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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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»Also, du solltest einer Dame niemals nein sagen, Henry. Das tut man
     einfach nicht.«
    »Falsche Nummer«,
     sagte Rush. »Es war irgendein Mädchen, das wissen wollte, ob
     ich ihr Daddy sei.« Walker und Seafield lachten.
    Ich gab nur einen erstickten
     Laut von mir.
    »Lee«, sagte
     Rush, »weißt du irgend etwas über die Tochter dieses
     Mannes?«
    »Nein, absolut nichts«,
     sagte Seafield, eine Spur verdrießlich. Dann hellte seine Miene sich
     auf. »Ich wette, er hat gar keine. Genausowenig wie er einen
     Umschlag von Pighee hatte.«
    »Nun«, sagte
     Rush, »welcher Natur auch immer Ihre Probleme mit Ihrer Tochter sein
     mögen, Samson, das hat nichts mit uns zu tun. Ich weiß ohnehin
     nicht, was wir Ihrer Meinung nach mit ihr anfangen sollten.«
    »Mich kaltstellen«,
     sagte ich ruhig.
    »Sie haben mächtig
     seltsame Vorstellungen von den Dingen, die wir tun«, sagte Rush
     selbstgerecht. »Kidnapping - ach herrje, also wirklich.«
    »Leute, die Leute
     umbringen, scheinen mir sichere Kandidaten, wenn es sich um eine Entführung
     handelt«, sagte ich.
    Alle drei versteiften sich
     leicht. Aber schon bald sagte Rush: »Leute umbringen, na also, was
     soll das denn?«
    »Simon Rackey war der
     erste«, sagte ich. Ich war jenseits des Stadiums angelangt, in dem
     ich noch irgend etwas zurückhalten wollte.
    »Simon?« sagte
     Rush. »Was sollen wir denn mit Simons Tod zu tun gehabt haben?«
    Daß er sich mehr als
     vier Jahre später sofort an den Namen erinnerte, verriet mir genug.
    »Und dann John Pighees
     Tod«, sagte ich.
    »Wir haben jede
     Hoffnung…«
    Ich unterbrach ihn: »Pighee
     ist in jeder Hinsicht tot, es fehlt lediglich noch ein unterschriebener
     Totenschein, das wissen Sie. Und ich weiß es von Marcia Merom.«
    »Ich bezweifle, daß
     Sie Marcia dazu bringen können, eine solche Unwahrheit vor Zeugen zu
     äußern«, sagte Rush. Seafield lächelte und sah sehr
     zufrieden mit sich aus.
    »Und jetzt der Tod von
     John Pighees Frau«, sagte ich.
    Rush sah abermals zu Seafield
     hinüber, der gelassen dasaß. »Mrs. Pighee ist tot?«
     fragte er.
    »Sie ist gestern nacht
     gestorben«, sagte ich. »Wahrscheinlich, weil Sie ihr einen großen
     Batzen Geld schulden würden, wenn ihrem Mann am 28. Januar nächsten
     Jahres gestattet wird, mit dem Atmen aufzuhören. Und aus ökonomischen
     Gründen - ganz zu schweigen von der Gier, die Sie in die ganze Sache
     hineingetrieben hat - haben Sie beschlossen, daß es besser wäre,
     sich dieser Verpflichtung zu entledigen.«
    »Ich hatte ganz gewiß
     keine Ahnung davon, daß Mrs. Pighee tot ist, und erst recht hatte
     ich nichts damit zu tun«, sagte Rush fest. »Lee? Weißt
     du irgend etwas?«
    »Warum fragst du immer
     mich nach solchen Dingen?« sagte er in einem verletzten Tonfall.
     »Ich weiß absolut gar nichts über Pighees gottverdammte
     Frau. Warum sollte ich auch?«
    Formell wandte Rush sich an
     Walker. »Tommy?«
    Walker schüttelte
     feierlich den Kopf.
    Rush sagte: »Wie ich
     bereits feststellte: Sie haben da einige sehr merkwürdige
     Vorstellungen von dem, was wir tun. Ich versichere Ihnen, wir riskieren
     Gewalt nur dann, wenn es absolut keine anderen Alternativen gibt. Und Pläne,
     die ein gewisses Risiko beinhalten, nehmen manchmal einen Verlauf, der
     extremer ist, als wir uns das wünschen würden.« Unwillkürlich
     sah er doch wieder zu Seafield hinüber.
    »Ihr Schlägertyp
     da gerät manchmal außer Kontrolle, wie?« fragte ich. 
    Seafield stand auf. »Ziehen
     Sie Ihre Hosen an, Samson«, sagte er. »Es sei denn, Sie hätten
     Angst, Sie pissen rein.«
    »Setz dich, Lee«,
     sagte Rush.
    Aber Walker überstimmte
     ihn. »Nein. Er soll sich fertigmachen zum Abmarsch. Wir haben schon
     genug Zeit mit unserem Besucher verschwendet. Ich muß los.«
    »Soll ich die Polizei
     anrufen, damit sie ihn hier abholen kommen?« fragte Rush.
    »Nein«, sagte
     Walker. »Lee soll sich um ihn kümmern.«
    »Und den Steuerzahlern
     etwas Geld sparen«, sagte Rush. »Bring ihn runter ins
     Hauptquartier. Sie suchen schon lange genug nach ihm.«
    »Gut«, sagte ich.
     »Die Polizei ist genau das, was ich will.«
    Walker warf Rush einen
     fragenden Blick zu.
    Rush schüttelte nachdrücklich
     den Kopf. »Wer sollte ihm schon glauben? Sie werden ihn in eine
     Klapsmühle stecken, nachdem sie nur einen einzigen Blick auf ihn
     geworfen haben. Er wird für alle Zeiten aus dem Verkehr sein. Soweit
     es sie betrifft, ist er ein

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