Der sterbende Detektiv - Roman
schon, was es wird?«, fragte Johansson und nickte in Richtung ihres runden Bauches, als sie sich wieder gesetzt hatte.
»Ein Mädchen. Ich konnte es nicht abwarten, also habe ich gefragt«, antwortete sie.
»Und der Vater? Auch bei der Polizei?«
»Keineswegs. Er ist Filmwissenschaftler. Arbeitet an der Uni.«
»Das hört man gern«, meinte Johansson.
»Was kann ich für dich tun, Lars?«
»Ich bräuchte eine DNA-Analyse. Eine heikle Geschichte. Falls es einen Treffer gibt, darf nichts durchsickern.«
»Und um was für einen Fall geht es?«
»Einen unaufgeklärten Sexualmord an einer Neunjährigen vor gut fünfundzwanzig Jahren, inzwischen verjährt.«
»Yasmine Ermegan?« Lisa Mattei sah ihn an.
»Ja«, sagte Johansson.
»Du hast den Fall also gelöst?«
»Ja«, sagte Johansson. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Täter gefunden habe. Außerdem lebt er noch.«
»Jetzt werde ich doch etwas neugierig«, sagte Mattei. »Wieso interessierst du dich plötzlich für den Mord an Yasmine? Das ist doch gar keiner von deinen alten Fällen?«
»Ich brauchte eine Beschäftigung, als ich in der Klinik lag.«
»Du bist wirklich noch ganz der Alte, Lars«, stellte Lisa Mattei fest.
»Geht so«, erwiderte Johansson. »Ehrlich gesagt, ging es mir auch schon besser. Hier hast du seine DNA plus eine Haarspange, von der ich glaube, dass sie dem Opfer gehört hat«, sagte er und legte seine zwei Plastiktüten auf den Schreibtisch.
»Blut«, sagte Mattei und hielt die Tüte mit der Papierserviette in die Höhe.
»Ja«, sagte Johansson. »Manchmal muss man sich eben den Gegebenheiten anpassen. Wir können später darüber sprechen«, meinte er und zuckte mit den Achseln.
»Und die Haarspange soll also Yasmine gehört haben?«
»Ja«, sagte Johansson. »Ich glaube nicht, dass sie uns weiterbringt, aber das ist schließlich eine akademische Frage, die einen Versuch wert ist. Ich habe selbst noch eine Frage: Kann das als eine Angelegenheit mit Sicherheitsstufe betrachtet werden?«
»Falls es einen Treffer ergibt, definitiv. Ich vermute, du weißt, wer Yasmines Vater ist?«
»Ja«, antwortete Johansson. »Und im Augenblick?«
»What are friends for«, erwiderte Mattei lächelnd. »Außerdem arbeite schließlich ich hier«, meinte sie noch.
»Lass von dir hören«, sagte Johansson und erhob sich. »Und pass auf dich auf.« Er nickte in Richtung ihres dicken Bauches.
»Du auch, Lars«, erwiderte Mattei.
Nach dem Mittagessen kam Johansson ein Gedanke. Er stellte eine rasche Überlegung an und beschloss, gegen seine Vorsätze zu verstoßen. Er rief einen seiner alten Kontakte bei der Solnaer Polizei an und begann mit einer direkten Frage.
»Toivonen«, sagte Kommissar Toivonen von der Kripo Solna.
»Johansson«, sagte Johansson.
»Unglaublich«, erwiderte Toivonen. »Wie geht es dir?«
»Gut«, antwortete Johansson. »Kannst du immer noch so gut den Mund halten wie früher?«
»Noch besser«, antwortete Toivonen. »Man wird schließlich immer müder. Ich habe kaum noch die Kraft, mich mit mir selbst zu unterhalten«, verdeutlichte er. »Womit kann ich dir helfen.«
»Kannst du überprüfen, ob gestern Abend eine Anzeige eingegangen ist? Anlässlich einer Körperverletzung auf dem Parkplatz auf dem Torget. In Frösunda. Gegen zehn Uhr abends.«
»Eine Sekunde«, sagte Toivonen.
Es dauerte zwar fast fünf Minuten, aber er erhielt seine Auskunft.
»Entschuldige, dass es etwas gedauert hat. Computerprobleme«, erklärte er. »Ich musste direkt mit dem Kollegen sprechen, der den Fall betreut. Was hältst du davon? Schwerer Raubüberfall. Der Kläger, der übrigens Staffan Nilsson heißt
und Jahrgang 1960 ist, wurde kurz vor zehn gestern Abend, auf dem Heimweg beraubt. Er hatte im selben Viertel ein Restaurant besucht.«
»Schwerer Raub?«
»Ja«, sagte Toivonen. »Es waren laut Kläger mindestens zwei Täter, möglicherweise auch drei, die übliche Sorte seiner Beschreibung nach. Sie hätten ihm seine Rolex aus Gold und Stahl abgenommen, eine Geldklammer aus Gold mit zwölftausend Kronen in Scheinen, eine goldene Halskette sowie einen Siegelring aus Weißgold, den er an der linken Hand trug. Wert insgesamt etwa hundertfünfzigtausend Kronen. Das stellt ja schon fast eine Herausforderung dar, so herumzulaufen. Oder er hat eine verdammt gute Versicherung.«
»Zeugen?« Das wird ja immer besser, dachte Johansson.
»Niemand sah den eigentlichen Vorfall. Ein älteres Paar machte seinen
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