Der Steinwandler pyramiden2
waren dabei, als Nzame das erste Mal gesprochen hat.«
»Wie konntet ihr dann entkommen? Niemand konnte diesem Bösen entkommen. Das Echo seiner Macht hat uns selbst hier noch berührt. Und nur das Böse hätte diese Berge finden können. Niemand…«
»Niemand außer Fetizza«, sagte Boaz und schnippte mit den Fingern. Fetizza hüpfte zurück zu ihm.
Der Blick des Mannes folgte den Bewegungen des Frosches, aber er sagte nichts.
»Unter uns sind viele Elementisten«, fuhr Boaz fort. »Wir brauchen Lehrer. Und die Frau, die du festhältst, ist eine von euch. Kennst du sie nicht? Isphet?«
»Das Böse hätte sich jedes Namens bedienen können, um die Ebene von Lagamaal zu überqueren«, sagte der Mann.
Boaz seufzte. »Hör mir zu. Bring Fetizza zu deinen Leuten. Laß sie sie von ihnen untersuchen. Sie…«
»Nein!« rief der Mann. »Das ist ein Trick! Verschwindet! Ihr seid nicht…«
»Shetzah!« rief Zabrze. »Ich könnte dich jetzt überwältigen, und wir würden einfach weiter dem Frosch folgen. Aber nein. Ich stehe hier und rede vernünftig mit dir. Nun, jetzt habe ich…«
»Ich schneide dieser Frau den Hals durch!« zischte der Mann.
»Greift mich an, wenn ihr wollt, aber das wird sie ihr Leben kosten!«
»Es reicht«, sagte eine milde Stimme, und ein Mann trat vor.
Er war in den Fünfzigern, vielleicht auch schon Anfang sechzig, und er hatte das freundliche Aussehen und das Benehmen eines Handwerksmeisters. Er war nicht so dunkel wie die meisten Südländer, mit seinem braunen Haar und graugesprenkeltem Bart. Seine Hände und seine Gesichtszüge sahen irgendwie rauh aus, und seine Augen waren haselnußbraun.
Es war nichts an seiner Kleidung oder seinem Benehmen, das ihn von anderen unterschied, doch er war ein Mann, der unglaubliche Gelassenheit ausstrahlte.
»Laß sie los, Naldi. Ich entschuldige mich, daß ich sie dir nicht angekündigt habe, aber bis vergangene Nacht wußten wir nicht, wer da über die Lagamaal zu uns kommt.«
Naldi ließ Isphet so schnell los, daß er beinahe das Messer hätte fallen gelassen, und als Isphet von ihm wegtrat, ergriff er die Hände des anderen Mannes und küßte sie.
Isphet stolperte von Naldi weg; sie war schneeweiß im Gesicht und hielt sich den Hals. Sie sah den Mann, der sie gerettet hatte, nicht an. Zabrze legte die Arme schützend um sie. »Bist du verletzt?«
Sie schüttelte den Kopf und drängte sich eng an ihn.
Zabrze richtete den Blick auf den Neuankömmling. »Wer bist du?«
»Mein Name ist Solvadale«, sagte er und streckte Zabrze die Hand entgegen.
Isphet schien es den Atem zu verschlagen und wandte sich ihm zu. Sie senkte den Kopf in tiefer Ehrfurcht. »Weiser! Mein Name ist Isphet. Ich kam von der Vierzigsten Stufe…«
»Ich kenne dich, und ich weiß, zu welcher Stufe du gehörst, und ich werde gleich mit dir sprechen, Isphet«, sagte Solvadale und wandte sich Zabrze zu.
Zabrze ergriff die Hand des Mannes und hielt sie fest. »Wir wollen euch nichts tun.«
»Ich weiß«, sagte Solvadale. »Aber wir konnten Naldi oder die anderen Wächter nicht rechtzeitig davon in Kenntnis setzen. Ich entschuldige mich noch einmal bei euch und bei Naldi für diese peinliche Szene.«
Naldi neigte den Kopf, offenbar geehrt, daß sich jemand wie Solvadale bei ihm entschuldigte. Jetzt, da er sich beruhigt hatte, konnte ich sehen, daß er ein freundlich aussehender Mann war, mit der üblichen dunklen Hautfarbe dieses Landes.
Er hielt Isphet die Hand mit einem verlegenen Lächeln hin.
»Hätte ich gewußt…«
Sie nahm seine Entschuldigung an, aber sie bewegte sich keinen Schritt von Zabrze weg.
Als Naldi zurücktrat, legte der Weise die Hand unter Isphets Kinn. »Du bist lange Zeit weg gewesen, Tochter. Wo ist Banwell, dein Gemahl?«
»Tot, Weiser. Schon seit zehn Jahren.«
»Ah, das betrübt mich. Er war mehr als nur ein guter Mann.«
Isphet nickte.
»Und du hast dich verändert, Isphet. Du hast eine große Verantwortung auf dich genommen. Und… du bist gesandt worden, um zu erleuchten.«
Isphets Gesichtsausdruck war genauso bestürzt wie der meine. »Woher weißt du das?«
»Die Soulenai haben vergangene Nacht zu uns gesprochen«, sagte Solvadale. »Sie haben uns vieles berichtet.«
Er ging an Isphet vorbei zu Yaqob, der sich zu uns gesellt hatte. »Willkommen, junger Mann. Wie lautet dein Name? Ah, Yaqob. Ein guter Name. Ja, aus dir werden wir etwas machen können.«
Und dann kam er zu mir. Genau wie bei Isphet hob er meinen Kopf leicht an.
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