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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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der Neuen“, sagte er, und als er die Tür öffnete, rief er jemandem in Inneren des Gebäudes zu: „He, Mac, kümmere dich um den Opa hier und finde heraus, was er will!“
    In der kahlen, halbdunklen Vorhalle aus Stahlbeton wurde Stadler von einem Mann empfangen, der ein Offizier sein mochte, doch stand der Kragen seiner Uniformjacke offen, und eine Zigarette hing ihm lässig im Mundwinkel.
    „Wer sind Sie denn?“, fuhr der Mann ihn an, wobei seine Hand etwas zu hastig nach dem Pistolenhalfter an seiner Hüfte griff.
    „Ich bin Dr. Robert Stadler.“
    Der Name zeigte keinerlei Wirkung. „Wer hat Ihnen die Erlaubnis erteilt, hierher zu kommen?“
    „Ich brauche keine Erlaubnis.“
    Das schien zu wirken; der Mann nahm die Zigarette aus dem Mund. „Wer hat Sie herbestellt?“, fragte er etwas unsicher.
    „Würden Sie mich bitte mit dem Kommandanten sprechen lassen?“, forderte Dr. Stadler ungeduldig.
    „Mit dem Kommandanten? Dafür kommen Sie zu spät, mein Freund.“
    „Dann mit dem Chefingenieur!“
    „Dem Chef-was? Ach, Sie meinen Willie? Willie ist in Ordnung. Er ist einer von uns, aber er ist gerade unterwegs.“
    In der Halle standen noch andere Gestalten, die mit gespannter Neugier zuhörten. Die Hand des Offiziers zitierte jemanden herbei – einen unrasierten Zivilisten, dem ein abgetragener Mantel über die Schultern hing. „Was wollen Sie?“, fuhr er Stadler an.
    „Hätte irgendjemand die Freundlichkeit, mir zu sagen, wo ich die Herren der wissenschaftlichen Abteilung finde?“, fragte Dr. Stadler in höflich gebieterischem Befehlston.
    Die beiden Männer sahen einander an, als wäre eine solche Frage hier fehl am Platz. „Kommen Sie aus Washington?“, fragte der Zivilist argwöhnisch.
    „Nein. Ich habe mit der Clique in Washington nichts mehr zu schaffen. Lassen Sie sich das gesagt sein.“
    „Ach so?“ Das schien dem Mann zu gefallen. „Dann sind Sie also ein Freund des Volkes?“
    „Ich wage zu behaupten, dass ich der beste Freund bin, den das Volk jemals hatte. Ich bin derjenige, dem es all dies zu verdanken hat.“ Er zeigte um sich.
    „Tatsächlich?“, fragte der Mann beeindruckt. „Sind Sie einer derjenigen, die mit dem Boss ein Abkommen geschlossen haben?“
    „Ab sofort bin ich hier der Boss.“
    Die Männer schauten einander an und traten einige Schritte zurück. Der Offizier fragte: „Sagten Sie, Ihr Name sei Stadler?“
    „ Robert Stadler. Und falls Sie nicht wissen, was das bedeutet, werden Sie es noch erfahren!“
    „Würden Sie mir bitte folgen, Sir?“, bat der Offizier unsicher, aber höflich.
    Was dann geschah, blieb für Dr. Stadler unverständlich, weil sein Verstand sich weigerte anzuerkennen, dass das, was er sah, die Wirklichkeit war. Mehrere Gestalten bewegten sich durch das Halbdunkel der unordentlichen Büros; sie trugen alle zu viele Schusswaffen an den Hüften; fahrige Stimmen, die mal unverschämt, mal furchtsam klangen, stellten ihm unsinnige Fragen. Er wusste nicht, ob irgendeiner von ihnen versuchte, ihm eine Erklärung abzugeben, denn er hörte nicht hin; all das durfte nicht wahr sein. Er wiederholte in der Art eines Feudalherrn: „Ab sofort bin ich hier der Boss … Ich erteile die Befehle … Ich bin gekommen, um das Kommando zu übernehmen … Diese Anlage gehört mir. … Ich bin Dr. Robert Stadler – und falls Sie nicht wissen, was dieser Name an diesem Ort bedeutet, haben Sie hier nichts zu suchen, Sie verfluchten Idioten! Sie werden sich noch in die Luft jagen, wenn Ihr Kenntnisstand dermaßen dürftig ist! Hatten Sie Physikunterricht an der Highschool? Sie sehen mir allesamt nicht so aus, als hätte man Ihnen jemals Zugang zur Highschool gewährt. Was haben Sie hier zu schaffen? Wer sind Sie?“
    Er brauchte lange, bis er begriffen hatte – bis sein Verstand sich der Tatsache nicht mehr verschließen konnte, dass ihm jemand zuvorgekommen war: Jemand mit derselben Lebensanschauung wie er selbst hatte dasselbe Vorhaben ins Auge gefasst. Er begriff, dass diese Männer, die sich „Freunde des Volkes“ nannten, sich Projekt X heute Abend, vor wenigen Stunden, unter den Nagel gerissen hatten, um ihre Herrschaft zu begründen. Er lachte ihnen mit ungläubiger Verachtung ins Gesicht: „Sie wissen nicht, worauf Sie sich eingelassen haben, Sie erbärmlichen kriminellen Grünschnäbel! Glauben Sie etwa, Sie – Sie! – könnten mit einem wissenschaftlichen Präzisionsinstrument umgehen? Wer ist Ihr Anführer? Ich bestehe darauf, mit Ihrem

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