Der Streik
großgewachsene, gewandte Gestalt, die Sonnenbräune der Arme durch die kurzen Ärmel seines weißen Hemdes betont. Sie empfand eine stolze Freude angesichts seiner geübten Bewegungen, denn das war der Gegner, den sie schlagen würde, und so wurde jede seiner gekonnten Gesten ihr Sieg, und das hervorragende Geschick seines Körpers wurde zum Triumph des ihren.
Sie fühlte, wie der Schmerz der Erschöpfung stärker wurde, ohne ihn als Schmerz zu empfinden. Sie fühlte nur plötzliche Stiche, die ihr eine Stelle ihres Körpers kurz bewusst machten, um sie im nächsten Moment wieder zu vergessen: ihr Schultergelenk; ihre Schulterblätter; ihre Hüften mit den weißen Shorts, die an der Haut klebten; die Beinmuskeln, wenn sie sprang, um den Ball zu treffen, aber nicht merkte, ob sie wieder auf den Boden zurückkehrte; ihre Augenlider, wenn der Himmel sich dunkelrot verfärbte und der Ball durch die Dunkelheit auf sie zu sauste wie eine weiße Flamme; der feine, brennende Impuls, der von ihrem Knöchel hinauf in den Rücken schoss, weiter durch die Luft jagte und den Ball auf Francisco zuschmetterte. … Sie empfand ein jubelndes Glücksgefühl – denn jeder stechende Schmerz begann in ihrem Körper und endete in seinem, weil er ebenso erschöpft war wie sie. Was sie sich selbst antat, das tat sie auch ihm an, das fühlte er, das ließ sie ihn fühlen. Es war nicht ihr Schmerz, den sie fühlte, oder ihr Körper, sondern seiner.
In den Augenblicken, in denen sie sein Gesicht wahrnahm, sah sie, dass er lachte. Er blickte sie an, als verstünde er. Er spielte nicht, um zu gewinnen, sondern um es ihr schwerer zu machen. Er spielte die Bälle in alle Richtungen, um sie laufen zu sehen, verlor Punkte, um zu beobachten, wie sich ihr Körper in einer schmerzhaften Rückhand verdrehte, blieb stehen, damit sie glaubte, er werde den Ball verfehlen, nur um im letzten Augenblick lässig den Arm auszustrecken und den Ball mit solcher Wucht zurückzuschlagen, dass sie wusste, sie würde ihn verfehlen. Sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können, nie mehr – und es erschien ihr seltsam, sich plötzlich rechtzeitig am anderen Ende des Feldes wiederzufinden, um den Ball zu schmettern, ihn so zu schmettern, als wollte sie ihn in Stücke schlagen, als wünschte sie, es wäre Franciscos Gesicht.
Nur noch ein Mal, dachte sie, selbst wenn der nächste Schlag ihr die Knochen im Arm brechen sollte … nur noch einmal, selbst wenn die Luft, die sie in keuchenden Zügen durch ihre enge, geschwollene Kehle zwang, völlig ausbliebe … Dann fühlte sie nichts, keinen Schmerz, keine Muskeln, nur noch, dass sie ihn schlagen musste, sehen musste, wie er erschöpft war, wie er zusammenbrach. Dann wäre sie bereit, im nächsten Augenblick zu sterben.
Sie gewann. Vielleicht war es sein Lachen, das ihn dieses eine Mal verlieren ließ. Er ging zum Netz, während sie stehenblieb, und warf seinen Schläger hinüber, zu ihren Füßen, als wüsste er, dass es das war, was sie wollte. Er ging vom Platz, ließ sich ins Gras fallen und legte den Kopf auf die Arme.
Langsam ging sie zu ihm hin. Sie stand vor ihm und sah auf seinen Körper hinunter, der vor ihren Füßen ausgestreckt lag, auf sein schweißnasses Hemd und die Haarsträhnen, die auf seinem Arm klebten. Er hob den Kopf. Sein Blick wanderte langsam ihre Beine hinauf, zu ihren Shorts, zu ihrer Bluse, zu ihren Augen. Es war ein spöttischer Blick, der durch ihre Kleider und in ihre Gedanken zu sehen schien. Und er schien zu sagen, dass er gewonnen habe.
In der darauffolgenden Nacht saß sie allein an ihrem Schreibtisch in dem alten Bahnhofsgemäuer in Rockdale und blickte auf den Himmel vor ihrem Fenster. Es war ihre liebste Stunde, wenn die oberen Scheiben des Fensters immer heller wurden und sich hinter den unteren Scheiben die Gleise draußen in verschwommene Silberbänder verwandelten. Sie knipste ihre Lampe aus und beobachtete, wie sich das Licht überwältigend und geräuschlos über einer reglosen Erde ausbreitete. Alles stand still, nicht ein einziges Blatt zitterte an den Zweigen, während der Himmel allmählich seine Farbe verlor und weit wurde, sodass er aussah wie eine glühende Wasserfläche.
Zu dieser Tageszeit schwieg ihr Telefon, fast als stünde alle Bewegung entlang der Strecke still. Sie hörte, wie sich draußen vor der Tür plötzlich Schritte näherten. Francisco trat ein. Er war nie zuvor hierhergekommen, doch es erstaunte sie nicht, ihn zu sehen.
„Warum
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