Der stumme Handlungsreisende
verbreitete, dann durfte ich mich da nicht
hineinziehen lassen. Für mich würde es sich nicht auszahlen,
übermäßig beeindruckt oder ängstlich zu sein.
Ich rieb mir den Magen und
versuchte, einige Glasstückchen aus meiner Hand zu ziehen.
»Na schön«,
sagte ich. »Sie werden mich umbringen, aber es besteht kein Grund,
die Sache zu überstürzen und schließlich zu verpfuschen.«
Ich machte einen halben Schritt nach vorn.
In Sekundenschnelle fuhr die
Flasche in die Höhe.
»Immer mit der Ruhe«,
sagte ich. »Ich bin wehrlos.«
Seafield sah mich an. Argwöhnisch.
Er sagte nichts, aber er senkte auch die Flasche nicht.
Ich stand ganz still und
fragte im Plauderton: »War Simon Rackey Ihr Erster?«
Er zögerte abermals.
»Das war gute Arbeit.
Die Polizei hatte nicht den leisesten Verdacht. Ich habe sie danach
gefragt. Sie hatten kein Interesse.«
»Aber nicht mein
Letzter«, sagte er, womit er endlich doch meine erste Frage
beantwortete.
»Nein«, sagte
ich. »Pighees Frau war ihr letztes Opfer vor heute abend.«
»Ich weiß nichts
über Pighees Frau.«
Marcia Merom erschien an der
Tür. »Ist das gut so?«
Seafield sah nicht hin. Er
beobachtete mich, bereit, bei der leichtesten Bewegung zuzuschlagen.
»Laß sehen«, sagte er.
Marcia Merom trat in seinen
Gesichtskreis. »Worüber ist er so glücklich?« fragte
sie.
»Er versucht zu
bluffen. Also entspanne ich mich, und er kann’s ja mal versuchen.«
»Bin ich so
durchsichtig?« fragte ich.
»Total durchsichtig«,
sagte Seafield. Aber nicht zu mir. Er sprach wütend auf Marcia Merom
ein. »Du wirst die verdammte Polizei ganz bestimmt nicht in diesem
Ding da unterhalten. Hast du nichts Dickes, Undurchsichtiges? Benutz doch
mal den berühmten Kopf, ja!«
»Na schön«,
sagte sie und verschwand wieder im Schlafzimmer.
»Sie werden mich
umbringen, nicht wahr?« sagte ich und machte einen kleinen Schritt
weiter nach vorn.
»Genau«, sagte
er.
»Das einzige, was ich möchte,
ist, daß Sie mich nicht unglücklich sterben lassen, okay?«
»Was ist es? Zeit für
die letzte Bitte? Letzte Mahlzeit? Ich habe eigentlich keine Lust,
Nahrungsmittel zu verschwenden.«
»Ich habe nur ein paar
Fragen. Wie zum Beispiel, ob Henry Rush weiß, daß er in
Wirklichkeit gar kein FBI-Mann ist.«
Das amüsierte Seafield.
Er wollte gerade sprechen, als Marcia Merom wieder auftauchte. Er
riskierte einen kurzen Blick auf ihren Winterbademantel und sagte dann:
»Geh wieder ins Schlafzimmer. Mach die Tür zu. Und dann ab ins
Bett. Stell den Fernseher leise an und warte, bis ich dich rufe.«
»Aber Lee«,
wimmerte sie.
»Tu es!«
»Ich möchte nichts
verpassen und…«
»Tu es!«
»- und außerdem
ist mir da noch etwas eingefallen.«
Ich sah ihr Gesicht. Sie
starrte mich an.
»Gott im Himmel«,
rief Seafield, »geh in dein gottverdammtes Schlafzimmer, und tu
verdammt noch mal, was ich dir gesagt habe.«
Sie wollte keinen Ärger.
Sie tat, was man ihr sagte. Einen Augenblick später hörten wir
das monotone Brummen des Fernsehers.
»Sie weiß es also
auch nicht«, sagte ich.
»Für jemand, der
so klug ist, ist sie verdammt dumm«, sagte er.
»Und Henry Rush?«
»Er glaubt, er ist ein
Cowboy, der Rache nimmt für das, was die Indianer General Custer
angetan haben.«
»Also glaubt er, daß
das, was er mir erzählt hat, die Wahrheit ist?«
»So ist es.«
»Haben Sie dieses Ding
gedreht?«
»Zum Teufel, nein«,
sagte er. »Viel zu groß für mich. Das haben die großen
Drogenleute in Detroit eingefädelt, über Tommy. Er hat es Henry
verkauft. Ein echter Patriot, dieser Henry. Er würde nahezu alles
tun, um seinem Land zu helfen.« Triefender Sarkasmus.
»Und dann hat man Sie
angeworben?«
»So ist es. Es war
nicht zu übersehen, daß ich festsaß und nicht gerade glücklich
darüber war. Sie haben mich angeworben, und ich bin darauf geflogen.«
»Nur, daß Sie die
Sache durchschaut haben.«
»Verdammt richtig.«
»Und Ihre eigenen
Kontakte geschmiedet haben mit… mit wem? Walker?«
Er nickte zustimmend. Seine
Toleranz meinen Fragen gegenüber war im Schwinden begriffen.
»Und Sie haben Ihre
eigenen Arrangements mit ihm getroffen«, sagte ich. »Wußte
er, daß Sie da schon vorhatten wegzugehen?«
»Daß ich vorhatte
wegzugehen?« fragte Seafield.
»Ich habe die
Portugiesischbücher in Ihrer Wohnung
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