Der stumme Handlungsreisende
geben.
Das änderte sich
schlagartig. Weil ich dem Wunschdenken anheimgefallen war… weil ich
in einen ergebenen Gemütszustand gedriftet war. Der von der Annahme
ausging, daß er mir nichts wirklich Schlimmes antun würde, wenn
ich mich nicht wehrte.
Aber der Mann war ein Mörder.
Und es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, daß er mich für
die nächste Kerbe auf seinem metaphorischen Revolver vorgesehen
hatte.
Mein Gott!
Aus seiner Tasche zog
Seafield einige Schlüssel und öffnete die Hintertür.
Denk nach! Denk! Schlüssel
bedeuteten, daß Marcia Merom nicht zu Hause war. Schlüssel
bedeuteten, daß Marcia Merom kooperierte.
Ich rief durch mein Klebeband
um Hilfe - »Mmmm-fmdmdmgmmdhfkdkfmmm« -, als Seafield mich in
das Apartment hineinzog. Es hörte sich nicht sehr laut an. Das
einzige, was ein solches Geräusch zur Folge haben konnte, war die
Aufmerksamkeit der Nachbarkatze.
Nachdem er die Tür
hinter uns geschlossen hatte, sagte Seafield: »Weiter«, und führte
mich durch das Wohnzimmer. Dann schaltete er das Licht ein, stellte mich
gegen die Badezimmertür und schob mich nach unten auf den Fußboden.
Er selbst ging zurück in
die Küche.
Ich verschwendete keine Zeit,
rappelte mich auf und ging zum Telefon. Dort mußte ich mich beinahe
auf den Hörer setzen, um ihn mit hinter dem Rücken gefesselten Händen
abnehmen zu können. Ich schaffte es, den Hörer auf den Tisch zu befördern und
hockte mich dann über die Wählscheibe. Ich tastete nach der
Null, um die Vermittlung zu wählen, bekam einen Finger hinein und
schaffte es tatsächlich schon beim ersten Versuch, die Wählscheibe
ganz herumzudrehen.
Dann drehte ich mich herum
und hockte mich neben den Hörer, der flach auf dem Tisch lag.
Eine hohe Stimme sagte:
»Vermittlung. Was wünschen Sie- Kaffee, Tee oder mich?«
Die Stimme kam vom Kücheneingang.
Dort stand, lässig gegen den Türrahmen gelehnt, Seafield. Er
beobachtete mich und versuchte nicht einmal, seine Heiterkeit zu unterdrücken.
»Bißchen unbequem
für Sie, wie?« fragte er. »Lassen Sie mich den Hörer
für Sie halten.«
Er kam zum Tisch und hielt
mir den Hörer an Ohr und Mund. »Weiter«, drängte er
mich, »weiter.«
Das Telefon war tot. Ich
wandte mich ab.
»Genau«, sagte
Seafield und schwenkte das Instrument vor meiner Nase hin und her.
»Das letzte Mal, als
wir hier waren, wollten Sie einen Anruf machen, und ich habe die Leitung
aus der Wand gezogen. Und es ist bisher nicht repariert worden, oder?«
»Mmmrrrmmph.«
»Nein, es ist nicht
repariert worden. Sie glauben doch nicht, ich würde so etwas
vergessen, oder?«
Er rollte mich auf den Fußboden.
»Mmrrr.«
»Aber«, sagte er,
»jetzt werde ich das Telefon reparieren. Verstehen Sie mich nicht
falsch, Cowboy. Ich repariere es nicht für Sie. Aber das nächste
Mal, wenn Sie glauben, Sie hätten eine Chance, dann wird es
wenigstens nicht tot sein. Kann allerdings nicht behaupten, daß man
dasselbe dann auch noch von Ihnen sagen wird.«
Ich sah zu, wie er die Drähte,
die er am Tag zuvor aus der Wand gerissen hatte, wieder miteinander
verband.
Als er fertig war, hielt er
den kleinen Schraubenzieher, den er benutzt hatte, in die Höhe und
sagte: »Sehen Sie? Alles fein repariert.«
Dann ging er ans Telefon. Ich
zog und zerrte an den Seilen um meine Handgelenke, versuchte, sie ein
klein wenig zu lockern, irgendeine Möglichkeit zu finden, mich
freizuzappeln. Zum zehnten Male mißlang es mir.
Er wählte eine Nummer.
»Ich bin’s«, sagte er. »Henry sagt, es bleibt uns
nichts anderes übrig, als den Unrat zu beseitigen. Du sollst dabei
helfen.« Er hielt inne und sagte dann scharf: »Komm sofort
her, aber dalli!«
Er warf den Hörer auf
die Gabel und ging in die Küche.
Ich hob mich mühsam auf
die Knie und manövrierte mich ein weiteres Mal zum Telefon.
Seafield tauchte wieder im
Eingang auf und sah mich an. »Sie sind ganz schön mutig für
einen alten Kerl«, sagte er kopfschüttelnd.
Dann kam er zurück ins
Zimmer und zog das Telefonkabel heraus. Bevor er wieder in die Küche
ging, trat er mich noch in den Magen.
Das war wirklich nicht sehr
nett von ihm.
Ich hörte, wie er die
Hintertür öffnete und hinausging. Aber einen Augenblick später
war er schon zurück. Und dann war er wieder bei mir im Wohnzimmer. Er
trug ein Stück von einem Zementblock auf einer Zeitung,
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