Der Strahlenpirat
technische Terminologie ist uns soweit geläufig.«
»Also, Dr. Farrell, der Materiesender benutzt doch zum Senden eine Energieübertragungsröhre?«
»Ja, eine von der Art, wie wir sie für Nachrichtenvermittlung verwenden.«
»Aber es ist eine Energieübertragungsröhre?«
»Ja.«
»Wie können Sie dann behaupten, daß Sie keine Energie übertragen?«
»Einspruch!« rief Tinken. »Diese Frage hat keine Antwort!«
»O wirklich?« sagte Kingman spöttisch. »Mein teurer Herr Kollege, jede Frage hat ihre Antwort.«
»Einspruch nicht stattgegeben«, sagte Hamilton sauer. »Der Zeuge soll antworten.«
»Es ist unmöglich, Nachrichten zu senden, ohne Energie aufzuwenden. Der Unterschied liegt in der Benutzung der Energie«, fuhr Farrell fort.
»Erklären Sie genauer.«
»Auch wenn man mit einer Lampe Morsezeichen gibt, muß man Energie senden«, sagte Farrell grinsend. »Der Beobachter empfängt etwas von dieser Energie, könnte sie aber nicht einmal dazu benutzen, eine Zeitung in ihrem Schein zu lesen. Die Richtstrahlen der Relaisstation Venus haben mehrere Million Watt, aber wenn sie auf dem Mond ankommen, müssen sie fast eine Million mal verstärkt werden, um ein benutzbares Signal zu bekommen. Der Unterschied ist klar: wir senden nicht Energie, sondern Nachrichten.«
»Ich behaupte«, wandte sich Kingman an den Richter, »daß der Vertrag klar festlegt, daß die Relaisstation Venus aus dieser Röhre abgeleitete Entwicklungen nur für Nachrichtenübermittlung benutzen darf. Ich behaupte weiter, daß die Übertragung der Materie keine Nachricht darstellt, sondern eine Übertragung von Energie.«
»Einspruch«, sagte Tinken. »Jetzt finde ich den vom Gegenanwalt benutzten Ausdruck nicht akzeptabel.«
»Zuvor versuchte der Verteidiger einen Zeugen zu beeinflussen. Ich dagegen bemühe mich lediglich um eine Erklärung«, sagte Kingman.
Hamilton räusperte sich. »Der Herr Anwalt versucht das Hohe Gericht zu beeinflussen. Seinem Gegner wird zur rechten Zeit eine Möglichkeit dazu gegeben. Dafür sind Gerichte da.«
Tinken setzte sich wieder.
»Ich bleibe dabei, daß das Konzept der Nachrichtenübermittlung Materiesendungen ausschließt!« wütete Kingman. »Materietransmission ist ein Problem der Transportfirmen und Kraftwerke. Materie, Euer Ehren, ist Energie! Die Beklagten senden Energie!«
Gewinnend lächelnd wandte Kingman sich an Tinken. »Kreuzverhör?«
»Keine Fragen«, antwortete Tinken.
Hamilton klopfte auf den Tisch. »Zehn Minuten Pause«, bestimmte er.
»Suchst du etwas Bestimmtes?« fragte Don.
Arden drehte sich vom Fenster um und ihrer besseren Hälfte zu. »Ich hielt Ausschau nach den Niagarafällen. Ich habe gehört, daß man sie von Buffalo aus sehen kann.«
»Weshalb willst du sie unbedingt sehen? Ist ja doch nur eine Menge Wasser, das über Felsen herabbraust.«
»Vielleicht erinnerst du dich, mein Schatz, daß wir unsere Flitterwochen auf dem Mars verbrachten, wo es auf dem ganzen Planeten nicht soviel Wasser gibt.«
»Schon gut.« Er lächelte sie an. »Auch wenn ich vielleicht die ganze Bürgerschaft von Buffalo beleidige, mir gefällt die Stadt immer weniger.«
»Daran sind weder die Bürger noch die Stadt schuld«, meinte Arden. »Es ist unsere Lage. Sie ist nicht eben rosig, oder?«
»Alles andere denn! Kingman ist ein schlauer Fuchs. Ich muß ehrlich sein, ich mache mir Sorgen. Er hat mit einigen Punkten ins Schwarze getroffen. Wenn er den Richter noch weiter so beeindruckt, haben wir nicht mehr viel zu lachen.«
»Das heißt doch nicht, daß wir völlig aus dem Rennen sind?«
»Nicht ganz. Kingman wird auch weiterhin die Richtstrahlen von der Relaisstation benutzen müssen, aber er wird das große Geschäft machen, während wir nur Richtstrahlen vermieten.«
»Gib nicht kampflos auf.«
»Natürlich nicht. Aber mir stinkt es, daß Kingman die Vorhand bekommen soll.« Don streckte sich: Er warf noch einen Blick hinaus auf die Stadt Buffalo, dann sagte er: »Wir müssen zurück, wenn wir nicht zu spät kommen wollen, das würde auch keinen guten Eindruck machen. Zehn Minuten, sagte der Richter.«
Sie stiegen die Treppe langsam hinunter. An der Tür zum Gerichtssaal trafen sie Keg Johnson. Er lächelte schwach. »Sieht wohl nicht so gut aus, hm?«
»Nein, nicht besonders.«
»Don, was ist, wenn Sie verlieren?«
»Ich nehme an, wir werden Berufung einlegen.«
»Klingt nicht sehr vielversprechend. Berufungsgerichte schreiten nur im Fall einer wirklichen
Weitere Kostenlose Bücher