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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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die Weisen, aber sie wußte nur sehr wenig über sie.
    »Wir verehren sie sehr«, sagte sie, »und versuchen ihre Meditation nicht zu stören.«
    Zabrze verhielt sich während unserer Gespräche immer still, aber ihm entging nichts, und Neuf döste in seinen Armen. Sie waren sich in den vergangenen paar Tagen nähergekommen als während ihres Lebens bei Hofe, das sie im Laufe der Jahre eher einander entfremdet hatte. Zumindest hatte ich diesen Eindruck.
    Und doch war ich mir nicht ganz sicher und erinnerte mich an die flüchtige Liebkosung von Isphets Wange.
    Ich las zwei Mal aus dem Buch der Soulenai vor. Isphet und Yaqob waren von den Geschichten verzaubert, und beide gaben zu, daß Lesen und Schreiben vielleicht doch keine so üblen Fertigkeiten seien.
    »Es sei denn, die Magier bedienen sich ihrer und mißbrauchen sie«, konnte sich Isphet nicht verkneifen zu sagen und warf Boaz einen finsteren Blick zu.
    »Hast du keine Lust, daß ich dir das Lesen beibringe, Isphet?« erwiderte er. »Und dir auch, Yaqob? Es ist eine Kunst, die nur dann gefährlich ist, wenn man sie mißbraucht, genau wie Isphet gesagt hat. Und das kann bei jeder Kunst der Fall sein.«
    Ich rechnete damit, daß sie sich beide weigern würden, aber sie überraschten mich. Isphet spielte mit einem Stein, den sie unablässig in der Hand umdrehte.
    »Unter unseren Weisen gibt es einige, die die Kunst des Lesens und Schreibens beherrschen«, gab sie zu. »Und es gibt Orte, an denen die Schriftrollen und Bücher untergebracht sind, die sich im Lauf der Jahrhunderte angesammelt haben.
    Ich glaube, ich würde sie gern lesen wollen. Wenn es dir nichts ausmacht, Boaz«, fügte sie hastig hinzu.
    »Es wäre mir ein Vergnügen«, sagte er. »Und du, Yaqob?«
    »Das Buch ist wundervoll«, sagte er langsam, sah es an und erwiderte dann wieder Boaz’ Blick. In solchen Augenblicken verkrampfte sich immer alles in mir. Yaqob konnte so undurchsichtig sein, wenn er wollte, und ich fragte mich, ob seine Freundlichkeit Boaz’ gegenüber nur vorgetäuscht war.
    »Vielleicht sehe ich zu, wenn du Isphet ihre ersten Stunden gibst.«
    Boaz lächelte. »Dann wollen wir morgen abend damit anfangen.«

    Aber diese Nacht, die dritte seit Isphet ihren ersten Markierungsstein gefunden hatte, wartete mit ganz anderen Sorgen auf uns.
    Mehrere Stunden, nachdem ich eingeschlafen war, rüttelte Isphet mich wach.
    »Tirzah! Wach auf!«
    »Hmmm?«
    »Was ist los?« fragte Boaz, der schneller wach wurde als ich.
    »Neuf liegt in den Wehen.«
    Boaz und ich waren sofort hellwach. »Was können wir tun?« fragte er.
    »Du kannst gar nichts tun, Boaz«, erwiderte Isphet. »Aber Tirzah kann helfen.«
    »Neuf hat ihre Kinder immer mühelos zur Welt gebracht«, sagte Boaz, aber sein Tonfall war trotzdem besorgt.
    »Vielleicht, aber in einem bequemen Geburtspavillon und nicht unter freiem Himmel und nach all den Strapazen in den vergangenen Wochen. Tirzah, könntest du dich beeilen?«
    »Ruft mich, wenn ihr mich braucht«, sagte Boaz, dann führte mich Isphet zu einem kleinen Felskreis, der von zwei stacheligen Bäumen umgeben war. Kiath war da und hängte eine kleine Lampe an einen niedrigen Ast. Zwischen den Bäumen und Felsen waren Decken gespannt worden, um Neuf vor fremden Blicken zu schützen. Sie lag von Zabrze gestützt da; sein Gesicht war viel besorgter als das seiner Frau.
    »Ehrlich, Zabrze«, sagte sie. »Das ist ganz allein Frauensache.«
    »Nein, das ist auch meine Sache, Neuf«, erwiderte er. »Ich bleibe.«
    Und das tat er dann auch.
    Nachdem die Wehen eingesetzt hatten, schien alles trotz Neufs körperlich schlechtem Zustand gut zu verlaufen.
    Gegen Morgen half Zabrze seiner Gemahlin, sich in die Geburtsstellung zu begeben. Isphet krempelte die Ärmel hoch und bereitete sich darauf vor, ihr zu helfen, so gut sie konnte.
    »Pressen«, sagte sie, und Neuf warf ihr einen bösen Blick zu.
    »Ich habe darin wesentlich mehr Erfahrung als du«, fauchte sie, und Zabrze grinste Isphet über den Kopf seiner Frau schwach zu. Es war nicht sicher, ob er ihre Worte entschuldigen wollte oder über ihr Temperament erleichtert war.
    Aber Neuf preßte, und das Kind schlüpfte so problemlos, wie Boaz vermutet hatte, aus ihrem Schoß. Isphet säuberte sein Gesicht und seinen Mund und legte ihn dann in Neufs Arme.
    »Ein Junge«, sagte sie, und diesmal wußte ich, daß der Ausdruck auf Zabrzes Gesicht Erleichterung widerspiegelte.
    »Klein, aber stark«, bemerkte Isphet.
    In diesem Augenblick

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