Der stumme Handlungsreisende
zusammengearbeitet, und dann erzählte er mir
davon.«
»Er hat Ihnen den Hof
gemacht, als Sie damals zu Loffus kamen, nicht wahr?«
»Mir den Hof gemacht?«
sagte sie mit einem schmerzlichen Lächeln. »Sie benutzen ein
komisches altes Wort.«
»Ich bin ein komischer
alter Mann«, sagte ich.
»Es war nichts
derartiges«, sagte sie. »Wir haben einfach nur zusammen
gearbeitet… Der Kontakt zu mir ist über ihn zustande gekommen.«
»Woher wußten
Sie, daß sie echt waren?« fragte ich.
»Echt?«
»Wenn jemand auf der
Straße auf Sie zukommt und sagt, er arbeitet für das FBI, dann
glauben Sie ihm doch nicht nur aufgrund seiner schönen blauen Augen,
oder?«
»Sie sind nicht auf der
Straße zu mir gekommen.«
»Aber sie müssen
ihre Identität doch irgendwie unter Beweis gestellt haben. Werden Sie
von Washington bezahlt? Oder kriegen Sie Weihnachtsgrüße vom
Chief?«
»Ich… ich werde
nicht von Washington bezahlt. Ich arbeite im geheimen. Es hat Briefe
gegeben und Ausweise. Und außerdem sind es respektable Leute.«
»Wie zum Beispiel Lee
Seafield?«
»Lee ist in Ordnung. Er
ist durchaus respektabel. Aber die anderen sind…«
Sie wollte etwas wie ȟber
jeden Verdacht erhaben« sagen, aber statt dessen klingelte es an der
Tür.
Sie erstarrte. Lauschte
konzentriert, als hätte sie es beim ersten Mal nicht richtig gehört.
Es gab eine Pause. Dann klingelte es wieder. Sie sprang von ihrem Sessel
auf. »Wer kann das sein?« fragte sie.
»Es ist Ihre Wohnung«,
sagte ich.
Es klingelte noch einmal.
»Wie ist er hier raufgekommen, ohne unten zu klingeln? Gott. O Gott.
Lassen Sie mich nicht allein. Er weiß, daß ich hier drin bin,
weil der Wagen draußen vor der Tür steht. Er sollte eigentlich
im Labor sein. Und ich auch. Mein Gott. Gehen Sie nur nicht weg!«
Mit diesen Worten rannte sie ins Schlafzimmer.
32
Als es zum vierten Mal
beharrlich klingelte, kam Dr. phil. Marcia Merom mit ihrem Revolver aus
dem Schlafzimmer zurück. Sie schien viel gelassener zu sein, so als
gebe ihr das Gewicht der übergroßen Waffe neuen Halt.
Während unser Möchtegernbesucher
an die Tür hämmerte, ließ sie ihren Revolver unter ein
Kissen auf der Couch gleiten. Ich fühlte mich mittlerweile extrem
unwohl in meiner Haut. Nicht nur wegen der Waffe, sondern wegen Marcia
Meroms halsbrecherischen Stimmungsumschwüngen.
Von draußen rief eine
schmeichlerischsonore Stimme: »Marcia Janet Merom. Ich weiß,
daß du da drin bist. Du wirst mich reinlassen, Marcia Janet Merom.«
Marcia Merom schüttelte
ihr Haar auf, ein Reflex, der mein Mitleid weckte. Dann riß sie die
Tür weit auf, blieb selbst aber außer Sichtweite stehen.
Seafield sah mich zuerst. Er
war nicht erfreut. Er hielt inne. Dachte nach. Dann marschierte er ins
Zimmer, und ohne Marcia Merom eines Blickes zu würdigen, zog er die Tür
hinter sich zu und schob den Riegel vor.
Er zeigte mit dem Finger auf
mich. Dann nickte er und sagte: »Das Arschloch von Privatdetektiv.«
Marcia Merom setzte sich auf
die Couch und ließ ihre Hand unter das Kissen gleiten, unter dem ihr
Revolver lag. Wenn sie etwas Tröstliches
daran fand, war sie jedenfalls die einzige.
Seafield stand vor der Couch,
auf der ich saß, und sah aus wie Paul Bunyan. »Sie wissen auch
nicht, wann Sie von anderer Leute Angelegenheiten die Finger lassen müssen«,
sagte er. Dann, an Marcia Merom gewandt: »Was hat er hier zu suchen,
Marcy?«
»Ich kann mich treffen,
mit wem ich will«, sagte sie, wobei sie irrtümlicherweise so
antwortete, als käme die Frage von einem eifersüchtigen
Liebhaber, während sie in Wirklichkeit ein argwöhnischer,
heimlicher Mitverschwörer gestellt hatte. Wie die Sache im einzelnen
auch stehen mochte, es war offensichtlich, daß er ihre Gefühle
zu einem gordischen Knoten verschlungen hatte.
»Du solltest jetzt
eigentlich im Labor sein«, sagte er sachlich. »Was hast du ihm
erzählt?«
»Das meiste weiß
er schon«, antwortete sie nun etwas beherzter.
»Und was er noch nicht
wußte, darüber hast du ihn informiert, nehme ich an«,
sagte Seafield. »Einschließlich dessen, was dem verräterischen
John Pighee zugestoßen ist.«
»Nein«, sagte
Marcia Merom plötzlich. Und fügte dann etwas bedächtiger
hinzu: »Aber er weiß Bescheid über Johns… Zustand.«
»Wenn du ihm irgend
etwas verraten hast, irgend etwas …«
»Er
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