Der Streik
abgestellt worden; dann war es, als polterten Gegenstände hektisch, ruckartig, planlos, richtungslos einen Berghang hinab, der Gnade der Schwerkraft und jedes Felsens ausgeliefert, der sich ihnen in den Weg stellte. Menschen liefen hinaus, liefen zu Telefonen, liefen zueinander hin, klammerten sich wahllos an die Körper der anderen oder stießen sie beiseite. Diese Männer, die mächtigsten Männer des Landes, diejenigen, die die Macht über die Nahrungsversorgung und die Lebensfreude jedes einzelnen Menschen auf der Erde in ihren Händen hielten – diese Männer waren zu einem Haufen Schutt geworden, der im Wind der Panik klapperte, dem Schutt, der von einem Gebäude bleibt, wenn der tragende Pfeiler entfernt wird.
James Taggart, dessen Gesicht auf ungehörig offene Weise seine Gemütslage zeigte, anstatt sie zu verbergen, wie die Jahrhunderte den Menschen gelehrt hatten, hastete hinüber zu Francisco und schrie: „Ist es wahr?“
„James“, sagte Francisco mit einem Lächeln, „was ist los? Warum wirkst du so aufgebracht? Geld ist die Wurzel allen Übels, da wollte ich nicht länger böse sein.“
Taggart rannte in Richtung des Hauptportals und schrie im Laufen Orren Boyle etwas zu. Boyle nickte und nickte, eifrig und unterwürfig wie ein unfähiger Diener, und schoss dann in eine andere Richtung davon. Cherryl, deren Brautschleier wie eine Wolke aus Kristallen durch die Luft flatterte, als sie ihm hinterherlief, erwischte Taggart an der Tür. „Jim, was ist los?“ Er stieß sie beiseite, und sie prallte gegen Paul Larkins Bauch, während Taggart hinausrannte.
Drei Menschen standen reglos wie drei Säulen im Saal, deren Blicke sich über die Trümmer hinweg trafen: Dagny, die zu Francisco hinübersah, Francisco und Rearden, die einander ansahen.
III. Legitime Erpressung
W ie spät ist es?“
Die Zeit wird knapp, dachte Rearden, aber er antwortete: „Ich weiß es nicht, noch nicht Mitternacht“, und als er sich seiner Armbanduhr entsann, fügte er hinzu: „Zwanzig vor.“
„Ich werde mit dem Zug nach Hause fahren“, sagte Lillian.
Er hörte, was sie sagte, aber es dauerte eine Weile, bis der Satz in die überfüllten Gänge seines Bewusstseins vordrang. Abwesend betrachtete er das Wohnzimmer seiner Suite, die nur wenige Aufzugminuten von der Gesellschaft entfernt lag. Dann antwortete er mechanisch: „Um diese Zeit?“
„Es ist noch früh. Es fahren noch viele Züge.“
„Du kannst natürlich auch hierbleiben.“
„Nein, ich glaube, ich fahre lieber nach Hause.“ Er widersprach nicht. „Was ist mit dir, Henry? Hast du vor, heute Nacht nach Hause zu kommen?“
„Nein.“ Er fügte hinzu: „Ich habe hier morgen einige geschäftliche Termine.“
„Wie du wünschst.“
Sie ließ ihren Abendumhang mit einem Schulterzucken auf ihren Arm gleiten und begab sich in Richtung Schlafzimmertür, blieb dann aber stehen.
„Ich hasse Francisco d’Anconia“, sagte sie gereizt. „Warum musste er zu dieser Gesellschaft kommen? Und hätte er nicht genug Verstand haben müssen, um seinen Mund zu halten, zumindest bis morgen früh?“ Er antwortete nicht. „Es ist ungeheuerlich, was durch seine Schuld mit seinem Unternehmen passiert. Natürlich, er ist nichts weiter als ein verkommener Playboy, aber trotzdem, ein Vermögen dieser Größe birgt eine gewisse Verantwortung, es gibt eine Grenze für die Nachlässigkeit, die sich ein Mann erlauben darf!“ Er sah ihr ins Gesicht: Es war seltsam angespannt, die Züge geschärft, was sie älter erscheinen ließ. „Er schuldete seinen Aktionären ein gewisses Pflichtbewusstsein, oder nicht? … Oder nicht, Henry?“
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir darüber nicht diskutieren würden?“
Sie verzog ihre zusammengekniffenen Lippen, was in etwa einem Achselzucken gleichkam, und ging ins Schlafzimmer.
Er stand am Fenster und sah hinunter auf die vorbeifließenden Autodächer, damit seine Augen auf etwas ruhen konnten, ohne tatsächlich etwas zu sehen. Sein Verstand war immer noch mit der Menschenmenge unten im Ballsaal und zwei Personen in dieser Menge beschäftigt. Aber wie sein Wohnzimmer am Rande seines Gesichtsfeldes verblieb, so verblieb das Gefühl, dass er etwas Bestimmtes hatte tun wollen, am Rande seines Bewusstseins. Einen Augenblick lang konnte er sich dessen entsinnen – es ging darum, dass er seine Abendgarderobe ablegen musste –, aber weiter entfernt, jenseits seines Bewusstseins, verspürte er eine Abneigung dagegen, sich in
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