Der Steinwandler pyramiden2
Luft, als er neun Männer seines Kommandos hilflos am Boden liegen sah.
Kiamet hatte recht gehabt. Die Steinmänner konnten nicht wieder aufstehen, ihr Gewicht und ihre Unbeweglichkeit hielt sie am Boden. Sie stöhnten wieder und schlugen mit den Armen um sich, aber das half ihnen nicht.
Kofte alarmierte die noch stehenden Steinmänner. Sie lösten die Formation auf und begaben sich in alle Richtungen, ihre Arme beschrieben so großen Bogen, daß sie meiner Meinung nach bestimmt in den Himmel aufgestiegen wären, hätten sie nur nicht dieses Gewicht gehabt.
Zabrze gab noch ein Signal, und Gruppen aus neun oder zehn Männern pirschten sich vorsichtig nach vorn. Ihre Schwerter hingen zwar nun nutzlos in den Scheiden an ihren Seiten, dafür waren sie aber mit starken Seilen bewaffnet.
Jede Gruppe nahm sich einen Steinmann vor. Sie wartete, bis er ihnen den Rücken zuwandte, dann warfen sie Schlingen über Steinarme oder Köpfe und rissen die Kreatur zu Boden.
Sobald ein Steinmann gestürzt war, löste die Gruppe das Seil und wandte sich dem nächsten zu.
»Ich muß sie unterstützen!« hörte ich Yaqob neben mir murmeln, dann lief er los, schoß zwischen den Felsen her, um sich dem Kampf anzuschließen.
»Nein!« rief ich und wäre ihm hinterhergeeilt, hätte Isphet mich nicht festgehalten.
Und dann wurde mir bewußt, daß Boaz weg war.
Ich sah mich verzweifelt um. Ich hörte Kofte kreischen, und ich riß den Kopf herum.
»Nein!« stöhnte ich.
Boaz näherte sich langsam und geduckt Kofte; er hatte nicht einmal ein Schwert in der Hand.
»Nein«, stöhnte ich erneut, und in diesem Augenblick schrie Isphet. »Yaqob!«
Ich schaute hin, und dann schrie auch ich.
Yaqob, der dumme Yaqob, hatte einen Steinmann allein umstoßen wollen. Er hatte es auch geschafft; der von ihm ausgewählte Mann war umgefallen – aber er war auf Yaqob gefallen, und jetzt war von Yaqob nichts mehr zu sehen als eine rote Lache, die um den Steinmann herum immer größer – wurde. Und ich konnte mir nicht vorstellen, daß das Blut Nzames Kreatur gehörte.
14
Isphets Griff lockerte sich, und ich riß mich los – und zögerte, denn ich wollte gleichzeitig zu beiden Männern laufen.
»Zu Yaqob, du Närrin!« zischte Isphet. »Boaz steht noch und kann selbst auf sich aufpassen.«
Da hastete ich mit Isphet an meiner Seite durch die Schlucht.
Noch immer irrten Steinmänner und Soldaten zwischen den Felsen umher, und wir mußten ausweichen, als ein Steinmann auf uns zukam.
Einen kurzen Moment konnte ich einen Blick auf sein Gesicht werfen, und darin stand solche Verzweiflung geschrieben, daß ich aufschrie und stehengeblieben wäre, hätte Isphet mich nicht weitergezerrt.
»Hier entlang, du dummes Ding!« rief sie und zerrte mich zwischen zwei Gruppen aus kämpfenden Steinmännern und Soldaten entlang.
Ich stieß mir heftig den Zeh an einem Stein und ächzte vor Schmerz, aber Isphets Griff wurde nur noch fester, und sie zog mich zu der Stelle, an der der Steinmann auf Yaqob lag.
Im ersten Augenblick glaubte ich, er sei völlig zerquetscht worden. Es war nichts außer dem größer werdenden roten Fleck neben dem Steinmann von ihm zu sehen. Dieser stöhnte immer noch und ruderte vergeblich mit den Armen durch die Luft.
Isphet duckte sich auf die andere Seite des Steinmannes.
»Tirzah! Schnell!«
Ich folgte ihr, und die blindlings zupackenden Steinfinger verfehlten gerade noch mein Haar.
Yaqob lag da, mit aschfahlem Gesicht, aber bei Bewußtsein.
Von der Hüfte abwärts wurde er von dem steinernen Gewicht niedergedrückt.
»Verschwindet«, knirschte er. »Es ist sinnlos, daß ihr…«
»Halt den Mund«, sagte Isphet und legte eine Hand auf die Brust. »Sein Herz rast, schlägt aber noch immer stark«, sagte sie zu mir. »Das Gewicht des Steinmannes hat das Verbluten verhindert.«
»Was sollen wir tun?« flüsterte ich und nahm Yaqobs Hand.
»Warten. Wir warten, bis uns ein paar der Soldaten helfen können.«
Isphet hob Yaqobs Kopf, so daß sie ihn auf ihren Schoß betten konnte, und sie streichelte sein Haar und murmelte ihm etwas zu, versuchte mit ihrer Stimme den Schmerz zu lindern.
»Wenn doch bloß…«, murmelte ich, und dann sah ich ein paar Schritte entfernt einen toten Soldaten liegen.
»Tirzah!« rief Isphet, als ich auf die Füße sprang, und Yaqob riß alarmiert die Augen auf, aber ich ging nicht weit. Ich packte das Schwert des Soldaten und kauerte wieder neben Yaqob nieder.
»Isphet, komm schon, wir können
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