Der Steinwandler pyramiden2
solche Erschütterung verursachen konnten, daß man sie noch eine Meile weit spüren konnte.
»Tirzah!« brüllte Kiamet hinter mir, dann ergriff er mich mit seinen starken Armen und zerrte mich weg.
Bumm. Bumm. Bumm.
»Was…?« stieß ich hervor, während ich darum kämpfte, mich von dem Schock durch Kiamets Angriff zu erholen.
»Was ist das?«
»Steinmänner!« keuchte er und zerrte mich tiefer in die Dunkelheit. »Überall!«
Und, bei den Göttern, da waren sie! Ich schrie auf, als eine steinerne Gestalt aus dem Zwielicht kam, die Arme umherwirbeln ließ, das Gesicht zu einer verzweifelten Grimasse verzerrt. Sie traf Kiamet an der Schulter. Wir stürzten beide zu Boden und rollten uns weg, als ein Steinfuß keine Handbreit von meinem Gesicht entfernt zu Boden krachte.
Trotz seiner Verletzung riß mich Kiamet hoch. Wir liefen los, duckten uns an Körpern aus Fleisch und Blut und aus Stein vorbei.
Es gab keinen Ort, an dem wir uns verstecken konnten. Keine Zuflucht. Es gab nichts als flachen Felsen, der den Steinmännern half. Boaz! Isphet!
Kiamets gesunder Arm faßte mich fester, er zog mich nach links, dann wendeten wir uns nach rechts. Vor uns ragte etwas Riesiges auf, und wir duckten uns, rollten uns ab, standen wieder auf und flohen weiter.
Ich schluchzte vor Angst, denn ich war sicher, sterben zu müssen. Überall waren Steinmänner! Zwischen ihnen kämpften Soldaten, viele Steinmänner stürzten zu Boden… aber es waren Tausende von ihnen. So viele… so viele.
»Sie haben die Schlachtordnung aufgelöst, bevor Zabrze angreifen konnte«, erklärte Kiamet und suchte in der Dunkelheit nach der nächsten Bedrohung. »Sie liefen Amok… in alle Richtungen.«
»Oh ihr Götter, Kiamet! Was können wir tun?«
»Nichts, außer versuchen zu überleben.« Wir liefen weiter, duckten uns, sprangen über Felsbrocken, entgingen einem Steinarm nur um Haaresbreite, einem anderen nur durch Glück, weil ich stolperte, mir das Bein verrenkte und Kiamet mit zu Boden riß.
»Was ist mit Boaz? Isphet? Da ist niemand…«
Ein lautes Poltern, und wir rollten uns wieder weg und kämpften uns hoch.
»Ich kann nichts tun. Ich kann nur einen von euch retten. Und selbst die…«
Schmerz durchzuckte mein Bein, und ich fragte mich, ob ich es gebrochen hatte. Ich konnte es kaum belasten, und ich glaube, daß Kiamet mich von da an buchstäblich trug.
Wir blieben stehen, suchten nach einem Fluchtweg, aber es schien keinen zu geben. Da waren mehr Steinmänner als Soldaten, mehr Fallen als freie Wege.
Dann tauchte der absolute Schrecken vor uns auf.
Chad Nezzar. Geschwärzte Haut hing in Streifen von seinem Gesicht und seinem Körper, aber ich erkannte ihn sofort. Er trug einen Säbel, und er hievte ihn mit beiden Händen in die Höhe. Er öffnete den Mund… und Nzames Stimme ertönte.
Was wäre dir lieber, Tirzah? Der Tod? Oder die Unendlichkeit in meiner Umarmung?
Ich schrie, bis ich glaubte, meine Kehle würde zerreißen.
Kiamet schlug mich. Nicht hart, aber es reichte, um meinen Schreien ein Ende zu machen.
Was wäre dir lieber, Tirzah? Der Tod? Oder die Unendlichkeit in meiner Umarmung? Chad Nezzar kann tun, was du willst. Sein Körper gehört jetzt mir. Gefällt er dir?
Möchtest du, daß…
Hinter der grotesken Puppe zischte eine Klinge durch die Luft und trennte ihr den Kopf von den Schultern.
Iraldur. Blut strömte aus einer Wunde an seinem Kopf und noch mehr aus einer Verletzung an seiner Schulter. »Bring sie hier weg, du Narr!« brüllte er Kiamet an. »Oder ich hole mir auch deinen Kopf!«
Kiamet nahm ihn beim Wort und zerrte mich weiter… in das Chaos hinein.
Ich hatte jetzt so viel Angst, daß ich weder schreien noch weinen konnte, sondern mich nur noch an Kiamet festklammerte. Ich war fest davon überzeugt, sterben zu müssen, daß wir alle sterben würden. Es gab nichts außer zuschlagenden Armen, nichts als sich zusammenzukrümmen und darauf zu warten, daß…
Tirzah! Tirzah!
Erst jetzt fand ich den Atem, um nun doch zu schluchzen. Oh nein! Nicht er! Nicht schon wieder er!
Tirzah! Tirzah!
»Tirzah!« keuchte Kiamet mir ins Ohr. »Sieh doch, verdammt, sieh doch mal!«
Ich hob den Kopf. Dann riß ich meine Augen auf, fest davon überzeugt, daß ich in meiner Panik halluzinierte.
Etwa dreißig Schritt entfernt stand Avaldamon und winkte energisch. Ich blinzelte erneut. Ja, Avaldamon. Geisterhaft, ja, aber zweifellos Avaldamon.
Kiamet zerrte mich auf den Geist zu, und keiner von uns dachte
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