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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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klingelte ich
     noch mal.
    »Gehen Sie weg, ja? Ich
     versuche zu schlafen.«
    Bevor ich noch irgend etwas
     tun konnte, wurde innen der Schlüssel umgedreht, und Linn Pighee
     öffnete die Tür. Sie trug einen Bademantel und ein Glas und
     sagte: »Oh, Mr. Albert ist zurückgekommen, um meine Wenigkeit
     zu besuchen. Hallo, Mr. Albert.«
    »Hallo, Mrs. Pighee.
     Kann ich auf ein Wort hereinkommen?«
    Sie lächelte. »Dafür
     ist es eigentlich schon zu spät«, sagte sie. »Weil ich nämlich
     schon ein kleines bißchen drüber bin.« Sie trat nicht
     beiseite, um mich einzulassen.
    Ich sagte: »Ich bin
     froh, daß ich Sie zu Hause angetroffen habe.«
    »Das ist der einzige
     Ort, wo Sie mich überhaupt antreffen.« Sie hielt inne. »Sagen
     Sie, würden Sie vielleicht gern reinkommen?«
    »Ja, bitte«,
     sagte ich.
    Sie führte mich auf die
     Veranda mit dem Moskitonetz und nahm auf dem Liegesofa wieder ihre
     Position vom Vortag ein. Ich setzte mich auf meinen Stuhl. Unser letztes
     Gespräch hatte ein jähes Ende gefunden. »Das könnte
     langsam zur Gewohnheit werden.«
    »Ach, wirklich?«
     fragte sie rhetorisch. »Was wollen Sie, Mr. Albert?«
    »Samson«, sagte
     ich.
    »Sam«, sagte sie.
    »Nein, Albert Samson«,
     sagte ich.
    Sie wartete.
    »Ich hatte heute ein
     ziemlich beunruhigendes Gespräch.«
    »Wie traurig.«
    »Beunruhigend, weil ich
     glaube, daß es Ihre finanzielle Zukunft ein wenig zweifelhaft
     erscheinen läßt.« 
    Sie saß eine Weile mit
     gerunzelter Stirn da. Und sagte dann: »Ich wußte gar nicht, daß
     ich der Gegenstand Ihrer Nachforschungen bin.«
    »Sind Sie auch nicht.
     Ein Mann hat voreilig den Schluß gezogen, daß ich für Sie
     arbeite, und mir etwas erzählt, was mich stutzig macht.«
    »Und das wäre?«
    »Das wäre zum
     Beispiel die Frage, warum Ihr Mann seine Unfallversicherung mit einem
     anderen Mann, nämlich P. Henry Rush, abgeschlossen hat statt mit
     Loftus oder deren Versicherung.«
    »Hat er das?«
    »Ja.«
    »Ist das schlimm?«
    »Es ist ungewöhnlich«,
     was sie nicht weiter beeindruckte, »und es ist riskant, weil Ihre
     Ansprüche sich jetzt nur gegen das Vermögen dieses Mannes
     richten statt gegen das Vermögen der Versicherungsgesellschaft.«
    »Hm. Das hört sich
     nicht sehr gut an.« Sie nippte an ihrem Glas. Ich wartete. Sie sagte
     nichts mehr, daher fragte ich: »Warum haben Sie das getan?«
    »Ich war es nicht. Das
     hat alles Walter in die Hand genommen.«
    »Aber er hat doch gewiß
     auf Ihre Anweisung hin gehandelt. Er muß Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten
     erklärt und Ihnen eine vorgeschlagen haben. Und er muß Ihnen
     die Gründe dafür genannt haben und so weiter.«
    »Nichts dergleichen.«
    »Aber Sie haben doch
     bestimmt irgendwelche Papiere unterzeichnet.«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Walter ist ein paarmal hierhergekommen. Er hat mir gesagt, daß
     ich weiter Johns Gehalt bekäme und was ich bekommen würde, wenn
     John stirbt. Ich habe ihm gesagt, daß ich nicht darüber
     nachdenken möchte, also verwaltet er die ganzen Geldangelegenheiten,
     und ich schreibe einfach Schecks aus, wenn ich Bargeld will. Nicht, daß
     ich besonders viel wollte. Ich habe nicht genug Energie zum Geldausgeben.«
     Sie sah mich prüfend an und sagte: »Sie wirken überrascht.«
    »Normalerweise wird so
     etwas anders gehandhabt. Ich verstehe das nicht. Würde es Ihnen etwas
     ausmachen, wenn ich mal mit Ihrem Rechtsanwalt rede?«
    »Ich habe nichts
     dagegen.«
    »Würden Sie mir
     eine Vollmacht geben, damit ich mir die Abmachungen, die er mit Loftus und
     Henry Rush getroffen hat, ansehen kann?«
    »Rush«, sagte sie
     langsam. »Ich glaube, so hieß der Mann, der mir von dem Unfall
     erzählt hat.«
    »Er war das?«
    »Er war furchtbar
     aufgeregt. Kam damals noch in der Nacht zu mir. Er war wirklich sehr
     zittrig. Eigentlich hätte er gar nicht fahren dürfen, so
     zittrig, wie er war.«
    »Ist es in Ordnung,
     wenn Weston mir die entsprechenden Papiere zeigt, Mrs. Pighee?«
    »Hm? Oh, natürlich.
     Völlig einverstanden.«
    »Er wird Sie
     wahrscheinlich anrufen, damit Sie ihm das bestätigen.«
    Sie zuckte die Achseln.
     »Aber warum interessiert Sie das, Mr. Albert?«
    Ich lächelte. »Ich
     verstehe nicht, was da vorgeht, und ich kann nicht schlafen, wenn ich
     etwas nicht verstehe.«
    »Ich kann nicht
     schlafen, wenn ich etwas verstehe«, sagte sie. Sie mixte sich einen
     neuen Drink. »Möchten Sie etwas zu trinken?«
    »Nein,

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