Der Strahlenpirat
Rechtsbeugung ein.«
»Ich weiß, aber es ist unsere einzige Chance.«
»Was würden Sie mir raten zu tun?«
»Ich verstehe nicht.«
»Meine Firma. Wir können Konkurs anmelden, wenn Kingman und seine Meute die Rechte bekommen.«
»Ich fürchte, sie werden.«
»Hören Sie, Don. Haben Sie es denn schon mit lebender Materie versucht?«
»Pflanzen lassen sich unbeschadet befördern, auch Mikrolebewesen. Versuchstiere starben leider an inneren Verletzungen. Sie bewegen sich, während sie abgetastet werden – und sie sehen nicht sehr schön aus, wenn sie am anderen Ende ankommen. Eine anästhesierte Maus kam ganz gut durch und lebte noch ein paar Stunden, doch dann starb sie, weil die Atemtätigkeit während der Übertragung einen Lungenriß verursacht hatte und mit dem Herzschlag auch nicht alles stimmte. Wir müssen die Abtastzeit auf Mikrosekunden beschleunigen, dann können wir auch höhere Lebewesen ohne Schaden befördern.«
»Das würde die Linienschiffe leeren«, sagte Keg. »Ich glaube, ich werde dem Burschen Anteile an meiner Firma anbieten, falls er gewinnt. Seien Sie mir deshalb nicht böse, Don. Aber wir brauchen das Nutzungsrecht.«
»Ich weiß, Keg. Ich kann es Ihnen doch nicht übelnehmen.«
»Ganz ohne Verluste geht es auf keinen Fall ab, auch nicht, wenn Sie gewinnen, Don. Aber mit Ihnen wäre es jedenfalls angenehmer, als wenn die Terran Electric die Hand am Drücker hat. Übrigens würden wir natürlich auch Ihnen ein Angebot machen.«
»Und wir es annehmen«, versicherte ihm Channing. Er verabschiedete sich von Keg und trat in den Gerichtssaal.
Tinken rief Don Channing als seinen ersten Zeugen auf. Don erklärte die Funktion der Relaisstation Venus in bezug auf das interplanetare Fernmeldewesen und auch in Hinsicht auf ihre Forschungen.
Danach wandte Tinken sich an den Richter. »Ich habe hier einen Glaswürfel mit einer Kantenlänge von fünfundsiebzig Millimeter. Er wurde von der Relaisstation Venus zur Station auf dem Mond gesendet. Er ist Beweisstück ›A‹. Er diente als Versuchsobjekt, und wie Sie sehen, kam er in einwandfreiem Zustand an.«
Der Richter nahm den Würfel, betrachtete ihn interessiert von allen Seiten, ehe er ihn vor sich auf den Richtertisch stellte.
»Und jetzt, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, möchte ich hier im Gerichtssaal einen Versuch mit dem Materiesender vorführen. Gestatten Sie es?«
Hamiltons Miene hellte sich sichtlich auf. »Sie haben meine Erlaubnis.«
»Danke.«
Tinken winkte. Kurz darauf brachten Techniker die beiden Schränke herein.
»Zu dumm«, flüsterte Kingmans Assistent seinem Chef zu. »Der Alte scheint Feuer zu fangen!«
»Machen Sie sich keine Gedanken«, beruhigte ihn Kingman. »Bis sie alles hergerichtet haben, vergeht eine lange Zeit, und Hamilton wird so ungeduldig werden, daß ihm die Lust an dem Versuch vergeht. Außerdem wird die Demonstration einen guten Ausgangspunkt für mein Schlußplädoyer geben. Ich habe es so aufgebaut, daß es sie am Boden zerschmettern wird.«
»Aber angenommen, es gelingt ihnen, Hamilton zu überzeugen …«
»Hören Sie«, sagte Kingman. »Das Ganze ist im Grund genommen eine Streitfrage, ob Materie oder Nachrichten gesendet werden. Das ist das Wichtigste. Ich halte einen Trumpf bis zum Schluß zurück, daß sie keine Zeit mehr haben, sich was dagegen auszudenken. Ich habe mit voller Absicht ein ordentliches Gericht zur Austragung gewählt, weil da genau nach rechtlichen Fragen vorgegangen wird, während bei einer technischen Kammer den technischen Punkten Gewicht gegeben und Channing Recht erhalten würde.«
»Was ist, wenn sie in Berufung gehen?«
»Dieses Gericht hat einen sehr guten Ruf, da tun sie sich schwer. Passen Sie auf, es geht gleich weiter.«
Das Stimmengewirr erstarb, und die allgemeine Aufregung legte sich.
Tinken wandte sich an den Richter.
»Wie Sie sehen, sind die Geräte deutlich gekennzeichnet. Das ist der Materiesender, und das der Empfänger. Wir haben hier einen Satz Metallstäbe – die einzelnen bestehen aus Kupfer, Stahl, Aluminium und verschiedenen komplexen Legierungen; außerdem einen Glaswürfel wie der auf Ihrem Tisch. Wir werden diesen ganzen Satz mit dem Sender zum Empfänger schicken. Möchten Sie irgend etwas dazu sagen?«
»Wie sieht es mit der Kontrolle aus? Wie kann die Identität festgestellt werden?«
»Wir haben alles in der Hand.« Tinken lächelte. »Was die Identität betrifft, hätten Sie vielleicht Lust, selbst etwas beizusteuern?
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