Der stumme Handlungsreisende
Freund?«
Er zögerte. »Sie
fragen das so, als hätte ich etwas Schlechtes getan. Ich sage einem
Mann Bescheid, und er bringt einen anderen Mann zum Besten dieses Mannes
und zum Besten der Gesellschaft unter. Daran kann doch nichts Schlechtes
sein.«
»Ich muß wissen,
woran Pighee gearbeitet hat. Ich muß wissen, an wen ich mich wenden
soll. Wer ist Ihr Freund?«
»Ach, zum Teufel auch«,
sagte Joe. »Henry Rush. P. Henry Rush.«
»Was genau ist P. Henry
Rush?«
»Kein großes
Tier.«
»Ein guter Freund?«
»Einfach ein Mann aus
dem Vorstand, von dem ich weiß, daß ihm daran liegt, die
Gesellschaft weiterzubringen. Das Potential der Leute zu entwickeln, die für
sie arbeiten.«
»Tja, dann vielen Dank
für Ihre Hilfe.«
»Ich wundere mich nur,
daß Ihr Leute so lange gebraucht habt, hierherzukommen.«
»Ich möchte keinen
falschen Eindruck hinterlassen«, sagte ich. »Ich komme nicht
von irgendeiner Versicherungsgesellschaft, und ich habe auch nie
behauptet, daß ich das täte.«
»Nein? Wer sind Sie
dann?«
»Ich bin Privatdetektiv
und arbeite für John Pighees Schwester. Sie möchte mehr darüber
wissen, was ihm zugestoßen ist.«
»Ja? Ach, was soll’s.
Ich habe Ihnen nichts gesagt, was ich nicht einem ganzen Dutzend von
Leuten hätte erzählen können, so oder so.«
»Aber Sie haben es
niemandem erzählt?«
»Es hat niemand
gefragt. Schätze, sie wußten schon alles, was sie wissen
wollten.«
10
Ich verließ Joe
Bartonios Büro und lief ein paar Minuten auf dem Loftus-Gelände
herum. Es war größer, als es vom Haupttor aus den Anschein
hatte. Nach Süden hin gab es drei große Produktionsbereiche,
flache Gebäude, die aussahen wie Bauelemente für einen
gewaltigen Flugplatz. Man hätte nur die Verbindungswege verbreitern müssen,
dann hätte dort selbst eine Concorde landen können. Lastwagen
kamen angefahren, bereit, ihre Ladung aufzunehmen, um der wartenden Welt
ihre Medizin zu bringen. Es herrschte ein ziemlicher Betrieb. Ich kämpfte
mich weiter bis zu dem einzigen anderen Loftus-Gebäude innerhalb des
Sicherheitsbereichs, das ich kannte, Forschung Drei. Ich war auf der Suche
nach Dundree. Ich wollte ihm drohen.
Wieder trug ich mich auf dem
Tisch neben der Eingangstür ein. Die Flure waren genauso menschenleer
wie bei meinem letzten Besuch hier. Dagegen wirkten die Behelfsduschen am
Ende eines jeden Korridors geradezu heimelig.
Ich sah in dem Büro
nach, in dem ich am Tag zuvor mit Dundree, Dr. Merom und Lee Seafield
gesprochen hatte, aber auch dort war niemand. Nichts hinderte mich daran,
auf Entdeckungsreise zu gehen. Von Dundree wußte ich, daß
Pighees Unfall im oberen Stock stattgefunden hatte, also ging ich die
Treppe hinauf.
Auch dort war niemand in den
Fluren, aber zumindest hörte ich ein paar Stimmen und das Summen
einiger Maschinen. Ich wollte mich gerade der Entscheidung für links
oder rechts stellen, als eine junge Frau durch die Tür direkt am
Treppenhaus herausstürmte und mich beinahe umrannte.
»Oje«, sagte sie.
»Tut mir leid.« Sie trug einen weißen Laborkittel und
ein Haarnetz, das ihr Haar dicht an ihren Kopf drückte.
»Ist es hier immer so
leer?« fragte ich. »Sie sind seit Tagen der erste Mensch, dem
ich auf diesen Fluren begegne.«
Die Frage schien sie zu
überraschen. Dann sagte sie: »Tja, ich schätze, in diesem
Gebäude arbeiten wirklich nicht viele Leute. Hier laufen vor allem
die ständigen Qualitätskontrollen - auf der Seite hier oben und
im Erdgeschoß -, und vieles wird von Maschinen erledigt.«
»Aber man riecht hier
ja überhaupt nichts«, sagte ich. »Ist das normal?«
»Ist das unnormal?«
»Na ja, das hier ist
doch ein Forschungslabor.«
»Ja«, sagte sie.
»Ich weiß, was Sie meinen, aber die Belüftung ist hier
sehr gut.«
»Oh«, sagte ich.
»Wissen Sie, ob Dr.
Dundree hier in diesem Gebäude ist?«
»Ich glaube nicht.
Morgens ist er meistens im Verwaltungsbüro auf der anderen Seite des
Tors. Haben Sie es schon einmal dort versucht?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Er hat mir erzählt, daß in einem dieser Labors vor ein
paar Monaten eine Explosion stattgefunden hat. Stimmt das?«
»Aber ja«, sagte
sie. »Im Januar. Einer von unseren Leuten wurde dabei verletzt.«
»John Pighee. Haben Sie
ihn gekannt?«
»Nein. Er hat hier nur
Teilzeit gearbeitet. Und er war ein Einzelgänger.«
»Und
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