Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
Vom Netzwerk:
Anführer zu sprechen!“
    Es waren sein herrischer Ton, seine Verachtung und ihre eigene Panik – die blinde Panik unbeherrscht gewalttätiger Männer, die keinen Maßstab für Sicherheit oder Gefahr hatten –, die sie ins Wanken brachten und veranlassten, sich zu fragen, ob er womöglich ein geheimes oberstes Mitglied ihrer Führung war; sie hätten sich einer jeden Autorität genauso bereitwillig widersetzt wie unterworfen. Nachdem er von einem nervösen Kommandanten zum nächsten gezerrt worden war, wurde er zu guter Letzt eine Eisentreppe hinabgeführt und durch lange, hallende unterirdische Gänge aus Stahlbeton geleitet, um dem „Boss“ höchstpersönlich gegenüberzutreten.
    Der Boss hatte im unterirdischen Schaltraum Zuflucht genommen. Inmitten der komplizierten Windungen der empfindlichen wissenschaftlichen Geräte zur Erzeugung der Schallwelle, vor einer an der Wand befestigten Schalttafel mit glitzernden Hebeln, Skalen und Messgeräten – dem so genannten Xylophon – begegnete Robert Stadler dem neuen Herrscher von Projekt X. Es war Cuffy Meigs.
    Er trug eine enge halbmilitärische Uniform und Ledergamaschen. Sein Hals wölbte sich über der Kante seines Kragens zu einem Wulst, und seine schwarzen Locken waren von Schweiß verklebt. Er ging ruhelos vor dem Xylophon auf und ab und brüllte dabei Männern, die laufend im Eilschritt ein- und ausgingen, Befehle zu. „Schicken Sie Boten in jede Kreisstadt innerhalb unserer Reichweite! Sagen Sie ihnen, dass die Freunde des Volkes gewonnen haben! Sagen Sie ihnen, dass sie keinen Anordnungen aus Washington mehr Folge zu leisten haben! Die neue Hauptstadt des Volksstaates ist Harmony City, von nun an Meigsville genannt! Sagen Sie ihnen, dass ich bis morgen Vormittag fünfhunderttausend Dollar je fünftausend Einwohner erwarte – sonst …!“
    Es dauerte geraume Zeit, bis Cuffy Meigs auf Dr. Stadler aufmerksam gemacht werden konnte und seine trüben braunen Augen auf ihn richtete. „Nun, was gibt’s? Was wollen Sie?“, fuhr er ihn an.
    „Ich bin Dr. Robert Stadler.“
    „Was? – Ach, ja! Richtig! Sie sind die Weltraumkanone, oder? Sie sind der Bursche, der Atome einfängt oder so ähnlich. Also, was in aller Welt machen Sie hier?“
    „Diese Frage sollte ich Ihnen stellen.“
    „Was? Hören Sie, Professor, mir ist nicht nach Scherzen zumute.“
    „Ich bin hierher gekommen, um die Kontrolle zu übernehmen.“
    „Die Kontrolle? Worüber?“
    „Über diese Apparaturen. Über diesen Ort. Über das Land innerhalb seines Wirkungsbereichs.“
    Meigs starrte ihn einen Augenblick lang dumpf an und fragte dann ruhig: „Wie sind Sie hierher gekommen?“
    „Mit dem Wagen.“
    „Ich meine, wen haben Sie dabei?“
    „Niemanden.“
    „Welche Waffen haben Sie bei sich?“
    „Keine. Mein Name genügt.“
    „Sie sind alleine hierher gekommen, mit nichts als Ihrem Namen und Ihrem Wagen?“
    „So ist es.“
    Cuffy Meigs lachte ihm schallend ins Gesicht.
    „Haben Sie geglaubt“, fragte Dr. Stadler, „ Sie könnten eine Anlage dieser Art betreiben?“
    „Verschwinden Sie, Professor, verschwinden Sie! Hauen Sie ab, ehe ich Sie erschießen lasse! Wir haben hier keine Verwendung für Intellektuelle!“
    „Was wissen Sie darüber ?“ Dr. Stadler zeigte auf das Xylophon.
    „Wen kümmert das? Techniker gibt es heutzutage wie Sand am Meer! Hauen Sie ab! Das hier ist nicht Washington! Ich habe mit diesen unpraktisch veranlagten Träumern in Washington nichts mehr am Hut! Sie werden auf keinen grünen Zweig kommen, indem sie mit diesem Radiophantom verhandeln und Reden schwingen! Taten – das ist es, was wir brauchen! Direkte Aktionen! Hauen Sie ab, Doktor! Ihre Zeit ist um!“ Er schwankte vor und zurück und griff hier und da nach einem Hebel des Xylophons. Dr. Stadler begriff, dass Meigs betrunken war.
    „Fassen Sie die Hebel nicht an, Sie Dummkopf!“
    Meigs riss unwillkürlich seine Hand zurück, fuchtelte dann aber herausfordernd vor der Schalttafel damit herum. „Ich fasse an, was mir beliebt! Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe!“
    „Gehen Sie von der Tafel weg! Gehen Sie hier raus! Das gehört mir! Haben Sie verstanden? Das ist mein Eigentum!“
    „Eigentum? Ach so!“ Meigs gab ein kurzes Lachen von sich, das sich wie ein Kläffen anhörte.
    „Ich habe es erfunden! Ich habe es geschaffen! Ich habe es ermöglicht!“
    „Ach ja? Na dann, vielen Dank, Doktor. Vielen Dank, aber nun brauchen wir Sie nicht mehr. Wir haben unsere eigenen

Weitere Kostenlose Bücher