Der Steinwandler pyramiden2
wird.
Und in diesem Augenblick begriff ich plötzlich. Mir wurde klar, warum das Lied der Frösche so wichtig war. Warum die Soulenai darauf bestanden hatten, daß Boaz es anwenden konnte. Vor Erstaunen blieb mir der Mund offen stehen.
Sag ihm, er soll gehen! Es gibt keine andere Möglichkeit!
Sag ihm…
Meine Entdeckung hatte mich so verblüfft, daß ich Nzame keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Das war ein Fehler.
Er packte mich an den Haaren und riß mir den Kopf nach hinten. Ich wollte schreien, aber es kam kein Ton heraus.
Tirzah, hör mir gut zu. Er will mit mir verschmelzen, die Macht der Eins in der Pyramide dazu benutzen, um mit mir zu verschmelzen und mich dann über alle Schranken hinweg in die Unendlichkeit zerren.
Aber, süße Tirzah, da gibt es eine Falle, von der er noch nichts weiß. Soll ich sie dir verraten? Ja, ich werde es tun.
Tirzah, du und er seid in der Macht und der Liebe so eng miteinander verbunden, daß ich ihm im Augenblick unserer Vereinigung entkommen kann.
Er verstummte. Mittlerweile schluchzte ich vor Entsetzen.
Wie hatte ich nur so dumm sein können, bei diesem Dämon meine Wachsamkeit zu vernachlässigen?
Wohin, Tirzah? Na, was denkst du? In deinen Schoß, Tirzah.
Ich glaube, ich werde in deinem Schoß zu neuer Stärke heranwachsen. Wenn Boaz sich mit mir vereinigt, dann wird sein Bund mit dir mir einen winzigen Augenblick lang als Brücke dienen… eine Brücke zu dem winzigen, zerbrechlichen, verletzlichen Körper, den du in deinem Schoß beherbergst. Was wirst du machen, Tirzah, wenn du allein zurückgelassen umherstreifst, während Boaz in der Unendlichkeit verweilt und ich in deinem Schoß heranwachse?
Was wirst du dann tun? Was wirst…
Ich schrie und schoß mit solcher Gewalt hoch, daß ich mir den Kopf am Bettgestell stieß.
Boaz packte mich. »Tirzah? Tirzah, was ist denn?«
Ich konnte nicht antworten. Ich schlug die Hände vor mein Gesicht und schluchzte.
»Er lügt, Tirzah. Was auch immer er gesagt hat, es ist eine Lüge.«
»Boaz…«
»Glaube ihm nicht.«
»Boaz, würdest du mit mir nach Viland kommen, wenn ich dich darum bäte? Würdest du…«
»Tirzah!« Er löste sanft meine Hände vom Gesicht, damit er mir in die Augen sehen konnte. »Tirzah«, sagte er leise aber bestimmt. »Wenn ich Nzame in der Pyramide weiter wachsen lasse, wird es nirgendwo mehr sicher sein. Ich muß morgen dort hineingehen. Ich muß es tun.«
»Wirst du zurückkommen?«
Er schwieg und senkte den Blick.
»Ich weiß, was du tun wirst. Ich glaube, was Nzame mir gesagt hat, denn es ergibt sehr wohl Sinn. Du wirst deine Macht als Magier benutzen, um ihn in die Unendlichkeit hineinzuziehen.«
»Aber ich werde nicht dort bei ihm bleiben.«
»Nein«, sagte ich bitter. »Du wirst nicht in der Unendlichkeit bleiben, aber du wirst in der Zuflucht im Jenseits gefangen sein.«
Ich wußte, was das Lied der Frösche zu bedeuten hatte. Boaz würde die Macht der Eins dazu benutzen, um Nzame in die Unendlichkeit zu ziehen, dann würde er auf seine Fähigkeiten als Elementenmeister und die Macht des Liedes der Frösche zurückgreifen, um aus der Unendlichkeit in die Zuflucht zu fliehen. Aber dort würde er bleiben müssen. Es gab keinen Weg von der Zuflucht im Jenseits zurück ins Diesseits.
»Manchmal müssen wir uns mit dem abfinden, was uns gegeben wird«, sagte Boaz. »Tirzah, es tut mir so leid. Aber das ist die einzige Möglichkeit.«
Ich senkte den Kopf und weinte. »Ich will einen lebenden Gemahl in meinen Armen halten, keinen toten, der mit seinem Vater in Frieden vereint ist.«
»Tirzah…«
»Boaz, ich trage ein Kind von dir.«
»Das kann nicht sein!«
»Der Schaden, den du angerichtet hast, war nicht von Dauer. Ich bin gesund geworden, es hat sehr lange gedauert, aber ich bin gesund geworden.« Ich versuchte zu lächeln. »Dieses Kind haben wir während unserer Ausbildung in der Kluft gezeugt.«
Ich merkte, wie mir die Tränen kamen, und ich brauchte einen Augenblick, um sie fortzublinzeln. »Nzame hat gesagt, daß unsere Liebe und Macht eine Brücke zwischen uns errichten wird, solltest du dich mit ihm verbinden, und er hat gesagt, daß er sich in dem Kind einnisten wird. Er sagte… er sagte, er würde in meinem Schoß heranwachsen, während du…«
»Warum hast du mir nicht früher gesagt, daß du ein Kind erwartest?«
»Ich habe länger als zwei Monate gebraucht, um es selbst glauben zu können, und dann dachte ich, du würdest darauf bestehen, daß ich in
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