Der stumme Handlungsreisende
Arbeitgebers.«
»Oh. Ich…«
Sie ging.
»Wie fühlen Sie
sich?« fragte ich Linn.
»Besser, im Augenblick
jedenfalls«, sagte sie. »Sam meinte, Sie wären
weggegangen, um zu arbeiten. Arbeiten Sie sieben Tage die Woche?«
»Nur, wenn ich einen
Job habe«, sagte ich. »Linn, wir sind jetzt an dem Punkt
angekommen, an dem wir einige Dinge herausfinden müssen. Alles, was
bei meinen Bemühungen bisher heraus gekommen ist, sind weitere Fragen
und keine einzige Antwort.«
»Was wollen Sie tun?«
fragte sie unsicher.
»Ich möchte morgen
ins Krankenhaus gehen«, sagte ich. »Und ich möchte, daß
Sie mitkommen.«
»Ich?«
»Ja.«
»Aber warum?«
»Weil ich jemanden
brauche, der Ihren Mann identifizieren kann.«
»Ihn identifizieren?
Wie meinen Sie das?«
»Die Loftus-Leute -
oder zumindest die Rush-Leute -haben alles darangesetzt, Johns Familie
davon abzuhalten, ihn zu sehen. Ihn einfach nur zu sehen. Das ist in
meinen Augen ein ausgesprochen verdächtiges Verhalten. Und es ist um
so verdächtiger, als John ja mit einem ziemlich merkwürdigen
Projekt zu tun hatte. Zum einen erforderte es eine Menge Schleichwege bezüglich
seines Lohns, zum anderen brachte es ihn in ein Forschungslabor hinein,
obwohl für qualifiziertere Leute dort angeblich kein Platz mehr war.
Und es brachte ihm eine Menge Bargeld ein.«
Bargeld?«
»Er hat bei Walter
Weston einen Umschlag mit zweiundzwanzigtausend Dollar in gebrauchten
Hundertern hinterlegt. Bisher habe ich nicht die geringste Vorstellung,
wie er an eine solche Summe herangekommen sein soll. Haben Sie vielleicht
eine Idee?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Linn«, sagte ich
vorsichtig. »Das Geld steckte in einem an eine Frau namens Marcia
Merom adressierten Umschlag.«
»Es ist sein Geld.«
»Kennen Sie Marcia
Merom?«
»Nein.«
»Haben Sie ihren Namen
schon einmal gehört? Wissen Sie, wer sie ist?«
»Nein.«
»Sie arbeitet bei
Loftus. In dem Labor, in dem auch er gearbeitet hat. Und sie ist seine
Ärztin in der Loftus-Klinik.«
»Wie hübsch«,
sagte sie.
»Das stört Sie
nicht?«
»Sollte es das?«
»Es scheint genau das
anzudeuten, woran eine Menge Leute Anstoß nehmen.«
»Albert«, sagte
sie heftig, »mir fehlen meine Umarmungen schon viel länger als
sieben Monate.« Dann fuhr sie fort: »Walter hat kein Wort von
einem Umschlag mit Geld gesagt.«
»Er wußte bis
heute auch nichts davon. Der springende Punkt ist, daß nichts in den
Unterlagen Ihres Mannes darauf hinweist, wo eine solche Summe herkommen könnte.
Das eröffnet natürlich eine ganze Menge Fragen, die auch einige
kriminelle Aktivitäten nicht ganz ausschließen.«
»Kriminelle? O nein«,
sagte sie. »John würde sich niemals auf etwas Kriminelles
einlassen.«
»Das ist etwas, was wir
herausfinden müssen«, sagte ich.
»Ach, du liebe Güte.«
»Aber ich habe auch
einige Fragen, was dieses Besuchsverbot betrifft. Knallharte Fragen.«
»Wie zum Beispiel?«
»Wie zum Beispiel: Ist
das wirklich John Pighee im Krankenhaus?«
Einen Augenblick lang saß
sie still da. Dann sagte sie: »Mein Gott.«
»Hat ihn jemand Ihres
Wissens gesehen? Hat überhaupt jemand jemanden gesehen?«
Sie saß schweigend da.
Ihres Wissens nicht. Sie wußte es nicht.
»Ich brauche jemanden,
der ihn kennt. Jemanden, dem ich trauen kann.«
»Aber…«,
begann sie. »Aber…«
»Es könnte sein,
daß er irgendwo ist - gesund und munter. Vielleicht steckt er ja mit
diesen Leuten unter einer Decke und hat das Land verlassen und irgendwo
ein neues Leben begonnen.«
Sie schauderte. Ob sie meine
Vermutung für unmöglich hielt oder ob ihr das Ganze einfach nur
nicht gefiel, wußte ich nicht.
»Vielleicht haben sie
ja auch aus irgendeinem Grund jemand anderen dort liegen.«
»Was?«
»Die Palette der Möglichkeiten
könnte ziemlich breit sein. Vielleicht ist er weggefahren, um etwas für
jemanden zu erledigen… und will keine Fragen beantworten.«
Sie schüttelte sich
abermals.
»Etwas in seiner Arbeit
sollte vielleicht nicht ans Tageslicht kommen.«
»Aber was… ?«
fragte sie verzweifelt.
»Ich weiß nicht«,
sagte ich. »Es wird langsam Zeit, daß wir aufhören, um
Antworten zu bitten. Und anfangen, welche zu erzwingen. Morgen.«
20
Um neun Uhr morgens rief ich
bei Loftus an und bat, mit P. Henry Rushs Büro verbunden zu werden.
Seine Sekretärin erklärte
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