Der Streik
Wildfremden geohrfeigt worden, der gehört hatte, wie sie ihren fünfjährigen Sohn anwies, sein bestes Spielzeug den Nachbarskindern zu schenken.
Chick Morrison unternahm einen Versuch, durch das Land zu reisen, um mit Reden über Selbstaufopferung zugunsten des Wohls der Allgemeinheit den Gemeinschaftsgeist der Nation zu stärken. Doch schon bei seinem ersten Auftritt wurde er mit Steinen beworfen und war gezwungen, nach Washington zurückzukehren.
Niemand hatte sie je als „bessere Menschen“ bezeichnet, und wenn es doch jemand tat, maß er dieser Bezeichnung keine Bedeutung bei, doch wusste jeder aufgrund seiner eigenen unbestimmten Kriterien, welche Menschen in seiner Gemeinde, seiner Nachbarschaft, seinem Büro oder seinem Laden eines Morgens nicht mehr an ihrem Posten erscheinen und auf der Suche nach neuen Grenzen lautlos verschwinden würden – es waren diejenigen, deren Gesichter fester waren als die der anderen, deren Blick direkter war, deren Kraft gewissenhafter und ausdauernder war, die Menschen, die sich jetzt fortstahlen, einer nach dem anderen, aus jedem Winkel des Landes – des Landes, das jetzt nur mehr ein Schatten seiner einstigen glorreichen Größe war, entkräftet durch die Geißel der Bluterkranktheit, die es sein bestes Blut aus einer nicht zu heilenden Wunde verlieren ließ.
„Aber wir sind bereit zu verhandeln!“, brüllte Mr. Thompson seine Assistenten an und befahl, diese Sondermeldung dreimal täglich auf allen Radiosendern ausstrahlen zu lassen. „Wir sind bereit zu verhandeln! Er wird es hören! Er wird antworten!“
Es wurden Sonderbeauftragte eingesetzt, die Tag und Nacht vor Radioempfängern sitzen sollten, die auf alle bekannten Schallfrequenzen eingestellt waren, um auf eine Antwort von einem unbekannten Sender zu warten. Es kam keine Antwort.
Auf den Straßen der Städte sah man immer mehr leere, hoffnungslose, verschwommene Gesichter, doch sah man ihnen nicht an, was dahintersteckte. Wie einige sich mit ihren Körpern in unbewohnte Gegenden flüchteten und dort in den Untergrund gingen, so konnten andere nur ihre Seelen retten, indem sie sich in den Untergrund ihres eigenen Verstandes flüchteten – und keine Macht der Welt war in der Lage zu erkennen, ob ihre ausdruckslosen, gleichgültigen Augen Schätze verbargen, die in tiefen, stillgelegten Schächten lagen, oder ob sie nur klaffende Löcher in hohlen Parasiten waren, die nie gefüllt werden würden.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, sagte der stellvertretende Werkleiter einer Ölraffinerie, als er sich weigerte, die Stelle des verschwundenen Werkleiters zu übernehmen – und die Mitarbeiter der Vereinigungsbehörde konnten nicht ausmachen, ob er log oder nicht. Nur eine gewisse Präzision im Ton seiner Stimme, das Fehlen einer Entschuldigung oder eines Schamgefühls ließen sie sich fragen, ob er ein Rebell war oder ein Narr. In beiden Fällen war es gefährlich, ihm den Posten aufzuzwingen.
„Gebt uns Leute!“ Die an die Vereinigungsbehörde gerichtete Forderung wurde immer lauter. Sie kam aus allen Teilen eines von Arbeitslosigkeit geplagten Landes, und weder die Rufenden noch die Behörde wagten auszusprechen, was sie eigentlich ausdrücken sollte: „Gebt uns fähige Leute!“ Für die Stellen von Hausmeistern, Mechanikern, Pförtnern und Hilfskellnern gab es Bewerberlisten mit jahrelangen Wartezeiten; um die Posten von Geschäftsführern, leitenden Angestellten, Vorstehern und Ingenieuren bewarb sich niemand.
Die Explosionen in Ölraffinerien, die Abstürze defekter Flugzeuge, das Bersten von Hochöfen, die Wracks kollidierender Züge und die Gerüchte über Zechgelage in den Büros frisch gekürter Geschäftsführer flößten den Vertretern der Vereinigungsbehörde Angst vor denjenigen ein, die sich doch noch um verantwortungsvolle Positionen bewarben.
„Verzagen Sie nicht! Geben Sie nicht auf!“, hieß es in offiziellen Sendungen am 15. Dezember und an jedem folgenden Tag. „Wir werden uns mit John Galt einigen. Wir werden ihn dazu bringen, uns zu führen. Er wird alle unsere Probleme lösen. Er wird die Dinge in Gang bringen. Geben Sie nicht auf! Wir werden John Galt kriegen!“
Belohnungen und Ehrungen wurden jenen angeboten, die sich auf leitende Positionen bewarben, dann den Vorarbeitern, dann den Facharbeitern und schließlich jedem, der sich um eine Förderung bemühte: Gehaltserhöhungen, Sonderzulagen, Steuerbefreiungen und eine von Wesley Mouch ersonnene Medaille, der
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