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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Bedingungen werden sich bessern, sie müssen, sonst werden wir …“ Er sprach nicht zu Ende. Mit fester Stimme sagte er: „Sie müssen.“
    „Das werden sie“, sagte Rearden.
    Der Gedanke an die John-Galt-Linie schoss ihm durch den Kopf wie ein Begleitakkord zu dem zuversichtlichen Ton seiner Worte. Die John-Galt-Linie kam voran. Die Angriffe auf sein Metall hatten aufgehört. Er hatte das Gefühl, als stünden er und Dagny Taggart, obwohl sie meilenweit voneinander entfernt waren, nun allein im luftleeren Raum, den Weg frei, um das Projekt zum Abschluss zu bringen. Sie werden es uns in Ruhe zu Ende führen lassen, dachte er. Die Worte klangen wie ein Schlachtruf in seinem Kopf: Sie werden uns in Ruhe lassen.
    „Unsere Fabrik hat eine Produktionskapazität von eintausend Erntemaschinen pro Jahr“, sagte Mr. Ward. „Letztes Jahr haben wir dreihundert hergestellt. Ich habe den Stahl aus Konkursverkäufen zusammengekratzt und einige Tonnen hier und da von großen Unternehmen erbettelt. Ich habe mich wie ein Lumpensammler an allerhand unwahrscheinlichen Orten herumgetrieben – na ja, ich will Sie damit nicht langweilen, ich hätte nur nie gedacht, dass ich eine Zeit erlebe, in der ich auf diese Weise Geschäfte machen muss. Und während all dieser Zeit hat mich Orren Boyle beschworen, dass er den Stahl in der folgenden Woche liefern würde. Aber all der Stahl, den er zu gießen in der Lage war, ging an neue Kunden, die seltsamerweise nie jemand erwähnte; ich habe nur einmal flüstern hören, dass sie Männer sind, die irgendwelchen politischen Einfluss haben. Und jetzt kann ich Mr. Boyle überhaupt nicht mehr erreichen. Er ist in Washington, schon seit über einem Monat. Und alles, was ich aus seinem Büro höre, ist, dass sie nichts machen können, weil sie nicht an das Erz herankommen.“
    „Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit mit diesen Leuten“, sagte Rearden. „Von diesem Laden werden Sie nie etwas bekommen.“
    „Wissen Sie, Mr. Rearden“, sagte er in einem Ton, als entdeckte er soeben etwas, was er nicht so recht glauben mochte, „ich vermute, da ist etwas faul an der Art, wie Orren Boyle sein Geschäft führt. Ich verstehe nicht, worauf er aus ist. Die Hälfte seiner Hochöfen liegt brach, aber letzten Monat las man in allen Zeitungen diese großen Geschichten über Associated Steel. Über ihre Produktionsleistung? Nein, über die wunderbaren Wohnungen, die Mr. Boyle eben für seine Arbeiter gebaut hatte. Letzte Woche waren es Farbfilme, die er allen Highschools geschickt hat, um zu zeigen, wie Stahl gemacht wird und welch große Dienste er allen leistet. Jetzt hat Mr. Boyle auch noch eine Radiosendung, in der sie über die Wichtigkeit der Stahlindustrie für das Land sprechen und in der sie immer wieder wiederholen, dass wir die Stahlindustrie als Ganzes erhalten müssen. Ich verstehe nicht, was er mit ‚als Ganzes‘ meint.“
    „Ich schon. Vergessen Sie’s. Er wird damit nicht durchkommen.“
    „Wissen Sie, Mr. Rearden, ich mag Leute nicht besonders, die zu viel darüber reden, dass alles, was sie tun, nur zum Wohl anderer geschieht. Es ist nicht wahr, und ich glaube nicht, dass es richtig wäre, auch wenn es jemals wahr sein sollte. Daher sage ich, ich brauche den Stahl, um meine eigene Firma zu retten. Weil sie mir gehört. Weil wenn ich sie schließen müsste … ach je, niemand versteht das mehr heutzutage.“
    „Ich verstehe Sie.“
    „Ja … Ja, ich glaube, das tun Sie. … Das ist also meine Hauptsorge. Aber dann sind da ja auch noch meine Kunden. Sie haben über viele Jahre Geschäfte mit mir gemacht. Sie zählen auf mich. Es ist so gut wie unmöglich, irgendwo Maschinen aufzutreiben. Können Sie sich vorstellen, wie es drüben in Minnesota aussehen wird, wenn die Farmer keine Geräte mehr bekommen, wenn mitten in der Erntezeit Maschinen liegen bleiben und es dafür keine Ersatzteile und keine Ersatzmaschinen gibt … Nichts bleibt, außer Mr. Orren Boyles Farbfilmen über … Na ja … Und dann sind da auch noch meine Arbeiter. Einige von ihnen sind seit den Zeiten meines Vaters bei uns. Sie können nirgendwo anders hingehen. Nicht jetzt.“
    Es war unmöglich, dachte Rearden, aus einem Werk noch mehr Stahl herauszuquetschen, in dem jeder Hochofen, jede Stunde und jede Tonne über die nächsten sechs Monate für dringende Bestellungen ausgebucht waren. Aber … die John-Galt-Linie, dachte er. Wenn er das schaffte, konnte er auch alles andere schaffen. Er hatte das Gefühl, als

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