Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
Vom Netzwerk:
Arbeitgebers.«
    »Oh. Ich…«
     Sie ging.
    »Wie fühlen Sie
     sich?« fragte ich Linn.
    »Besser, im Augenblick
     jedenfalls«, sagte sie. »Sam meinte, Sie wären
     weggegangen, um zu arbeiten. Arbeiten Sie sieben Tage die Woche?«
    »Nur, wenn ich einen
     Job habe«, sagte ich. »Linn, wir sind jetzt an dem Punkt
     angekommen, an dem wir einige Dinge herausfinden müssen. Alles, was
     bei meinen Bemühungen bisher heraus gekommen ist, sind weitere Fragen
     und keine einzige Antwort.«       
    »Was wollen Sie tun?«
     fragte sie unsicher.
    »Ich möchte morgen
     ins Krankenhaus gehen«, sagte ich. »Und ich möchte, daß
     Sie mitkommen.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Aber warum?«
    »Weil ich jemanden
     brauche, der Ihren Mann identifizieren kann.«
    »Ihn identifizieren?
     Wie meinen Sie das?«
    »Die Loftus-Leute -
     oder zumindest die Rush-Leute -haben alles darangesetzt, Johns Familie
     davon abzuhalten, ihn zu sehen. Ihn einfach nur zu sehen. Das ist in
     meinen Augen ein ausgesprochen verdächtiges Verhalten. Und es ist um
     so verdächtiger, als John ja mit einem ziemlich merkwürdigen
     Projekt zu tun hatte. Zum einen erforderte es eine Menge Schleichwege bezüglich
     seines Lohns, zum anderen brachte es ihn in ein Forschungslabor hinein,
     obwohl für qualifiziertere Leute dort angeblich kein Platz mehr war.
     Und es brachte ihm eine Menge Bargeld ein.«
    Bargeld?«
    »Er hat bei Walter
     Weston einen Umschlag mit zweiundzwanzigtausend Dollar in gebrauchten
     Hundertern hinterlegt. Bisher habe ich nicht die geringste Vorstellung,
     wie er an eine solche Summe herangekommen sein soll. Haben Sie vielleicht
     eine Idee?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Linn«, sagte ich
     vorsichtig. »Das Geld steckte in einem an eine Frau namens Marcia
     Merom adressierten Umschlag.«
    »Es ist sein Geld.«
    »Kennen Sie Marcia
     Merom?«
    »Nein.«
    »Haben Sie ihren Namen
     schon einmal gehört? Wissen Sie, wer sie ist?«
    »Nein.«
    »Sie arbeitet bei
     Loftus. In dem Labor, in dem auch er gearbeitet hat. Und sie ist seine
     Ärztin in der Loftus-Klinik.«
    »Wie hübsch«,
     sagte sie.
    »Das stört Sie
     nicht?«
    »Sollte es das?«
    »Es scheint genau das
     anzudeuten, woran eine Menge Leute Anstoß nehmen.«
    »Albert«, sagte
     sie heftig, »mir fehlen meine Umarmungen schon viel länger als
     sieben Monate.« Dann fuhr sie fort: »Walter hat kein Wort von
     einem Umschlag mit Geld gesagt.«
    »Er wußte bis
     heute auch nichts davon. Der springende Punkt ist, daß nichts in den
     Unterlagen Ihres Mannes darauf hinweist, wo eine solche Summe herkommen könnte.
     Das eröffnet natürlich eine ganze Menge Fragen, die auch einige
     kriminelle Aktivitäten nicht ganz ausschließen.«
    »Kriminelle? O nein«,
     sagte sie. »John würde sich niemals auf etwas Kriminelles
     einlassen.«
    »Das ist etwas, was wir
     herausfinden müssen«, sagte ich.
    »Ach, du liebe Güte.«
    »Aber ich habe auch
     einige Fragen, was dieses Besuchsverbot betrifft. Knallharte Fragen.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wie zum Beispiel: Ist
     das wirklich John Pighee im Krankenhaus?«
    Einen Augenblick lang saß
     sie still da. Dann sagte sie: »Mein Gott.«
    »Hat ihn jemand Ihres
     Wissens gesehen? Hat überhaupt jemand jemanden gesehen?«
    Sie saß schweigend da.
     Ihres Wissens nicht. Sie wußte es nicht.
    »Ich brauche jemanden,
     der ihn kennt. Jemanden, dem ich trauen kann.«
    »Aber…«,
     begann sie. »Aber…«
    »Es könnte sein,
     daß er irgendwo ist - gesund und munter. Vielleicht steckt er ja mit
     diesen Leuten unter einer Decke und hat das Land verlassen und irgendwo
     ein neues Leben begonnen.«
    Sie schauderte. Ob sie meine
     Vermutung für unmöglich hielt oder ob ihr das Ganze einfach nur
     nicht gefiel, wußte ich nicht.
    »Vielleicht haben sie
     ja auch aus irgendeinem Grund jemand anderen dort liegen.«
    »Was?«
    »Die Palette der Möglichkeiten
     könnte ziemlich breit sein. Vielleicht ist er weggefahren, um etwas für
     jemanden zu erledigen… und will keine Fragen beantworten.«
    Sie schüttelte sich
     abermals.
    »Etwas in seiner Arbeit
     sollte vielleicht nicht ans Tageslicht kommen.«
    »Aber was… ?«
     fragte sie verzweifelt.
    »Ich weiß nicht«,
     sagte ich. »Es wird langsam Zeit, daß wir aufhören, um
     Antworten zu bitten. Und anfangen, welche zu erzwingen. Morgen.«

 
    20
    Um neun Uhr morgens rief ich
     bei Loftus an und bat, mit P. Henry Rushs Büro verbunden zu werden.
    Seine Sekretärin erklärte
    

Weitere Kostenlose Bücher