Der stumme Handlungsreisende
hier sein?«
»In ein paar Minuten.
Ich bin in der Stadt.«
»Ich habe Ihre Adresse«,
sagte er kühl.
»Soll ich Ihnen ein
Sandwich mitbringen?«
»Das ist nicht nötig«,
sagte er.
»Kann ich mitkommen?«
fragte Sam, als ich aufgehängt hatte.
»Nicht zu diesem Mann«,
sagte ich. Sie widersprach nicht. Was auch gut war, denn es hätte
nichts genützt. Aus irgendeinem Grund hatte John Pighees Name auf der
Rückseite meiner Karte - ich konnte nicht glauben, daß es
meiner auf der Vorderseite gewesen war - einen Loflus-Direktor dazu
bewogen, mich unverzüglich anzurufen.
Es war nur höflich, daß
ich ihn ebenfalls unverzüglich aufsuchte. Gesagt, getan. Sam blieb im
Wagen.
Die beiden Sekretärinnen
geleiteten mich persönlich in P. Henry Rushs Büro, und ehe ich
mich’s versah, stand ich vor ihm.
»Mr. Samson«,
sagte er und kam mit ausgestreckter Hand vom Fenster aus auf mich zu. Ein
guterhaltener, gepflegter Sechziger, mittelgroß, durchschnittlicher
Körperbau. Er trug einen dunkelblauen Anzug, der gut zu seiner rosa
Gesichtsfarbe und seinem weißen Haar paßte. Er ließ mich
in einem der beiden Sessel Platz nehmen, die vor seinem Schreibtisch
standen. Die Sessel standen einander gegenüber, in der Mitte ein
kleiner Tisch, auf dem ein kleiner Philodendron prangte. Neben dem Tisch
stand eine kleine amerikanische Flagge, die jedoch so plaziert war, daß
sie uns nicht die Sicht versperrte.
»John Pighee«,
sagte er. »Was genau haben Sie nun eigentlich mit ihm zu tun?«
»Ein Mitglied seiner
Familie, das sowohl ein humanitäres als auch ein familiäres
Interesse hat, hat mich engagiert.«
»Ich verstehe«,
sagte er langsam.
»Lassen Sie mich meine
Frage so formulieren«, begann ich. »Hat die Versicherung den
Unfall überhaupt untersucht? Ich habe den Eindruck, nein.«
»Was bringt Sie darauf?«
»Man hat mich irrtümlich
für einen Versicherungsdetektiv gehalten, und keiner von den Leuten,
mit denen ich gesprochen habe, hat die Existenz eines echten
Versicherungsberichts erwähnt.«
»Es hat einen Bericht
gegeben, basierend auf einer gründlichen Untersuchung aller Umstände
durch unseren Verwaltungschef der Forschungsabteilung, Dr. Jay Dundree.«
»Ich habe mit Dundree
gesprochen. Er hat nichts von einem Bericht gesagt.«
»Haben Sie ihn denn
danach gefragt?«
»Nicht direkt. Aber er
hat ein großes Geheimnis daraus gemacht, was eigentlich John Pighee
zugestoßen ist. Er hatte einen ›Unfall‹; er war
›in eine Explosion‹ verwickelt. Das genügt mir nicht
als Erklärung. Und jetzt sagen Sie, daß es keine unabhängige
Untersuchung des Unfalls gegeben hat.«
»Dr. Dundrees Bericht
war vollständig, gründlich und professionell, das kann ich
bezeugen. Und die Versicherungsgesellschaft hat ihn ohne weitere Fragen
akzeptiert.«
»Aufgrund dieses
Berichts konnten Sie Ihre Ansprüche geltend machen?«
»Nun ja«, sagte
er. »Genaugenommen gibt es da keinen Anspruch gegenüber der
Versicherungsgesellschaft.«
»Loftus hat keine
Forderungen gestellt?«
»So habe ich das
eigentlich nicht gemeint.«
Ich verharrte in Schweigen.
Rush fuhr fort. »Wir
haben nicht den Betrag gefordert, den wir unter anderen Umständen
gefordert hätten. Wenn Pighee zum Beispiel zum Forschungsstab gehört
hätte und nicht zum Verkaufspersonal.«
»Wenn John Pighee nicht…«,
begann ich.
»Es ist ziemlich
kompliziert«, sagte er.
»Sie wollen sagen, wenn
Pighee stirbt, zahlt die Versicherungsgesellschaft keine Entschädigung?«
»Nun, ich hoffe, daß
eine Entschädigung überhaupt nicht nötig wird. Wir alle
hoffen, daß Mr. Pighee wieder ganz gesund wird.«
»Aber wenn nicht, wer
zahlt dann die Entschädigung?«
Er holte tief Luft. »Abgesehen
von einem Minimum, das jedem Firmenangehörigen zusteht«, sagte
er.
»Aus Ihrem persönlichen
Vermögen?«
»Aus meinen persönlichen
Quellen. Soweit nötig.«
Ich runzelte die Stirn.
»Ich verstehe nicht.«
»Nein«, sagte er
mit der Andeutung eines Lächelns. »Das überrascht mich
nicht. Haben Sie die juristischen Unterlagen bezüglich der Entschädigungsfrage
studiert, Mr. Samson?«
»Noch nicht«, gab
ich zu.
»Wenn Sie es tun,
werden Sie sehen, daß John Pighee eine Verzichtserklärung
unterzeichnet hat. Darin steht, daß er auf jeden Schadensersatz
verzichtet, und zwar zugunsten einer direkten
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