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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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auch hinkommst.«
    »Ich?«
    »Als eine Art
     inoffizieller offizieller Zeuge.«
    »Das ist keine
     Angelegenheit für die Polizei, Al«, sagte er.
    »Das habe ich auch
     nicht behauptet, aber es ist weniger wahrscheinlich, daß man uns mit
     leeren Versprechungen abspeist, wenn du - sozusagen in deiner Freizeit -
     auch mit von der Partie bist.«
    »Du möchtest also,
     daß ich in meiner Freizeit komme, in meiner Dienstzeit und ein
     inoffizieller offizieller Zeuge bin?«
    »Ich hätte es
     nicht besser ausdrücken können.«
    Ich ging ohne sein
     Versprechen, doch ich wußte, er hatte angebissen. Und das war
     beinahe so gut wie ein Versprechen.
    *
    Mir gefiel der Gedanke, daß
     ich an einem Faden gezogen hatte und einige Leute daraufhin ein wenig
     zusammengezuckt waren. Nachdem ich selbst schon an so vielen Fäden
     gezuckt hatte. Als ich mich von Miller verabschiedet hatte, rief ich
     Walter Weston an. Er gehörte zu den glücklosen Menschen dieser
     Welt, tag und nacht im Büro.
    »Linn Pighee geht heute
     nachmittag in die Loftus-Klinik, um ihren Mann zu besuchen. Um vier Uhr.
     Sie würde sich freuen, wenn Sie auch da wären.«
    »Ich?« sagte er.
     »Warum?«
    »Es gibt möglicherweise
     juristische Komplikationen, und sie möchte, daß jemand ihre
     Interessen und die ihres Mannes wahrt.«
    »Was für
     Komplikationen?«
    »Die Identifikation zum
     Beispiel.«
    »Identifikation? Wovon?«
    »Von John Pighee. Es
     ist nicht unbedingt sicher, daß der Mann in der Loftus-Klinik tatsächlich
     John Pighee ist.«
    »Sie machen Witze!«
     sagte er.
    Das tat ich nicht. »Können
     Sie kommen?«
    »Welchen Grund haben
     Sie…«
    »Können Sie
     kommen?« wiederholte ich.
    »Ich denke schon«,
     sagte er.
    Ich gab eine Party, und die Gästeliste
     war komplett.

 
    21
    Ich ging zurück ins Büro,
     wo ich Sam vorfand, die Linn Pighee mit ernstem Blick musterte.
    »Was ist los?«
     fragte ich sie.
    »Sie will ihr Frühstück
     nicht essen«, sagte Sam.
    »Ich habe keinen
     Hunger.« Linns Stimme klang sehr schwach.
    »Sie müssen Ihre
     Kräfte beisammenhalten«, sagte ich. »Wir haben ein volles
     Programm für heute nachmittag.«
    »Ich fühle mich
     wirklich nicht besonders wohl«, sagte Linn.
    »Sie will nicht gehen,
     Daddy«, sagte Sam.
    »Sie will nicht?«
     fragte ich scharf. »Sie wollen nicht?«
    »Das habe ich nie
     gesagt«, sagte Linn.
    »Aber Sie wollen doch
     nicht, oder?« fragte Sam.
    »Keiner von uns will«,
     sagte ich.
    »Ich gehe«, sagte
     Linn, »wenn Sie es für das beste halten.«
    »Wenn wir herausfinden
     wollen, was mit Ihrem Mann los ist, müssen wir wohl gehen.«
    »Glauben Sie wirklich,
     daß John irgendwo anders ist?« fragte Linn.
    »Ich weiß nicht,
     was ich glauben soll. Aber nach dem heutigen Tag werden wir manches viel
     besser wissen.«
    »Du solltest ihr keine
     Hoffnungen machen, Daddy«, sagte Sam.
    »Und du solltest nicht
     herumlaufen und den Leuten sagen, was sie wollen und was sie sollen«,
     fuhr ich sie an.
    »Es geht ihr aber nicht
     gut! Sie sollte nicht ausgehen. Und du hast dich beschwert, als ich
     versucht habe, sie zu etwas zu drängen.«
    »Streitet euch nicht«,
     sagte Linn klagend. »Mit mir ist schon alles in Ordnung. Ich habe
     nur letzte Nacht nicht so gut geschlafen. Ich mache jetzt ein Nickerchen,
     damit ich heute nachmittag fit bin.«
    »Wollen Sie nicht erst
     etwas essen?« fragte ich.
    »Ich versuch’s später
     noch mal«, sagte sie.
    Sam und ich sahen zu, wie sie
     ins Schlafzimmer ging.
    »Ich verstehe dich
     nicht, Daddy«, sagte Sam, sobald Linn die Tür hinter sich
     geschlossen hatte.
    »Was soll das nun
     wieder heißen?«
    »Sie möchte nicht
     gehen. Das sieht doch ein Blinder.«
    »Aber sie möchte
     wissen, was mit ihrem Mann los ist. Die Leute haben oft widersprüchliche
     Wünsche. Und sie ist diejenige, die wählen muß.«
    »Das verstehe ich«,
     sagte Sam scharf. »Ich bin nicht dumm. Aber was ich nicht verstehe,
     ist, daß du sie so dazu drängst. Du bist derjenige, der sie zu
     Entscheidungen drängt.«
    Ich begann mich zu
     verteidigen. Hörte jedoch bald wieder damit auf. Sie hatte nicht ganz
     unrecht. Ich zuckte die Achseln.
    »Warum muß sie
     unbedingt heute gehen? Warum nicht morgen?«
    Nicht, daß es
     wahrscheinlich gewesen wäre, daß sie morgen mehr Lust dazu
     gehabt hätte. Aber ich sagte: »Ich habe einfach das Gefühl, daß
     es der richtige Zeitpunkt ist.«
    Sam verstand es immer noch
     nicht.
    »Ich fühle

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