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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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zusammengearbeitet, und dann erzählte er mir
     davon.«
    »Er hat Ihnen den Hof
     gemacht, als Sie damals zu Loffus kamen, nicht wahr?«
    »Mir den Hof gemacht?«
     sagte sie mit einem schmerzlichen Lächeln. »Sie benutzen ein
     komisches altes Wort.«
    »Ich bin ein komischer
     alter Mann«, sagte ich.
    »Es war nichts
     derartiges«, sagte sie. »Wir haben einfach nur zusammen
     gearbeitet… Der Kontakt zu mir ist über ihn zustande gekommen.«
    »Woher wußten
     Sie, daß sie echt waren?« fragte ich.
    »Echt?«
    »Wenn jemand auf der
     Straße auf Sie zukommt und sagt, er arbeitet für das FBI, dann
     glauben Sie ihm doch nicht nur aufgrund seiner schönen blauen Augen,
     oder?«
    »Sie sind nicht auf der
     Straße zu mir gekommen.«
    »Aber sie müssen
     ihre Identität doch irgendwie unter Beweis gestellt haben. Werden Sie
     von Washington bezahlt? Oder kriegen Sie Weihnachtsgrüße vom
     Chief?«
    »Ich… ich werde
     nicht von Washington bezahlt. Ich arbeite im geheimen. Es hat Briefe
     gegeben und Ausweise. Und außerdem sind es respektable Leute.«
    »Wie zum Beispiel Lee
     Seafield?«
    »Lee ist in Ordnung. Er
     ist durchaus respektabel. Aber die anderen sind…«
    Sie wollte etwas wie »über
     jeden Verdacht erhaben« sagen, aber statt dessen klingelte es an der
     Tür.
    Sie erstarrte. Lauschte
     konzentriert, als hätte sie es beim ersten Mal nicht richtig gehört.
     Es gab eine Pause. Dann klingelte es wieder. Sie sprang von ihrem Sessel
     auf. »Wer kann das sein?« fragte sie.
    »Es ist Ihre Wohnung«,
     sagte ich.
    Es klingelte noch einmal.
     »Wie ist er hier raufgekommen, ohne unten zu klingeln? Gott. O Gott.
     Lassen Sie mich nicht allein. Er weiß, daß ich hier drin bin,
     weil der Wagen draußen vor der Tür steht. Er sollte eigentlich
     im Labor sein. Und ich auch. Mein Gott. Gehen Sie nur nicht weg!«
     Mit diesen Worten rannte sie ins Schlafzimmer.

 
    32
    Als es zum vierten Mal
     beharrlich klingelte, kam Dr. phil. Marcia Merom mit ihrem Revolver aus
     dem Schlafzimmer zurück. Sie schien viel gelassener zu sein, so als
     gebe ihr das Gewicht der übergroßen Waffe neuen Halt.
    Während unser Möchtegernbesucher
     an die Tür hämmerte, ließ sie ihren Revolver unter ein
     Kissen auf der Couch gleiten. Ich fühlte mich mittlerweile extrem
     unwohl in meiner Haut. Nicht nur wegen der Waffe, sondern wegen Marcia
     Meroms halsbrecherischen Stimmungsumschwüngen.
    Von draußen rief eine
     schmeichlerischsonore Stimme: »Marcia Janet Merom. Ich weiß,
     daß du da drin bist. Du wirst mich reinlassen, Marcia Janet Merom.«
    Marcia Merom schüttelte
     ihr Haar auf, ein Reflex, der mein Mitleid weckte. Dann riß sie die
     Tür weit auf, blieb selbst aber außer Sichtweite stehen.
    Seafield sah mich zuerst. Er
     war nicht erfreut. Er hielt inne. Dachte nach. Dann marschierte er ins
     Zimmer, und ohne Marcia Merom eines Blickes zu würdigen, zog er die Tür
     hinter sich zu und schob den Riegel vor.
    Er zeigte mit dem Finger auf
     mich. Dann nickte er und sagte: »Das Arschloch von Privatdetektiv.«
    Marcia Merom setzte sich auf
     die Couch und ließ ihre Hand unter das Kissen gleiten, unter dem ihr
     Revolver lag. Wenn sie etwas Tröstliches
     daran fand, war sie jedenfalls die einzige.
    Seafield stand vor der Couch,
     auf der ich saß, und sah aus wie Paul Bunyan. »Sie wissen auch
     nicht, wann Sie von anderer Leute Angelegenheiten die Finger lassen müssen«,
     sagte er. Dann, an Marcia Merom gewandt: »Was hat er hier zu suchen,
     Marcy?«
    »Ich kann mich treffen,
     mit wem ich will«, sagte sie, wobei sie irrtümlicherweise so
     antwortete, als käme die Frage von einem eifersüchtigen
     Liebhaber, während sie in Wirklichkeit ein argwöhnischer,
     heimlicher Mitverschwörer gestellt hatte. Wie die Sache im einzelnen
     auch stehen mochte, es war offensichtlich, daß er ihre Gefühle
     zu einem gordischen Knoten verschlungen hatte.
    »Du solltest jetzt
     eigentlich im Labor sein«, sagte er sachlich. »Was hast du ihm
     erzählt?«
    »Das meiste weiß
     er schon«, antwortete sie nun etwas beherzter.
    »Und was er noch nicht
     wußte, darüber hast du ihn informiert, nehme ich an«,
     sagte Seafield. »Einschließlich dessen, was dem verräterischen
     John Pighee zugestoßen ist.«
    »Nein«, sagte
     Marcia Merom plötzlich. Und fügte dann etwas bedächtiger
     hinzu: »Aber er weiß Bescheid über Johns… Zustand.«
    »Wenn du ihm irgend
     etwas verraten hast, irgend etwas …«
    »Er

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