Der Steinwandler pyramiden2
starrte sie Holdat so lange an, bis er ihr ein wenig Brei und Fleisch gab, dann hüpfte sie zur nächsten Felsspalte, betrachtete sie sorgfältig und quetschte sich irgendwie hinein.
Sobald Fetizza ihre Spalte für die Nacht ausgesucht hatte, wurde das Lager so aufgeschlagen, daß wir nördlich und östlich von ihr lagen. Niemand wollte mitten in einem kalten Fluß aufwachen.
Hinter uns erstreckte sich wieder zum Leben erwecktes Land, zu unseren Seiten und vor uns erstreckte sich der Stein, nur von den kleinen Nachbildungen der Pyramide unterbrochen.
Die Augen beobachteten uns noch immer, und manchmal glaubte ich sie blinzeln zu sehen.
Nzame belästigte mich auf dem Ritt nach Setkoth nicht.
Vielleicht war ich nachts so erschöpft und unerreichbar – von den Anstrengungen des Ritts und den Nachwirkungen unserer Bemühungen, die Steinmänner wiederzubeleben. Sobald ich die Augen schloß, versank ich in einem tiefen Schlaf, und ich erwachte erst, wenn Boaz mich sanft an der Schulter rüttelte und sagte, daß es Zeit zum Aufstehen sei.
Doch nun, da ich gut schlief, hatte Boaz oft dunkle Ringe unter den Augen, und ich fragte mich, ob Nzame jetzt seinen Schlaf heimsuchte. Aber ich sprach ihn nicht darauf an. Er würde mir ohnehin nur sagen, daß er gut schlief, und daß er den Dämon besiegen würde, wenn er ihm einst in der Kammer zur Unendlichkeit gegenüberstünde.
Ich mochte es nicht, wenn Boaz mich anlog, also bohrte ich nicht weiter nach.
Wir ritten zwölf Tage, bis wir den Lhyl erreichten. Er bahnte sich seinen Weg immer noch friedlich durch die leblose Landschaft, umgeben von steinernen Schilfbänken.
»Warum kann Nzame das Wasser nicht verändern?« fragte ich Boaz, als wir eines späten Nachtmittags an seinem Ufer die Pferde zügelten.
»Vielleicht weil es aus den Tränen der Soulenai entsprungen ist«, antwortete er. »Es trägt zu viel Magie in sich.«
Fetizza wurde unruhig, und er band sie von seinem Rücken los und setzte sie auf den Boden.
Sie hüpfte durch das Steinschilf und sprang mit einem gewaltigen Platscher in den Fluß.
»Sieh nur!« rief ich. Wo immer die Wassertropfen gelandet waren, hatte sich der Stein in Grün verwandelt.
Ich lächelte Boaz an. »Ich glaube, nichts kommt der Magie von Fetizza gleich, und sie war deine Schöpfung, Geliebter.«
Er erwiderte das Lächeln. »Unsere Schöpfung, denn sie wurde aus deinem Kelch geboren.«
In dieser Nacht lagerten wir entlang des Flusses. Setkoth befand sich einen Tagesritt entfernt, und wir alle bemühten uns sehr, an diesem Abend fröhlich zu sein. Wer konnte schon wissen, welche Schrecken Setkoth für uns bereithielt.
Wir badeten und planschten herum – selbst den Pferden schien der Fluß zu gefallen, und sie tollten an seinem Ufer umher.
Und wo auch immer Wassertropfen landeten, breitete sich das lebende Grün aus. Als das Abendessen bereitet war, waren beide Ufer des Lhyl hundert Schritt vor und hinter dem Lager grün und duftend.
Holdat winkte uns zum Lagerfeuer, aber statt uns unsere Teller zu geben, nahm er einen Eimer und kippte seinen Inhalt vor Boaz, Isphet und mir aus.
Hunderte winziger Steinfrösche.
»Ich bin den ganzen Abend am Ufer entlanggegangen und habe nach ihnen gesucht«, sagte er. »Fetizzas Bemühungen haben das Schilf wieder zum Leben erweckt. Jetzt brauchen wir das Lied, um in den Schlaf gesungen zu werden.«
Iraldur, der sich neben Zabrze gesetzt hatte, sah zu, wie wir lachend einen Frosch nach dem anderen zurückverwandelten.
Es fiel viel leichter als bei den Menschen. Nicht nur waren sie kleiner als Steinmenschen, ihre Lebenskraft war auch viel stärker.
»Werdet ihr das mit jedem Geschöpf in Ashdod machen müssen?« fragte Iraldur.
Isphet und ich seufzten, und ich überließ es Boaz, die Frage zu beantworten.
»Ich hoffe nicht, Iraldur. Ich hoffe es wirklich nicht. Sobald Nzame weg ist, hoffe ich, daß das Land und alle seine Geschöpfe wieder zum Leben erwachen.«
Ich schlug den Blick nieder und ließ den letzten Frosch in die Dämmerung hinaushüpfen. Zumindest für mich hatte der Abend seine Fröhlichkeit verloren.
Setkoth war ein Steingrab.
In meiner Erinnerung war es eine farbenfrohe Stadt, beinahe schon unanständig lebendig. Sie hatte sich zu beiden Seiten des Flusses ausgebreitet und in der Sonne gefunkelt; Fahnen und frisch gewaschene Wäsche hatten in der Brise geflattert; die Straßen waren voll von Geschäften des Handels und des Verbrechens, braune Gesichter lugten aus den
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