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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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ihr aus den Wänden zieht, verbinden. Bei diesem Ritus müßt ihr wie eine Person handeln.
    Stützt euch aufeinander, zieht Kraft aus den anderen. Könnt ihr das?«
    Nach kurzem Zögern nickten wir.
    »Ja«, sagte Boaz. »Das können wir.«
    »Isphet«, sagte Solvadale und nahm ihre Hand.
    »Normalerweise würdest du bei einem Elementenritus zu den Soulenai Verbindung suchen. Die Grenzen der Zuflucht im Jenseits berühren. Heute möchte ich nicht, daß du das tust.«
    »Was dann…?«
    »Wenn das Wasser heute aufwirbelt und du mit deinen drei Gefährten die Macht vereinst, will ich, daß du das Tal berührst.«
    Sie wich vor ihm zurück. »Aber das Tal ist dunkel… böse.«
    »Berühren, sagte ich, nicht betreten. Ich möchte, daß du das tust – und es darf nur ganz kurz sein –, weil das die einzige Möglichkeit ist, wie ihr Nzame verstehen könnt. Ich könnte einen ganzen Tag damit verbringen, euch von dem Tal und Nzame zu erzählen, aber das wäre unzulänglich gemessen an dem Wissen und Verständnis, das ihr erringen werdet, wenn ihr das Tal berührt.«
    »Es ist gefährlich«, sagte Boaz.
    »Ja, es ist gefährlich.« Solvadale schaute ihm fest in die Augen. »Aber ihr alle werdet irgendwann Gefahren gegenüberstehen, und ich will euch darauf vorbereiten. Zieht Macht aus den Elementen, die um euch herum in dieser Höhle sind, aber, und das ist viel wichtiger, zieht ebenso Macht aus euren Gefährten. Isphet, bist du bereit?«
    Sie holte tief Luft. »Ja.«
    »Und du, Boaz? Tirzah? Yaqob?«
    Wir sahen uns an und warfen uns gegenseitig ein aufmunterndes Lächeln zu. »Ja, wir sind bereit.«
    »Dann fang an, Isphet.«
    Sie war sehr ruhig, sehr sicher. Sie öffnete ihr Haar, genau wie ich auch, und sah uns nacheinander fest in die Augen.
    Dabei berührten wir mit der um uns herum befindlichen Elementarenergie eine Macht, die sehr stark war, dann berührten wir einander, teilten unsere Macht miteinander, halfen uns gegenseitig.
    Isphet wandte sich dem Teich zu, dann schwenkte sie den Arm.
    Das Wasser erzitterte, dann wirbelte es im Kreis umher, gewann an Geschwindigkeit, bis es wie ein großes, wütendes Tier durch den Teich raste.
    Farben blitzten auf, blau, gold, grün, und vermengten sich, wurden von dem tobenden Wasser gefangen, bis sie nur noch ein Schemen aus Licht waren.
    Ich konnte die anderen spüren, in mir und um mich herum, und wir schenkten uns Trost und Kraft, und wir teilten die Kraft miteinander. Irgendwie war ich mir bewußt, daß die Weisen uns beobachteten, aber sie waren jetzt bedeutungslos geworden.
    Da waren nur noch wir vier, die jetzt wie einer waren, und das wirbelnde Wasser.
    Isphet leitete uns weiter, aber ich konnte Boaz’ Macht fühlen, die uns alle stützte, und ich glaube, Isphet ging damit auf einen Wunsch von Boaz ein, denn sie brachte uns nicht direkt ins Tal.
    Statt dessen sahen wir Ashdod.
    Das Land.
    Wir sahen es wie von hoch oben vom Himmel, als seien wir Vögel, die auf einer Luftströmung kreisten und einen sicheren Platz zum Nestbauen suchten.
    Aber es gab keinen Platz zum Landen.
    Wir weinten, denn Ashdod war größtenteils zu Stein geworden.
    Von der Pyramide breitete sich der Stein wie ein todbringendes Netz aus. Es erstreckte sich bis fast zu den Grenzen von Ashdod, und an einigen Stellen tasteten sich Steinfinger in die Nachbarreiche vor. Der Stein hatte sich über das Land, die Stadt und die Palmenhaine ausgebreitet, allein das große, sich dahinschlängelnde Band des Lhyl war verschont geblieben.
    Aber die Schilfbänke waren aus Stein, und die Frösche waren verstummt.
    Gruppen von Steinmännern wankten umher, zerbröckelten, stöhnten. Manchmal schlurften sie ziellos vor sich hin, manchmal trieben sie Gruppen schreiender, panikerfüllter Menschen auf das Riesenmaul der Pyramide zu.
    Nzame schrie: Füttert mich!
    Und wir wichen zurück.
    Der Juitsee, dachte ich, und auf irgendeine Weise teilte sich der Gedanke meinen drei Gefährten mit. Im nächsten Augenblick sahen wir den See, dessen Wellen sanft und traurig gegen die steinernen Schilfbänke und das Marschland schlugen. Versteinerte Juitvögel lagen tot am Ufer des seichten Sees.
    Ich weinte, und ich fühlte, wie die anderen mit mir weinten.
    Das Haus, das wunderschöne Haus, in dem ich einst von einem friedlichen Leben mit Boaz geträumt hatte, brach fast unter dem Steindach zusammen.
    Als die Sicht schärfer wurde, sah ich einen umherstampfenden Steinmann, der über den Steinpfad zur Steinanlegestelle schlurfte

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