. »Tirzah«, sagte er, »erinnerst du dich an das, was ich dir einst gesagt habe?«
»Was denn, Yaqob?«
»Ich habe gesagt, Tirzah, daß an dem Tag, an dem wir um unsere Freiheit kämpfen, du und ich, ich Boaz töten würde.«
Und bevor jemand von uns eingreifen konnte, hatte er sein Schwert gezogen und war mit einem Sprung neben Boaz.
Ich schrie auf und sprang auch, aber da war es schon zu spät.
Boaz war überrascht und unbewaffnet, und ich sah nur Stahl aufblitzen, als Yaqob die Klinge in Boaz’ Leib rammte.
»Das«, knurrte Yaqob und beugte sich nahe an Boaz’ Gesicht heran, »ist für die Schmerzen und die Qual, die du Tirzah und mir bereitet hast.«
Dann trat er zurück, riß das Schwert heraus, packte mich und gab mir einen harten Kuß. »Bis bald, Tirzah«, sagte er. »Bis bald.« Und dann war er weg.
Ich kam Kiamet nur einen Augenblick zuvor. Dann war auch er an Boaz’ Seite.
»Boaz«, rief ich und versuchte ihn zu halten, als er zu Boden sank.
Hinter mir stieß Isphet Azam aus der Tür. »Geh!« sagte sie.
»Geh! Hier gibt es nichts für dich zu tun.«
Kiamet war hilflos. Er war ausgebildet worden, Wunden zuzufügen, nicht sie zu heilen, und Isphet legte die Hand auf seine Schulter und riß ihn buchstäblich zurück. Er taumelte und verlor
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