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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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kompletter Idiot. Teufel auch, er ist ein
     kompletter Idiot.«       
    Seafield umschlang mit einem
     festen Griff meinen Arm. »Na los, Cowboy«, sagte er.
    Er bugsierte mich in die Küche.
    »He«, rief er
     über die Schulter zurück. »Jemand hat hier ein Fenster
     eingeschlagen.«
    »Bring ihn hier weg,
     Lee!« rief Rush aus dem Wohnzimmer. »Bevor ich ihm etwas
     antue, was ich später bereue.«

 
    40
    »Okay, Cowboy«,
     sagte Seafield in der Garage. »Und jetzt her mit den Schlüsseln
     zu deinem Wagen da draußen.«
    »Warum?« fragte
     ich.
    »Schlüssel!«
    Ich gab ihm die Schlüssel
     und marschierte auf das Garagentor zu.
    » Stehenbleiben!«
    Ich blieb stehen und drehte
     mich um. Er hatte sich ein Stück Seil beschafft und kam damit auf
     mich zu.
    »Legen Sie Ihre Hände
     auf den Rücken«, sagte er.
    »Seien Sie doch nicht
     dumm!«
    »Hände auf den Rücken!«
    »Sie bringen mich doch
     zu den Cops. Genau da will ich nämlich hin«, sagte ich. »Wo
     ist das Problem?«
    Seine Antwort war eine
     weitere große Faust, die auf meinen Kiefer zuraste. Ich überließ
     ihm das letzte Wort.
    *
    Ich wachte langsam auf. Das
     erste, was in mein Bewußtsein eindrang, war eine verspätete
     Überraschung. Überraschung darüber, daß Rush unter
     Druck bei der FBI-Story blieb. Meine Version der Geschichte hatte einen
     anderen Ausgang.
    Ich bekam keine Zeit, darüber
     nachzudenken. Mein Bewußtsein weitete sich bis zu dem Punkt, daß
     ich meine Augen öffnen konnte. Aber
     selbst dann war das Leben immer noch ziemlich dunkel. Ich lag mit dem
     Gesicht nach unten im hinteren Teil eines Wagens auf dem Boden. Wessen
     Wagen? - Linn Pighees oder Seafields oder Rushs - das wußte ich
     nicht.
    Mein Kopf schmerzte. Ich
     wollte ihn reiben. Aber ich konnte nicht. Meine Beine waren gefesselt. Ich
     wand und krümmte mich bei dem Versuch, eine bequeme Position zu
     finden. Es gab keine. Dann wurde ich heftig gegen den Vordersitz
     geschleudert, als der Wagen zum Stehen kam. Ich verdrehte meinen Kopf, um
     mit einem Blick durchs Fenster in Erfahrung zu bringen, wo wir uns
     befanden. Von einem Fenster war allerdings nicht viel zu sehen. Es mußte
     draußen auf jeden Fall dunkel sein, und da, wo wir uns befanden, gab
     es keine Straßenbeleuchtung.
    Ich wartete darauf, daß
     irgend etwas geschah.
    Erfolglos. Dann wurde das
     Autoradio angestellt. Ich beschloß zu fragen, ob es nicht langsam an
     der Zeit sei, die Polizei aufzusuchen, und warum ich eigentlich so verschnürt
     war. Es hörte sich an wie: »Mmmmwsssmm-mmmnnnmmmmm.« 
    Mein Mund war zugeklebt.
    Aber das Geräusch war
     genug, die Aufmerksamkeit meines Chauffeurs auf sich zu ziehen. »Sind
     wir fein aufgewacht, Cowboy?« fragte er. Ich spürte eine Hand
     auf meinem Rücken. Dann zog die Hand prüfend an dem Seil, das um
     meine Hände gebunden war.
    »Mmmowowow!«
     sagte ich.
    Er ließ los. »Wie
     schön«, sagte Seafield. »Da habe ich doch etwas
     Gesellschaft, während ich warte.«
    Wir warteten mehr als eine
     Stunde lang. Ich hielt mich anhand der Nachrichtensendungen im Radio
     über die Zeit auf dem laufenden. Meistens döste ich vor mich
     hin. Mein Kopf war etwas klarer geworden.
    »Na schön«,
     sagte er endlich. »Zeit für unseren Besuch.« Er stieg aus
     dem Wagen, öffnete eine der hinteren Türen und zog mich mit den
     Füßen zuerst raus. Dann schnitt er die Seile an meinen Füßen
     durch und stellte mich auf die Beine. Ich hatte Mühe, mein
     Gleichgewicht zu finden, und stützte mich schwer auf den Wagen. Aber
     ich sah, daß wir uns auf der Rückseite von Marcia Meroms
     Apartmenthaus befanden.
    »Ich möchte keinen
     Ärger mit Ihnen«, sagte Seafield scharf.
    Es war mir neu, daß es
     irgendeine Art von Ärger gab, die ich ihm hätte bereiten können.
    Während ich langsam
     wieder Gewalt über meine Beine bekam, hielt er mich mit sicherem
     Griff fest, was darauf hinauslief, daß er mir aufhalf und mich stützte.
     Dann führte er mich zur Hintertreppe. Es war absolut niemand in der Nähe.
    Wir gingen hinauf in den
     zweiten Stock. Erst als wir oben auf dem Absatz von Marcia Meroms
     Feuerleiter angelangt waren, konnte ich klar genug denken, um mich zu
     fragen, warum ich das eigentlich alles mit mir machen ließ. Die
     Tatsache, daß er mich oben haben wollte, war gewiß Grund
     genug, alles daranzusetzen, unten zu bleiben.
    Ich konnte allerdings nicht
     klar genug denken, um mir eine Antwort auf diese Frage zu

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