Der stumme Handlungsreisende
ging nicht weiter darauf ein, weil der Umschlag mit den
gebrauchten Hundertern auch ihm nicht aus dem Sinn ging.
Ich warf einen Blick auf
meine Armbanduhr. Es war fünf nach vier. »Wir können
ebensogut schon mit den Vorbereitungen beginnen.« Ich ging zum
Empfang und sagte: »Wir sind die Begleiter von Mrs. Linn Pighee. Wir
wollen ihren Mann sehen, John Pighee.«
Die Schwester war dieselbe,
mit der ich es auch vor vier Tagen zu tun gehabt hatte. Wortlos drehte sie
sich um und rief in den Raum hinter ihr: »Evan!«
Der Rausschmeißer. Ich
dachte, sie hätte ihn gerufen, damit er wieder einmal Blindekuh mit
mir spielen konnte. Aber er kam zu uns herüber und ging vor uns her
durch die Pendeltüren, hinein in die eigentliche Klinik.
Ich ging zurück zu
meinen Leuten. Es war sieben nach vier. »Ich habe die Dinge ins
Rollen gebracht«, sagte ich. Linn sah seekrank aus.
»Was genau ist dieser
Freund von Ihnen bei der Polizei?« fragte Weston.
»Detective Lieutenant«,
sagte ich, aber im Augenblick interessierte es mich weniger, was er war,
als wo. Er hatte mir nicht versprochen zu kommen. »Er hat gesagt, er
würde es versuchen«, sagte ich.
Hinter mir schwang eine Tür
auf, und als ich mich umdrehte, fand ich mich Jay Dundree und Evan gegenüber.
»Mit so vielen Leuten
habe ich nicht gerechnet«, sagte Dundree. Er runzelte die Stirn und
machte nicht den Versuch, ein besonders erfreutes Gesicht zu zeigen.
»Henry Rush sagte, Mrs. Pighee würde hier sein.«
»Das ist Mrs. Pighee«,
sagte ich und stellte Linn vor. Dann Weston und Sam. Dundree sagte:
»Dr. Merom ist soweit. Wollen wir hineingehen?«
»Ich würde gern
noch eine Weile hier sitzenbleiben.«
Dundree sah mich an; ich sah
Linn an. Sam vermittelte. »Ich bleibe hier bei ihr, Daddy. Du und
Mr. Weston, ihr könnt schon mal anfangen. Er kennt doch Mr. Pighee,
oder?«
*
Evan begleitete uns durch die
Pendeltüren hinein in die Klinik. An der zweiten Tür links
klopfte Dundree einmal an und führte uns dann in ein behagliches
Arztbüro, in dem Marcia Merom bereits auf uns wartete. »Ich
habe Dr. Merom gebeten«, sagte Dundree, »Mr. Pighees Zustand
und seine Krankheitsgeschichte für uns zu beschreiben und die
Behandlung, die er bisher erfahren hat, zu erklären. Dann werden wir
zu ihm hineingehen.«
»Okay«, sagte
ich.
»Der Patient«,
begann sie, »kam in der Nacht des 27. Januar mit schweren
Kopfverletzungen in die Klinik.« Sie beschrieb die Verletzungen
ziemlich im Detail, aber ich stellte fest, daß meine Gedanken zu den
zweiundzwanzigtausend Dollar wanderten, die Pighee ihr offensichtlich
hinterlassen hatte. Ich sah Weston an und bemerkte, daß er sich bei
der Vorstellung ihren Namen notiert hatte. Ich war ungeheuer neugierig, in
welcher Beziehung Pighee zu ihr gestanden hatte. Mit straff nach hinten
gekämmtem Haar und wachen Augen bot sie uns eine präzise
Wiedergabe der Krankengeschichte - und ich konnte absolut nichts an ihr
finden.
»Unserer Meinung nach«,
fuhr sie fort, »wäre der Patient noch in jener Nacht gestorben,
wenn man ihn in irgendeine andere Unfallklinik im Umkreis von vierhundert
Meilen gebracht hätte. Zu seinem Glück und zum Glück seiner
Familie hatte die Gesellschaft erst vor kurzem ein Forschungsprojekt
begonnen, das in Verbindung mit der Entwicklung und Untersuchung möglicher
chemotherapeutischer Hilfsmittel bei der Behandlung von schweren
physischen Traumata steht. Das Anfangsproblem in solchen Fällen ist,
wie Sie vielleicht wissen, die sehr kurze Zeit, in der es gelingen muß,
die kritischen Körperfunktionen des Patienten zu stabilisieren. Sonst
haben die natürlichen Heilungsmechanismen des Körpers keine
Zeit, ihre Arbeit aufzunehmen, weil der Patient dann nämlich bereits
tot ist.«
»Natürlich«,
sagte ich.
»Wollen Sie, daß
ich weiter ins Detail gehe?«
»Wir wollen den
Patienten sehen.«
»Das habe ich gehört«,
sagte sie. Sie erhob sich von ihrem Stuhl. Man führte uns in ein
weiteres Zimmer, wo wir angezogen wurden: Gesichtsmasken, Haarnetze und
lange Gewänder. Teil des Versuchs, eine überzeugende Schau
abzuziehen, sonst nichts.
Dr. Merom führte uns in
Pighees Zimmer.
Zuerst konnte ich gar nichts
sehen. Um das, was sich schließlich als Bett erwies, stand ein
ganzer Maschinenpark. Pighee steckte bis zum Hals in einem Plastiksack.
Elektrische und mechanische
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