Der stumme Handlungsreisende
drüben parken?«
Ich tat wie geheißen,
und als ich zurückkam, hatte er mir den Weg geebnet. »Wissen
Sie, wo Sie ihn finden?«
»Ich weiß nicht
mal seinen Namen.«
»Mr. Joseph Bartonio«,
sagte er und erklärte mir den Weg.
Bartonio war eindeutig eher
ein Verwaltungsangestellter als ein Verkäufer. Sein Büro wirkte
überhaupt nicht protzig, und er selbst war wohltuend ungekämmt,
ein Mann in mittleren Jahren, mit einem Gesicht, das alt, dunkel und
zerknittert wirkte.
»Ich untersuche den
Unfall von John Austin Pighee. Ich möchte wissen, was einer Ihrer
Vertreter in einem Forschungslabor zu suchen hatte, mit dem er dann in die
Luft: flog.«
»Kommt also doch noch
jemand von der Versicherung«, sagte er. »Sie haben sich Zeit
gelassen.« Er nahm einen Bleistift zur Hand und begann, vor sich
hinzukritzeln, während ich darüber nachdachte, ob ich den Irrtum
aufklären sollte. Aber noch bevor ich zu einem Entschluß kam,
sagte er: »Es hat mich bis ins Mark erschüttert, als ich
erfuhr, daß John so etwas zugestoßen ist. Schrecklich.«
Das war eine Überraschung
für mich; zum ersten Mal zeigte außer seiner Schwester noch
jemand Mitleid mit dem Mann.
»Es hat mich wirklich
schockiert«, sagte Bartonio. »Weil ich nämlich
verantwortlich dafür war, daß er sich überhaupt dort
befand.«
»Ich verstehe nicht,
Mr. Bartonio…«
»Nennen Sie mich Joe.
Ich hab’s nicht gern, wenn die Leute mich anders als Joe nennen.«
»Ich verstehe nicht,
wieso Sie verantwortlich dafür waren, daß John Pighee sich in
dem Labor befand.«
»Ich kenne mich aus«,
sagte er. »Ich weiß, wann ein Bursche rastlos ist. John war
ein guter Vertreter. Erste Klasse. Ein As. Aber ich wußte,
daß er nicht für immer und ewig so weitermachen wollte. Ich bin
schon lange hier. Nicht ganz so lange wie Sir Jeff… aber für
einen so guten Mann wie John muß man entweder ein Plätzchen
finden, an dem es ihm wirklich gefällt, oder er sieht sich anderswo
um. Es gibt Männer, die nach mir in die Gesellschaft kamen und heute
mehr Geld verdienen und größere Verantwortung haben. Aber ich
kann gut mit Menschen umgehen. Ich kenne meine Leute, wirklich.«
»Das glaube ich Ihnen.«
»Also, vor fünfzehn
Jahren, vor zwanzig Jahren, da wäre er direkt in irgendeine Art
Management gegangen. Vor zehn, zwölf Jahren wäre er in die
Forschungslabors gegangen und hätte da gearbeitet. Aber vor fünf
Jahren, als John zu uns kam, gab’s die Leute, die
Naturwissenschaften studiert hatten, im Dutzend billiger. Wenn er seinen
Doktor hätte machen wollen, dann wäre er vielleicht in Betracht
gekommen. Aber ein Bursche wie John hat für so etwas keine Zeit. Er
war schon ein paar Jahre runter vom College und hatte das Leben
kennengelernt, als er hierher kam, in den Verkauf. Und ein Mann mit seinen
wissenschaftlichen Kenntnissen, mit seinem Schwung -nun, das ist eben ein
idealer Pharmavertreter.«
»Verstehe«, sagte
ich.
»Die meisten von meinen
Jungs verkaufen an die nichtwissenschaftliche Seite: Institutionen, Ärzte
und so weiter. John konnte das, aber er konnte auch an die Chefs
verkaufen. Solche Leute bekommt man nicht oft, die beides können. Ich
bin vielleicht selbst nicht erste Klasse, aber ich erkenne einen Klassemann,
wenn ich einen vor mir habe.«
»Womit ich immer noch
nicht viel mehr darüber weiß, wie er in dieses Labor gekommen
ist.«
»Teilzeit. Er hat seine
Zeit aufgeteilt. Ein Teil hier, ein Teil dort.«
»Zu gleichen Teilen?«
»Ich sah, daß er
langsam unruhig wurde. Also habe ich mit einem Freund von mir geredet,
einem Mann aus der Firma, der sich mit dem Personal auskennt und weiß,
was in den Jungs vorgeht. Wir haben ein paar Fäden gezogen. Und ihn
in ein Projekt hineinbekommen.«
»Ein Freund? Im Labor?
Dr. Dundree?«
Bartonio hob die Augen.
»Höher als Jay Dundree. Ich weiß nicht, was Dundree davon
hielt, aber mein Mann hat genug Einfluß, ihm jede eventuelle
Abneigung gegen dieses Arrangement auszutreiben.«
»Aber worin bestand
eigentlich John Pighees Arbeit hier?«
»Weiß ich nicht.
Ich bin nicht vom Fach, wissen Sie? Ich kann addieren und subtrahieren,
aber fragen Sie mich nicht, was ich da eigentlich verkaufe. Ich könnte
Ihnen nicht mehr sagen, als das, was auf dem Etikett steht, und den
Quatsch auf der Gebrauchsanweisung.«
»Wie weit oben sitzt
Ihr
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