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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Freund?«
    Er zögerte. »Sie
     fragen das so, als hätte ich etwas Schlechtes getan. Ich sage einem
     Mann Bescheid, und er bringt einen anderen Mann zum Besten dieses Mannes
     und zum Besten der Gesellschaft unter. Daran kann doch nichts Schlechtes
     sein.«
    »Ich muß wissen,
     woran Pighee gearbeitet hat. Ich muß wissen, an wen ich mich wenden
     soll. Wer ist Ihr Freund?«
    »Ach, zum Teufel auch«,
     sagte Joe. »Henry Rush. P. Henry Rush.«
    »Was genau ist P. Henry
     Rush?«
    »Kein großes
     Tier.«
    »Ein guter Freund?«
    »Einfach ein Mann aus
     dem Vorstand, von dem ich weiß, daß ihm daran liegt, die
     Gesellschaft weiterzubringen. Das Potential der Leute zu entwickeln, die für
     sie arbeiten.«
    »Tja, dann vielen Dank
     für Ihre Hilfe.«
    »Ich wundere mich nur,
     daß Ihr Leute so lange gebraucht habt, hierherzukommen.«
    »Ich möchte keinen
     falschen Eindruck hinterlassen«, sagte ich. »Ich komme nicht
     von irgendeiner Versicherungsgesellschaft, und ich habe auch nie
     behauptet, daß ich das täte.«
    »Nein? Wer sind Sie
     dann?«
    »Ich bin Privatdetektiv
     und arbeite für John Pighees Schwester. Sie möchte mehr darüber
     wissen, was ihm zugestoßen ist.«
    »Ja? Ach, was soll’s.
     Ich habe Ihnen nichts gesagt, was ich nicht einem ganzen Dutzend von
     Leuten hätte erzählen können, so oder so.«
    »Aber Sie haben es
     niemandem erzählt?«
    »Es hat niemand
     gefragt. Schätze, sie wußten schon alles, was sie wissen
     wollten.«

 
    10
    Ich verließ Joe
     Bartonios Büro und lief ein paar Minuten auf dem Loftus-Gelände
     herum. Es war größer, als es vom Haupttor aus den Anschein
     hatte. Nach Süden hin gab es drei große Produktionsbereiche,
     flache Gebäude, die aussahen wie Bauelemente für einen
     gewaltigen Flugplatz. Man hätte nur die Verbindungswege verbreitern müssen,
     dann hätte dort selbst eine Concorde landen können. Lastwagen
     kamen angefahren, bereit, ihre Ladung aufzunehmen, um der wartenden Welt
     ihre Medizin zu bringen. Es herrschte ein ziemlicher Betrieb. Ich kämpfte
     mich weiter bis zu dem einzigen anderen Loftus-Gebäude innerhalb des
     Sicherheitsbereichs, das ich kannte, Forschung Drei. Ich war auf der Suche
     nach Dundree. Ich wollte ihm drohen.
    Wieder trug ich mich auf dem
     Tisch neben der Eingangstür ein. Die Flure waren genauso menschenleer
     wie bei meinem letzten Besuch hier. Dagegen wirkten die Behelfsduschen am
     Ende eines jeden Korridors geradezu heimelig.
    Ich sah in dem Büro
     nach, in dem ich am Tag zuvor mit Dundree, Dr. Merom und Lee Seafield
     gesprochen hatte, aber auch dort war niemand. Nichts hinderte mich daran,
     auf Entdeckungsreise zu gehen. Von Dundree wußte ich, daß
     Pighees Unfall im oberen Stock stattgefunden hatte, also ging ich die
     Treppe hinauf.
    Auch dort war niemand in den
     Fluren, aber zumindest hörte ich ein paar Stimmen und das Summen
     einiger Maschinen. Ich wollte mich gerade der Entscheidung für links
     oder rechts stellen, als eine junge Frau durch die Tür direkt am
     Treppenhaus herausstürmte und mich beinahe umrannte.
    »Oje«, sagte sie.
     »Tut mir leid.« Sie trug einen weißen Laborkittel und
     ein Haarnetz, das ihr Haar dicht an ihren Kopf drückte.
    »Ist es hier immer so
     leer?« fragte ich. »Sie sind seit Tagen der erste Mensch, dem
     ich auf diesen Fluren begegne.«
    Die Frage schien sie zu
     überraschen. Dann sagte sie: »Tja, ich schätze, in diesem
     Gebäude arbeiten wirklich nicht viele Leute. Hier laufen vor allem
     die ständigen Qualitätskontrollen - auf der Seite hier oben und
     im Erdgeschoß -, und vieles wird von Maschinen erledigt.«
    »Aber man riecht hier
     ja überhaupt nichts«, sagte ich. »Ist das normal?«
    »Ist das unnormal?«
    »Na ja, das hier ist
     doch ein Forschungslabor.«
    »Ja«, sagte sie.
     »Ich weiß, was Sie meinen, aber die Belüftung ist hier
     sehr gut.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Wissen Sie, ob Dr.
     Dundree hier in diesem Gebäude ist?«
    »Ich glaube nicht.
     Morgens ist er meistens im Verwaltungsbüro auf der anderen Seite des
     Tors. Haben Sie es schon einmal dort versucht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
     »Er hat mir erzählt, daß in einem dieser Labors vor ein
     paar Monaten eine Explosion stattgefunden hat. Stimmt das?«
    »Aber ja«, sagte
     sie. »Im Januar. Einer von unseren Leuten wurde dabei verletzt.«
    »John Pighee. Haben Sie
     ihn gekannt?«
    »Nein. Er hat hier nur
     Teilzeit gearbeitet. Und er war ein Einzelgänger.«
    »Und

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