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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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die Geistesgegenwart –, die Boaz gerade gezeigt hatte.
    Hätte er nicht gehandelt, wäre uns Nzame sicherlich in die Kammer gefolgt, hätte sie zusammen mit uns betreten.
    »Das ist das Tal«, sagte Solvadale schließlich, dessen Gesicht langsam wieder Farbe bekommen hatte. »Und das ist Nzame.
    Er ist eines der vielen Wesen, die in dem Tal existieren. Eines, das die Gelegenheit ergriffen hat, die die Pyramide bot. Wie ihr gesehen habt, könnten andere folgen, sobald Nzame für sie den Weg freimacht.«
    Boaz hob den Kopf. »Habt ihr gewußt, daß Nzame uns sehen würde… uns berühren würde?«
    »Wir haben es vermutet«, erwiderte Xhosm. »Und wir haben uns davor gefürchtet, aber das war eine Prüfung für euch.
    Wenn ihr diese Begegnung überlebt, dann habt ihr auch das Vermögen, die letzte Schlacht mit Nzame zu überleben.«
    »Willst du damit sagen, daß ihr nicht nur unser Leben aufs Spiel gesetzt habt, sondern das eines jeden in dieser Kammer und letztlich aller in der Kluft?« fragte ich.
    »Hättet ihr versagt«, erwiderte Solvadale leise, »und wären wir getötet worden, dann wären wir eben gestorben.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ihr habt es gut gemacht. So gut, wie wir gehofft hatten. Wollen wir noch länger auf dem Boden sitzen?«

    Wir kehrten in den Wassersaal zurück.
    »Boaz«, fragte Caerfom, »was haben sich die Magier nur dabei gedacht, die dunklen Mächte des Tals auf diese Weise zu erschließen?«
    Boaz seufzte und rieb sich das Gesicht. »Die Pyramide ist eine Art Brücke. Das eine Ende sollte in die Unendlichkeit reichen, aber die Magier glaubten, sie würden zusätzliche Macht dazu brauchen. Also mußte das andere Ende der Brücke das Tal berühren. Wir wußten nicht, was das Tal wirklich darstellt. Wir hielten es für eine Machtquelle, die Macht der Schöpfung.«
    »Es wurde während der Schöpfung zur Seite gelegt«, sagte Solvadale. »Es ist das, was die höchsten Wesen, die die Schöpfung lenkten, als schlecht und böse erkannten und darum in diesem Tal einsperrten. Jetzt haben die Magier eine Tür dort hinein geöffnet.«
    »Wir hielten es nur für eine Quelle«, wiederholte Boaz ruhig.
    »Ein Behältnis. Unverfälschte Macht, zu keinen Gefühlen fähig. Wir haben nicht erkannt, daß sie denken kann. Oder daß sie frei sein wollte.«

12

    Wir saßen auf einer kühlen Felsplatte unter einem Felsvorsprung, Boaz und ich. Zu unseren Füßen plätscherte das Wasser des Flusses ans Ufer. Über uns ragten die Wände der Kluft in den Abendhimmel. Die Bewohner der Kluft erholten sich von der Last des Tages, teilten Mahlzeiten mit Freunden, Nachbarn, Geliebten. Ich fragte mich, ob sie auch ihr Lachen miteinander teilten.
    Vermutlich wenig oder gar nicht, denn die Stimmung hier unten war gedämpft. Unaufhaltsam kroch die Versteinerung auf uns zu. Späher berichteten, daß ein großer Teil der Ebene von Lagamaal zwischen dem Lhyl und den Bergen der Kluft bereits von Nzames Stein verschlungen war. Nzame würde nach diesem idyllischen Leben hier greifen, wenn nicht in dieser Woche, dann in der nächsten oder eben in sechs Wochen. Hier gab es Nahrung für ihn.
    Hier gab es uns.
    »Jedesmal, wenn wir die Macht als Gruppe ergreifen, weiß Nzame darüber Bescheid«, sagte Boaz leise. »Am Juitsee, jetzt hier.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Tun? Oh Tirzah, weißt du es denn nicht mehr? Ich soll die Macht der Eins mit dem verdammten Lied der Frösche vereinen und uns alle retten.«
    »Boaz, hör auf, eines Tages wirst du entdecken…« begann ich.
    »›Eines Tages‹ ist zu spät, für uns ebenso wie für diese dahinstolpernden Steinmänner. Oh ihr Götter, Tirzah. Hast du ihn gesehen? Memmon? Wie er tagein, tagaus diesen Pfad entlangstolpert? Hält er nach mir Ausschau, damit ich ihn…«
    »Hör auf damit, Boaz! Es reicht, wenn Zabrze Tag und Nacht durch die Gänge schleicht und sich Vorwürfe macht, daß er zur Untätigkeit verdammt ist, da mußt du es ihm nicht gleichtun!«
    Zabrze hatte seit Wochen nur wenig gehört. Überall war nur noch Stein, Stein, der sich nach Osten und Westen, Norden und Süden ausbreitete, und Steinmänner, und es gab nichts Neues von den Boten, die er in die Nachbarländer geschickt hatte. Waren sie durchgekommen? Oder stapften sie jetzt auch ungefüge daher… und stöhnten?
    Ich bedauerte meinen scharfen Ton und legte die Arme um Boaz.
    Wir saßen schweigend da und sahen zu, wie ein Frosch aus dem Fluß kam. Fetizzas Frösche zählten nun nach Tausenden und

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