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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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uns
     das Besuchsverbot Ihrer Klinik nur auf zwei Arten erklären…«
    »Und die wären?«
    »Entweder betreiben Sie
     den Ausschluß von Besuchern willkürlich und ohne zwingende Gründe…«
    »Ja?«
    »Oder es gibt einen
     Grund für das Besuchsverbot, den Sie uns noch nicht genannt haben.
     Jedenfalls werden wir die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen.«       
    »Was haben Sie vor?«
    Ich sagte es nicht noch
     einmal. Er hatte mich gut genug verstanden.
    »Das«, sagte er
     nach einer ganzen Weile, »sprengt nun doch jegliches Maß.«
    »Sowas Ähnliches
     ist mit John Pighee wohl auch passiert.«
    »Ich habe mich wohl
     unglücklich ausgedrückt. Aber Sie - Ihre Klientin - scheint
     wirklich das gesunde Maß zu verlieren. Es ist gewiß keine
     leichte Zeit und keine leichte Situation für sie, und ich versichere
     Ihnen, daß wir von Loftus es aufs tiefste bedauern, wenn unseren
     Mitarbeitern etwas zustößt, egal ob im Dienst oder in der
     Freizeit. Um so mehr, wenn es sich um eine so ernste Verletzung handelt,
     wie es hier der Fall zu sein scheint.«
    »Sie erlauben mir also,
     ihn zu besuchen?«
    Er hob abwehrend die Hände.
     »Das ist nicht meine Entscheidung. Darüber haben wir doch
     gestern schon gesprochen.«
    »Versuchen Sie nicht,
     mir weiszumachen, daß Sie keinen Einfluß auf Dr. Meroms
     Entscheidungen haben, ob jemand an John Pighees Bett sitzen darf oder
     nicht. Sie können bestimmt, wenn Sie nur wollen.«
    »Nun ja«, sagte
     er. »Ich nehme an, ich könnte mal ein Wörtchen mit Dr.
     Merom sprechen.«
    »Wenn Sie den Namen
     Loftus nicht in der Zeitung sehen wollen, tun Sie das bitte.«
    »Aber die Entscheidung,
     die letzte Entscheidung, muß bei ihr liegen.«
    »Ich sehe Sie vor
     Gericht«, sagte ich sanft.
    »Dieses Vorgehen
     scheint mir doch einigermaßen übertrieben.«
    »Für Sie
     vielleicht, aber nicht unbedingt für Mr. Pighees Schwester.«
    »Ich werde heute mit
     Dr. Merom reden«, sagte er. »Und falls sie mit Rücksicht
     auf Mrs. Thomas’ schwesterliche Gefühle ihre Entscheidung noch
     einmal überdenken sollte, werde ich…« Er zögerte.
     »Würden Sie mir den Namen und die Adresse seiner Schwester
     geben, so daß wir uns direkt mit ihr in Verbindung setzen können.
     Wir hier bei Loftus denken gerne, daß wir die besten Entscheidungen
     für unsere Leute treffen, aber wenn wir tatsächlich mal einen
     Fehler machen, möchten wir uns auch gern persönlich dafür
     entschuldigen. Wenn sich die Dinge in dieser Weise entwickeln sollten,
     werden wir natürlich Ihren Anteil an dem Ganzen voll anerkennen. Sie
     waren schließlich derjenige, der uns darauf aufmerksam gemacht hat.«
    Ich gab ihm Mrs. Thomas’
     Namen und Adresse. Da er sie durch einen Anruf bei Linn Pighee ohne
     Schwierigkeiten herausbekommen hätte.
    *
    Unten angekommen, konnte ich
     mich nicht entschließen, schon zum Parkplatz und zu meinem
     Lieferwagen zurückzugehen. Ich hielt Ausschau nach einem Gebäude
     mit P. Henry Rushs Namen darauf. Schließlich fragte ich jemanden und
     gelangte zu der Sekretärin, die vor der Direktion den Cerberus
     spielte. Sie musterte mich kalt. »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein. Aber es geht um
     einen Mann namens Pighee, der auf dem Firmengelände einen Unfall
     hatte.«
    Sie rief Rushs Sekretärin
     für mich an. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Mr.
     Rush ist im Augenblick außer Landes und nicht erreichbar.«
    Ich hinterließ meine
     Karte, auf deren Rückseite ich John Pighees Namen notiert hatte und
     die die Sekretärin, wie sie mir hoch und heilig versprach, so schnell
     wie möglich an Rushs Sekretärin weitergeben wollte.

 
    11
    »Es hat überhaupt
     niemand angerufen, Daddy. Und gekommen ist auch niemand. Ist der
     Freitagmorgen immer so? Geschäftlich, meine ich?«
    »Ja«, sagte ich,
     »so ist es freitags meistens.«
    »Ich habe den ganzen
     Morgen damit zugebracht, mich hier einzuleben«, sagte Sam. »Aber
     ich hätte wirklich nicht gedacht, daß es so… still ist.«
    »Hast dich gelangweilt,
     wie?«
    »Na ja, ein bißchen.
     Aber das liegt vielleicht auch an der Zeitumstellung.«
    »Es ist ein
     langweiliges Geschäft«, sagte ich.
    »Du warst wenigstens
     draußen. Ich habe nur hier rumgehangen und aufgeräumt. Und
     dabei das da gefunden.« Sie schob mir den Zinnkasten hin, in dem ich
     mein Geld aufbewahrte. »Unverschlossen! Und mit 938 Dollar drin!«
    »Oh.«
    Ich täuschte Besorgnis
     vor. »Hat jemand das Bild gestohlen?«

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