Der Streik
hatte, dass er es tun würde. Er umfasste sie, sie spürte seinen Mund auf ihren Lippen, spürte ihre Arme seine Umarmung heftig erwidern, und sie begriff zum ersten Mal, wie sehr sie sich gewünscht hatte, dass er es tun würde.
Für einen Augenblick verspürte sie eine Regung, sich zu widersetzen, und einen Anflug von Furcht. Er hielt sie umschlungen und presste seinen Körper mit einer festen und zielstrebigen Entschlossenheit an ihren, seine Hand strich über ihre Brüste, als gehörte ihm ihr Körper und als machte er sich mit ihm vertraut – eine erschreckende Vertrautheit, die ihr Einverständnis, ihre Erlaubnis nicht brauchte. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, lehnte sich aber nur weit genug zurück, um sein Gesicht und sein Lächeln zu sehen – das Lächeln, das ihr sagte, dass sie ihm die Erlaubnis schon vor langer Zeit erteilt hatte. Sie dachte, sie müsste davonlaufen, stattdessen zog sie seinen Kopf zu sich herab, um erneut seinen Mund zu berühren.
Sie wusste, dass Furcht zwecklos war, dass er tun würde, was er wollte, dass die Entscheidung bei ihm lag, dass er ihr keinen Ausweg ließ, als das zu tun, was sie sich am meisten wünschte – sich ihm zu fügen. Sie hatte keine bewusste Vorstellung von seiner Absicht, ihr weniges Wissen darüber war wie ausgelöscht. Sie war in diesem Augenblick zu kraftlos, um es sich klar vorzustellen, es sich von sich selbst vorzustellen, sie wusste nur, dass sie sich fürchtete – doch sie hatte das Gefühl, ihm zuzurufen: Bitte mich nicht darum, bitte nicht, tu es!
Sie stemmte sich für einen Augenblick mit den Füßen dagegen, doch sein Mund presste sich auf ihren, und sie sanken gemeinsam zu Boden, ohne ihre Lippen voneinander zu lösen. Sie lag still – zunächst als regungsloser und schließlich bebender Gegenstand eines Aktes, den er schlicht und entschlossen vollzog, als wäre es beider Recht, ihr Recht auf die unbeschreibliche Lust, die er ihnen bereitete.
Die ersten Worte, die er danach sprach, drückten aus, was es für beide bedeutete. Er sagte: „Wir mussten es voneinander lernen.“ Sie betrachtete seinen großgewachsenen Körper, der im Gras neben ihr ausgestreckt lag. Er trug schwarze Freizeithosen und ein schwarzes Hemd, ihr Blick blieb an seinem Gürtel haften, der fest um seine schlanke Taille gezogen war, und sie überfiel ein Gefühl des Stolzes, Stolz darauf, dass ihr sein Körper gehörte. Sie lag auf dem Rücken, sah zum Himmel hinauf und verspürte weder den Wunsch, sich zu bewegen, noch zu denken, noch zu wissen, dass es eine Zeit nach diesem Augenblick gab.
Als sie nach Hause kam, als sie im Bett lag – nackt, weil ihr Körper für sie ein ungewohnter Besitz geworden war, zu wertvoll, um von einem Nachthemd berührt zu werden; weil sie es genoss, nackt zu sein und das Gefühl zu haben, ihre weißen Bettlaken würden von Franciscos Körper berührt –, als sie dachte, dass sie nicht schlafen würde, weil sie sich nicht ausruhen und die herrlichste Erschöpfung, die sie jemals empfunden hatte, verlieren wollte, galt ihr letzter Gedanke der Zeit, als sie der flüchtigen Erkenntnis eines Gefühls, das größer war als Glück, hatte Ausdruck verleihen wollen, jedoch keinen Weg dafür gefunden hatte – des Gefühls, die ganze Welt zu segnen, des Gefühls, in die Tatsache verliebt zu sein, dass man existiert und dass man auf dieser Art von Welt existiert; sie dachte, der Akt, den sie an diesem Tag kennengelernt hatte, sei es, der diesem Gefühl Ausdruck verlieh. Wenn dies ein Gedanke von ernster Bedeutung war, wusste sie es nicht; nichts konnte in einer Welt, aus der der Schmerz ausgelöscht worden war, ernst sein; sie war nicht da, um zu einem Schluss zu kommen; sie schlief mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht in einem stillen, hellen Raum, der vom Licht des Morgens erfüllt war.
Während dieses Sommers traf sie ihn in den Wäldern, in versteckten Winkeln unten am Fluss, in einer verlassenen Hütte, im Keller des Hauses. Dies waren die einzigen Momente, in denen sie einen Sinn für Schönheit verspürte – indem sie zu alten Holzbalken aufsah oder zu dem Blech einer Klimaanlage, die angestrengt und rhythmisch über ihren Köpfen surrte. Sie trug Freizeithosen oder baumwollene Sommerkleider, doch nie war sie so weiblich, wie wenn sie neben ihm stand, in seine Arme sank und sich seinem Willen überließ, in freimütiger Anerkennung seiner Macht, sie durch die Lust, die er ihr zu schenken vermochte, zu einem hilflosen Wesen zu
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