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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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größten Minen, Erzhäfen und Gießereien der Welt –, sah er an dem Ehrenplatz gegenüber dem Schreibtisch seines Vaters ein Foto der Gießerei in Cleveland mit dem neuen Schild über dem Eingangstor.
    Der Blick seines Vaters wanderte von der Fotografie zu Francisco, der vor seinem Schreibtisch stand.
    „Ist es nicht ein bisschen zu früh?“, fragte sein Vater.
    „Ich hätte es nicht ausgehalten, vier Jahre lang nur Vorlesungen zu hören.“
    „Woher hattest du das Geld für die erste Zahlung?“
    „Ich habe an der New Yorker Börse spekuliert.“
    „ Was? Wer hat dir das beigebracht?“
    „Es ist nicht schwierig einzuschätzen, welche Geschäftsprojekte Erfolg haben werden und welche nicht.“
    „Woher hattest du das Geld, um zu spekulieren?“
    „Von dem Taschengeld, das du mir geschickt hast, und von meinem Lohn.“
    „Wann hattest du Zeit, die Börse zu beobachten?“
    „Während ich eine Arbeit über den Einfluss von Aristoteles’ Theorie des unbewegten Bewegers auf spätere metaphysische Systeme schrieb.“
    Francisco blieb diesen Herbst nur kurz in New York. Sein Vater schickte ihn als stellvertretenden Aufseher eines D’Anconia-Bergwerkes nach Montana. „Was soll’s“, sagte er lachend zu Dagny, „mein Vater scheint es nicht für ratsam zu halten, mich zu schnell hochkommen zu lassen. Ich würde ihn nicht darum bitten, mich aufs Geratewohl einzustellen. Wenn er einen Tatsachenbeweis wünscht, werde ich mich fügen.“ Im Frühling kam Francisco zurück – als Leiter des New Yorker Büros von D’Anconia Copper.
    In den folgenden zwei Jahren sah sie ihn nicht häufig. Sie wusste nie, wo er sich am Tag, nachdem er bei ihr gewesen war, befand, in welcher Stadt oder auf welchem Kontinent. Er besuchte sie immer unerwartet – und sie mochte es, weil es ihn zu einem ständigen Teil ihres Lebens machte, wie ein Lichtstrahl aus einer verborgenen Lichtquelle, der sie jeden Moment treffen konnte.
    Immer wenn sie ihn in seinem Büro sah, dachte sie an seine Hände, wie sie sie am Steuerrad eines Motorbootes beobachtet hatte: Er lenkte seine Geschäfte mit derselben zügigen, gefährlichen und selbstbewusst kontrollierten Geschwindigkeit. Doch eine Begebenheit blieb ihr als ein Schock in Erinnerung. Sie passte nicht zu ihm. Sie sah ihn eines Abends an seinem Bürofenster stehen und in die braune Winterdämmerung der Stadt hinausstarren. Lange Zeit rührte er sich nicht. Sein Gesicht war hart und angespannt; es zeigte eine Gefühlsregung, die sie bei ihm niemals für möglich gehalten hätte: verbitterte, hilflose Wut. Er sagte: „Irgendetwas stimmt in der Welt nicht. Schon immer hat etwas nicht gestimmt. Etwas, das niemand je ausgesprochen oder erklärt hat.“ Er wollte ihr nicht sagen, was es war.
    Als sie ihn das nächste Mal traf, war ihm von diesem Gefühl nichts mehr anzumerken. Es war Frühling, und sie standen zusammen auf der Dachterrasse eines Restaurants. Die leichte Seide ihres Abendkleides flatterte im Wind gegen seine große Gestalt im eleganten schwarzen Anzug. Sie sahen hinunter auf die Stadt. Die Musik, die im Speisesaal hinter ihnen erklang, war eine Konzertetüde von Richard Halley. Halley war wenigen Menschen ein Begriff, aber sie hatten seine Musik entdeckt und liebten sie. Francisco sagte: „Wir müssen nicht mehr in der Ferne nach Wolkenkratzern Ausschau halten, nicht wahr? Wir haben sie erreicht.“ Sie lächelte und sagte: „Ich glaube, wir bewegen uns darüber hinaus. … Ich habe fast etwas Angst … wir sind in einer Art rasendem Aufzug.“ „Das stimmt. Aber wovor hast du Angst? Lass ihn rasen. Warum sollte es eine Grenze geben?“
    Er war dreiundzwanzig, als sein Vater starb und er nach Buenos Aires ging, um den Besitz der d’Anconias zu übernehmen, der nun ihm gehörte. Sie sah ihn drei Jahre lang nicht.
    Anfangs schrieb er ihr in unregelmäßigen Abständen. Er schrieb über D’Anconia Copper, den Weltmarkt, über Dinge, die die Interessen von Taggart Transcontinental betrafen. Seine Briefe waren kurz und von Hand geschrieben, meistens in der Nacht.
    Sie war nicht unglücklich während seiner Abwesenheit. Auch sie machte die ersten Schritte auf die Herrschaft über ein zukünftiges Imperium zu. Die führenden Industriellen, die Freunde ihres Vaters, hörte sie sagen, dass man den jungen D’Anconia-Erben im Auge behalten müsse. Wenn dieses Kupferunternehmen bis dahin schon groß gewesen sei, werde es unter seiner Führung nach allem, was man von ihm erwarten

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