Der stumme Handlungsreisende
stellte es auf den Fußboden und
verschwand wieder in der Küche. Als er sich dann wieder zu mir
gesellte, hatte er eine dicke, leere Weinflasche aus Glas in der Hand.
»Das wird den Zweck erfüllen, meinen Sie nicht auch?«
sagte er.
»Mmmmnnnrmmn«,
sagte ich in einem beschwichtigenden Tonfall. Einladend hob und senkte ich
die Augenbrauen. Ich wollte reden.
»Nur über meine
Leiche«, sagte er.
Ich mochte es gar nicht, wenn
er sich über den Tod ausließ, also fragte ich noch einmal:
»Mmmmrph?«
»Sie waren eine solche
verdammte Nervensäge«, sagte er und schwenkte die Flasche in
meine Richtung. »Es ist schwer, geduldig zu sein. Und ganz egal, was
jetzt passiert, Sie sind hingegangen und haben die schönste
Organisation kaputtgemacht, über die ein armer Junge vom Lande jemals
stolpern konnte.«
»Mmm?«
»O ja, Sie haben
bekommen, was Sie wollten. Sie haben es kaputtgemacht. Jetzt, wo die Leute
Fragen stellen, kann es unmöglich länger geheim bleiben. Aber
Sie sollten den Erfolg auf keinen Fall ganz für sich verbuchen. Die
Leute sind einfach nicht mehr so versessen darauf, ihre Vaterlandspflicht
zu erfüllen, wie sie es waren, als wir anfingen.« Er schüttelte
den Kopf. »Ja«, sagte er. »Es ist alles im Eimer. Und
Sie gleich auch.«
»Mmmnn?«
»Sie sollten es besser
glauben, Cowboy.«
Trotz weiterer, ebenso
eloquenter wie flehender Beiträge meinerseits, sagte er nichts mehr.
Bis Marcia Merom ankam.
41
Seafield teilte seine Zeit
gerecht zwischen zwei Aktivitäten auf: Entweder saß er in einem
Sessel, oder er ging im Zimmer auf und ab. Dann hörten wir einen Schlüssel
in einem der Schlösser an der Wohnungstür. Seafield stand auf,
um sie direkt an der Tür abzufangen.
Marcia Merom trat ein. Er zog
sie brutal ins Zimmer und verschloß die Tür hinter ihr.
»Hallo, Schätzchen«,
sagte er. Turmhoch und drohend stand er über ihr. Mit seiner linken
Hand umfaßte er ihr langes Haar und zog es herab, so daß sie
ihn direkt ansehen mußte. Die rechte Hand legte er zwischen ihre
Beine und zog sie auf die Zehenspitzen, um sie brutal zu küssen.
Etwa auf der Hälfte der
langen Begrüßung legte sie locker ihre Hände auf seine
Taille.
Nachdem er sie losgelassen
hatte, wandte Seafield sich wieder mir zu und bedachte mich mit einem anzüglichen
Grinsen. Das letzte Mal, als wir drei uns in diesem Zimmer begegnet waren,
hatte er einen Rückzieher machen müssen. Jetzt zeigte er mir,
wer der Herr im Hause war, wer hier der Platzhirsch war.
Über mir stehend schien
er überhaupt kein Ende nehmen zu wollen, als ich an ihm emporblickte,
ein Mann wie ein Gewehr, der mir zeigte, daß sein Abzug ganz ohne
Zweifel unterhalb der Gürtellinie lag.
Ich bemühte mich um eine
gelangweilte Miene. Es ist schwer, etwas anderes zu versuchen, mit Knebel
im Mund und auf dem Rücken gefesselten Händen.
Seafield war noch nicht
fertig. »Zieh dich aus«, sagte er zu Marcia Merom.
Sie zögerte.
Er machte einen kleinen
Schritt auf sie zu, wobei er mit wenigen Zentimetern extreme körperliche
Gewalt ausstrahlte.
Sie zog sich aus.
Er setzte sich wieder auf den
Sessel und sah ihr eine Weile dabei zu. Dann sagte er: »Die Idee ist
folgende. Du bist gerade aus dem Bett gekommen. Du hast jemanden hier draußen
gehört, und es zeigt sich, daß es dieser böse Mann ist,
der in dein Apartment eingebrochen ist.«
»Mmmrnnnrmmn«,
sagte ich.
Er ignorierte mich und fuhr
fort: »Zu deinem Schutz bewahrst du diese leere Flasche neben deinem
Bett auf. Wenn du herauskommst, um nachzusehen, was das für ein Geräusch
war, nimmst du die Flasche mit. Weil er so ein Feigling ist, versucht er
wegzulaufen. Aber an der Hintertür, auf dem Balkon, holst du ihn ein
und schlägst zu. Er stolpert, fällt über das Geländer
und schlägt sich auf dem Zementblock, der dort zufällig
herumliegt, den Kopf auf.« Er drehte sich zu mir um. »Wirklich
Pech, Cowboy.«
Er überließ mein
Pech keinem Zufall.
»Aber Lee…«,
sagte Marcia Merom weinerlich.
Er schnitt ihr das Wort ab.
»Halt den Mund. Genauso wird es gemacht. Nachdem es passiert ist,
rufst du wie eine gute Bürgerin die Polizei an.«
Sie sah nicht besonders glücklich
aus. Er warf ihr einen wilden Blick zu. »Na gut, ich mach’s«,
sagte sie.
»Und ob du’s
machst.« Dann drehte er sich wieder zu mir um. »Aber du hast
noch
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