Der sterbende Detektiv - Roman
unwahrscheinlich und zwar nicht so sehr im Hinblick auf die Umstände, sondern weil diese aus dickeren Fäden mit einer anderen Struktur gewebt würden.
Übrig blieb die kleine Daune, über die ihm jedoch die nötigen Kenntnisse fehlten. Da er ebenso pflichtbewusst und pedantisch war wie sein Kollege von der kriminaltechnischen Abteilung, hatte er sie einem seiner alten Lehrer von der Universität Stockholm geschickt. Dem Professor, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Ornithologie, bereitete diese Aufgabe keinerlei Mühe.
Er faxte seine Stellungnahme bereits am selben Tag zurück, an dem er die Sendung mit der Feder und der Anfrage des SKL in Empfang genommen hatte. Es handele sich um eine Entenart, erklärte der Professor, genauer gesagt eine Unterart der Familie der Tauchenten, und in diesem Fall eine Brustdaune einer Somateria mollisima , einer Eiderente. Ein hochwertiges Kissen, dachte der Biologe des SKL, als er die Antwort an die Polizei in Solna zurückschickte. Gefüllt mit Eiderdaunen und mit einem Kissenbezug aus feinstem Leinen.
Was zum Teufel soll denn das schon wieder?, dachte der ehemalige Chef des Reichskriminalamts Lars Martin Johansson, als er die Lektüre beendet hatte. Wie in aller Welt hatten sie das nur übersehen können? Die mussten doch alle vollkommen beschränkt gewesen sein. Und mit die, das musste leider
auch gesagt werden, meinte er auch seinen besten Freund, Kriminalkommissar Bo Jarnebring. Anschließend füllte er ein ganzes Blatt Papier mit Notizen. Neuer Rekord mit der linken Hand, dachte Johansson. Dann schlief er ein.
30
Dienstag, 20. Juli 2010
Und wieder ein Tag, der mit Krankengymnastik anfing. Dass der Tag eigentlich damit begann, dass er auf die Toilette ging, duschte, sich rasierte und frühstückte, davon sah er mittlerweile lieber ab. Sein Tag begann mit der Krankengymnastin, und an diesem Tag, dem vorletzten, falls Frau Dr. Stenholm hielt, was sie versprochen hatte und nichts Unvorhergesehenes geschah, befand er sich bedauerlicherweise auf demselben »motorischen Niveau« wie am Vortag.
»Machen Sie das Beste draus«, sagte die Krankengymnastin und lächelte.
»Unbedingt«, pflichtete ihr Johansson bei.
Irgendetwas ist geschehen, dachte Johansson, als Frau Dr. Stenholm auf dem Stuhl Platz genommen hatte, auf dem sie immer saß. Ihre Wangen waren sogar leicht gerötet.
»Sie haben etwas gefunden«, stellte Johansson fest.
»Ja, Sie hatten ganz recht«, sagte Frau Dr. Stenholm. »Es lag in einem mit Papieren von 1989 gefüllten Pappkarton. Wie auch immer Sie das wissen konnten«, fuhr sie fort und hielt ihm eine kleine Plastiktüte hin.
»Dann wollen wir doch mal sehen«, meinte Johansson und streckte seine gesunde Hand aus. Eine Haarspange, dachte er.
Eine kleine Haarspange aus rotem Plastik, die aussah wie der Kopf einer Monchichi-Figur.
»Das ist ein Monchichi«, sagte Ulrika Stenholm.
»Ich weiß«, erwiderte Johansson und lächelte schwach. »Ich habe Kinder und Enkel. Lag sie in dieser Tüte?« Er hielt die kleine Plastiktüte in die Höhe.
»Nein«, antwortete Frau Dr. Stenholm und schüttelte nachdrücklich ihr blondes Haupt. »Ich dachte, dass …«
»Ich verstehe schon«, sagte Johansson, um allen Erklärungen über eventuelle Fingerabdrücke und DNA zuvorzukommen.
»Die Haarspange lag in diesem weißen Umschlag«, sagte Ulrika Stenholm und reichte ihm eine weitere kleine Plastiktüte, die einen kleinen Umschlag enthielt.
Chamois, dachte Johansson. Beste Qualität und auf der Rückseite mit dem Absender bedruckt. Margaretha Sagerlied, las er. Wo habe ich diesen Namen schon einmal gehört?, überlegte er und drehte den Umschlag um. In der rechten oberen Ecke standen statt einer Briefmarke ein paar Buchstaben: »USB/ÅS.«
»Unter dem Siegel der Beichte und die Initialen Ihres Vaters Åke Stenholm.«
»Ja«, erwiderte Frau Dr. Stenholm. »Langsam wird mir klar, dass meine Schwester mit all diesen Geschichten über Sie nicht übertrieben hat.«
»Na ja«, erwiderte Johansson. »Jetzt mal nicht so voreilig. Wäre es nicht zufällig möglich, dass diese Haarspange einst Ihnen oder Ihrer Schwester gehört haben könnte?« Und dass eigentlich etwas anderes in dem Umschlag gelegen hat, überlegte er.
»Nein. Wir haben nie solche Haarspangen getragen. Außerdem sind wir beide zu alt. Solche Spangen haben kleine Mädchen Ende der 70er Jahre und später getragen. Wie Sie
sicher wissen, ist die Monchichi-Figur immer noch beliebt. Meine beiden
Weitere Kostenlose Bücher