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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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Sie
     hierher verschlagen?«
    »Es ist nicht leicht,
     einen Job in der Forschung zu kriegen. Es gibt zu viele Leute mit
     Doktortitel. Sogar zuviele Frauen. Für die Jobs, meine ich. Es war
     das beste Angebot, das ich hatte.«
    »Wie lange sind Sie
     jetzt bei Loftus?«
    »Etwas mehr als
     viereinhalb Jahre.«
    »Haben Sie von Anfang
     an in Ihrem jetzigen Apartment gewohnt?«
    »Nein«, sagte
     sie.
    »Wann sind Sie
     eingezogen?«
    »Etwa…«
     Aber sie beschloß schließlich, mir doch keine Antwort zu
     geben. »Bringen Sie mich jetzt zurück ins Labor oder nicht?«
    »Wir haben unser Geschäft
     noch nicht abgeschlossen«, sagte ich.
    »Ich glaube nicht, daß
     ich Ihnen irgend etwas zu sagen habe. Ich glaube nicht, daß wir
     überhaupt ein Geschäft miteinander haben.«
    »O doch, das haben wir«,
     sagte ich und spürte, wie mir wieder der Kamm schwoll.
    »Ich glaube nicht.«
     Sie lümmelte sich auf ihrem Sitz und sah aus dem Fenster. »Ich
     will wieder ins Labor.«
    »Wissen Sie, was mit
     dem letzten Loftus-Chemiker passiert ist, der in Ihrem Apartment wohnte?«
    »Nein«, sagte sie
     gleichgültig.
    »Er ist versehentlich
     vor der Küche von der Feuerleiter gefallen und hat sich das Genick
     gebrochen.«
    Ihr Kopf fuhr zu mir herum.
     Sie schenkte mir wieder ihre Aufmerksamkeit, sagte jedoch von sich aus
     kein Wort.
    »Was«, fragte
     ich, »hat John Pighee getan, um euch zu dem Entschluß zu
     bringen, ihn zu töten?«
    »Wir haben gar nichts
     beschlossen«, sagte sie. Und verkrampfte sich plötzlich.
    »Ihr Freund Lee hat die
     Sache im Alleingang erledigt, nicht wahr?«
    »Er… so war es
     nicht.« Sie schien weitersprechen zu wollen, dann wieder nicht, dann
     schließlich doch: »Sie stecken in einem ziemlich üblen
     Schlamassel, wissen Sie. Die Sachen, in denen Sie herumstochern, könnten
     - werden - viele andere Menschen einem großen Risiko aussetzen.«
    »Ist es das, was John
     Pighee getan hat? Hat er den Rest von Ihnen einem Risiko ausgesetzt?«
    »John war zum Verräter
     geworden«, sagte sie.
    Das war Stoff zum Nachdenken.
     Und ich dachte nach. Wir kamen meinem Büro immer näher. »Also
     hat Lee ihn umgebracht.«
    »Er mußte
     irgendwie aufgehalten werden. Aber das, was dann passierte, war nicht das,
     was wir im Sinn hatten.«
    »Ich verstehe«,
     sagte ich. »Lee ist auf eigene Faust losgegangen und hat die Sache
     in die Hand genommen.«
    »So ungefähr.«
    »Und dasselbe wird er
     jetzt mit mir machen, wie?«
    »Sie sind eine
     schreckliche Gefahr für uns«, sagte sie. »Und es sieht
     nicht so aus, als ob die Polizei fähig wäre, Sie unter Kontrolle
     zu halten.«
    »Sehen Sie mal«,
     sagte ich, »ich bin keine Bedrohung für Sie, wenn Sie sind, was
     Sie zu sein behaupten.«
    »Und was genau soll das
     nun wieder heißen?« fragte sie.
    »Echte FBI-Leute mit
     einem echten Projekt.«
    »Natürlich sind
     wir das«, fuhr sie mich an. »Seien Sie doch nicht dumm.«
    »Alles, was ich
     brauche, ist eine kleine Bestätigung; was auch immer sie dazu benutzt
     haben, Sie zu überzeugen.«
    »Fragen Sie die Polizei«,
     sagte sie.
    »Was immer sie benutzt
     haben, um die Polizei zu überzeugen, wird mir reichen«, sagte
     ich. »Mir geht es darum, die Wahrheit zu überprüfen. Das
     ist alles. Überbringen Sie diese Nachricht den zuständigen
     Leuten. Nicht Seafield, sondern Jay Dundree. Henry Rush. Oder sonst
     jemandem.«
    Sie sagte nichts.
    Wir hielten ganz in der Nähe
     meines Büros hinter einem neuen Plymouth. Ich sah mich nach einem
     Thunderbird um, entdeckte aber keinen.
    »Wo sind wir hier?«
     fragte Marcia Merom.
    Ich wollte ihr gerade
     antworten, als ich Sam und Ray aus dem Plymouth steigen sah. Statt
     irgendwelcher Worte sagte ich nur noch: »Ah, eh, eh, hm.«
    Dann: »Ist das nicht
     Seafields Wagen da drüben?« Ich zeigte auf die andere Straßenseite.
     Dort stand nur ein alter Kleintransporter.
    »Wo?« fragte sie.
    »Da drüben, an der
     Straßenecke.«
    »Ich sehe nichts.«
    Ich ließ den Wagen an.
    »Wo fahren wir hin?«
    »Sie wollten doch ins
     Labor«, sagte ich. »Ich bringe Sie zu einem Taxi.«
    »Ein Taxi?«
    »Sie wollen doch nicht
     zu Fuß gehen, oder?«
    Wir fanden einen Taxistand in
     der Nähe der Bushaltestelle. Neben dem ersten Taxi blieb ich stehen
     und begleitete sie bis zum Wagen. Dann hielt ich ihr die Tür auf und
     wies den Fahrer an: »Zum Loftus-Gelände.«
    »Und wie soll ich Ihrer
     Meinung nach wieder nach Hause kommen?«

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