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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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und sterben müssen.«
    Der Kelch glitzerte im Licht der Morgendämmerung, und Boaz legte die Hände um ihn, wie er sie um die Kugel gelegt hatte. Er sagte kein einziges Wort, aber ich verspürte eine seltsame Empfindung, genau wie in der Nacht, in der er die Locke meines Vaters von Stein zurück in Haar verwandelt hatte. Der Kelch sang leise; alle Elementisten in unserer Gruppe wurden gelöster und lächelten über das schöne Lied.
    Boaz bedeckte den Kelch mit einer Hand, und das Gefühl wurde stärker.
    Dann hob er die Hand und hielt den Kelch hoch, so daß alle sehen konnten, was nun geschah.
    Die häßlichste Kreatur, die ich je in meinem Leben gesehen hatte, schob den Kopf über den Kelchrand. Sie war so voller Warzen und Beulen, daß sie fast formlos war. Schwarze Augen verschwanden hinter schmalen Schlitzen, und das Maul war so breit, daß es sich fast über den halben Schädel erstreckte.
    Kleine kissenähnliche Füße erschienen am Kelchrand, dann stemmte sich die Kreatur aus dem Kelch und machte einen Satz nach Südsüdost.
    Es war ein Frosch, aber ich hatte noch nie zuvor einen so häßlichen Frosch gesehen. Er war auch sehr groß, und sobald er draußen war, konnte ich nicht verstehen, wie er überhaupt in den Kelch gepaßt hatte.
    Etwa zehn Schritt entfernt blieb er stehen, seine große Zunge drängte sich schmatzend zwischen den Lippen hervor. Er schaute zum Himmel, erbebte, dann vergrub er sich unter einem Stein.
    »Er mag die Sonne nicht«, sagte Boaz, »und wird nur nachts reisen. Ich schlage vor, wir ruhen uns aus, solange wir können, dann heute nacht wird es ein weiter… Sprung.«
    Und er grinste über seinen eigenen Witz und setzte sich.

    Wir ruhten uns an diesem Tag aus, und als wir zu Abend aßen, kam der Frosch unter dem Stein hervor und hüpfte an Boaz’
    Seite, wo er Krümel von seinem Teller stahl.
    »Boaz…« fing Isphet an.
    Der Frosch fixierte sie mit runden Augen und rülpste.
    Ich schlug die Hand vor den Mund und kicherte, dann lachten wir alle.
    »Falls ich Ashdod je zurückerobere und als Chad in königlicher Pracht herrsche«, sagte Zabrze schließlich, »werde ich der ersten Person, die erwähnt, daß ich mein Volk über die große Ebene geführt habe, indem ich einem Frosch folgte, persönlich den Kopf abschlagen.«
    Boaz tröpfelte etwas Wasser in das weit aufklaffende Maul des Frosches, und er schmatzte glücklich.
    Isphet fing noch einmal an. »Boaz, wie hast du das gemacht?
    Ich habe noch nie zuvor von dieser Fähigkeit gehört.«
    »Ich weiß es nicht, Isphet. Es schien das einzig Richtige zu sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Weisen werden dich auseinandernehmen und untersuchen wollen, Boaz. Richte dich darauf ein.«
    »Erst mal müssen wir dort ankommen. Fetizza wird uns den Weg zeigen.«
    Wieder mußten wir alle lachen. Fetizza bedeutete in Ashdod »schöne Tänzerin«.
    Boaz sah seinen Bruder an. »Solltest du je als Chad in königlicher Pracht herrschen, Zabrze, dann wirst du es Fetizza zu verdanken haben. Vielleicht kannst du sie bei Hofe tanzen lassen.«
    In diesem Augenblick entschied Fetizza, daß genug gesagt worden war. Sie schüttelte sich, legte den Kopf schief, um den Mond zu betrachten, dann hüpfte sie los.
    »Ihr nach!« rief Zabrze. »Folgt dem Frosch!«

    Und das taten wir. Fünftausend Menschen, Hunderte Kamele und Maultiere, sie alle folgten einem großen, häßlichen Frosch, der durch die steinige Landschaft hüpfte. Fetizza war schnell, und gelegentlich setzte sie sich auf einen Felsen, weil sie auf uns warten mußte. Dann gab sie ein vertrauliches Rülpsen von sich, sobald die erste Person sie erreichte, und hüpfte weiter.
    Gelegentlich jagte sie einem Käfer nach, aber für gewöhnlich erfüllte sie einfach nur ihre Aufgabe und führte uns zum nächsten großen Wasser. Es fiel nicht schwer, ihr in der Nacht zu folgen, denn das Mondlicht glitzerte auf ihrer schleimigen Haut, und Fetizza quakte ständig in einem monotonen Unterton, als wolle sie sich selbst unterwegs Geschichten erzählen.
    Wir folgten ihr in dieser Nacht, dann in einer zweiten. In der dritten Nacht waren immer noch keine Berge in Sicht, und das Essen wurde knapp. Aber die Moral war gut. Der Boden war nicht mehr eben, und von der vierten Nacht an stiegen wir ständig in die Höhe.
    »Bald sind wir da«, sagte Isphet in der sechsten Stunde dieser Nacht. »Bald.« Sie schaute nach vorn, konnte die Berge aber noch immer nicht sehen.
    Aber in der Morgendämmerung war es endlich

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