Der stumme Handlungsreisende
Sie
hierher verschlagen?«
»Es ist nicht leicht,
einen Job in der Forschung zu kriegen. Es gibt zu viele Leute mit
Doktortitel. Sogar zuviele Frauen. Für die Jobs, meine ich. Es war
das beste Angebot, das ich hatte.«
»Wie lange sind Sie
jetzt bei Loftus?«
»Etwas mehr als
viereinhalb Jahre.«
»Haben Sie von Anfang
an in Ihrem jetzigen Apartment gewohnt?«
»Nein«, sagte
sie.
»Wann sind Sie
eingezogen?«
»Etwa…«
Aber sie beschloß schließlich, mir doch keine Antwort zu
geben. »Bringen Sie mich jetzt zurück ins Labor oder nicht?«
»Wir haben unser Geschäft
noch nicht abgeschlossen«, sagte ich.
»Ich glaube nicht, daß
ich Ihnen irgend etwas zu sagen habe. Ich glaube nicht, daß wir
überhaupt ein Geschäft miteinander haben.«
»O doch, das haben wir«,
sagte ich und spürte, wie mir wieder der Kamm schwoll.
»Ich glaube nicht.«
Sie lümmelte sich auf ihrem Sitz und sah aus dem Fenster. »Ich
will wieder ins Labor.«
»Wissen Sie, was mit
dem letzten Loftus-Chemiker passiert ist, der in Ihrem Apartment wohnte?«
»Nein«, sagte sie
gleichgültig.
»Er ist versehentlich
vor der Küche von der Feuerleiter gefallen und hat sich das Genick
gebrochen.«
Ihr Kopf fuhr zu mir herum.
Sie schenkte mir wieder ihre Aufmerksamkeit, sagte jedoch von sich aus
kein Wort.
»Was«, fragte
ich, »hat John Pighee getan, um euch zu dem Entschluß zu
bringen, ihn zu töten?«
»Wir haben gar nichts
beschlossen«, sagte sie. Und verkrampfte sich plötzlich.
»Ihr Freund Lee hat die
Sache im Alleingang erledigt, nicht wahr?«
»Er… so war es
nicht.« Sie schien weitersprechen zu wollen, dann wieder nicht, dann
schließlich doch: »Sie stecken in einem ziemlich üblen
Schlamassel, wissen Sie. Die Sachen, in denen Sie herumstochern, könnten
- werden - viele andere Menschen einem großen Risiko aussetzen.«
»Ist es das, was John
Pighee getan hat? Hat er den Rest von Ihnen einem Risiko ausgesetzt?«
»John war zum Verräter
geworden«, sagte sie.
Das war Stoff zum Nachdenken.
Und ich dachte nach. Wir kamen meinem Büro immer näher. »Also
hat Lee ihn umgebracht.«
»Er mußte
irgendwie aufgehalten werden. Aber das, was dann passierte, war nicht das,
was wir im Sinn hatten.«
»Ich verstehe«,
sagte ich. »Lee ist auf eigene Faust losgegangen und hat die Sache
in die Hand genommen.«
»So ungefähr.«
»Und dasselbe wird er
jetzt mit mir machen, wie?«
»Sie sind eine
schreckliche Gefahr für uns«, sagte sie. »Und es sieht
nicht so aus, als ob die Polizei fähig wäre, Sie unter Kontrolle
zu halten.«
»Sehen Sie mal«,
sagte ich, »ich bin keine Bedrohung für Sie, wenn Sie sind, was
Sie zu sein behaupten.«
»Und was genau soll das
nun wieder heißen?« fragte sie.
»Echte FBI-Leute mit
einem echten Projekt.«
»Natürlich sind
wir das«, fuhr sie mich an. »Seien Sie doch nicht dumm.«
»Alles, was ich
brauche, ist eine kleine Bestätigung; was auch immer sie dazu benutzt
haben, Sie zu überzeugen.«
»Fragen Sie die Polizei«,
sagte sie.
»Was immer sie benutzt
haben, um die Polizei zu überzeugen, wird mir reichen«, sagte
ich. »Mir geht es darum, die Wahrheit zu überprüfen. Das
ist alles. Überbringen Sie diese Nachricht den zuständigen
Leuten. Nicht Seafield, sondern Jay Dundree. Henry Rush. Oder sonst
jemandem.«
Sie sagte nichts.
Wir hielten ganz in der Nähe
meines Büros hinter einem neuen Plymouth. Ich sah mich nach einem
Thunderbird um, entdeckte aber keinen.
»Wo sind wir hier?«
fragte Marcia Merom.
Ich wollte ihr gerade
antworten, als ich Sam und Ray aus dem Plymouth steigen sah. Statt
irgendwelcher Worte sagte ich nur noch: »Ah, eh, eh, hm.«
Dann: »Ist das nicht
Seafields Wagen da drüben?« Ich zeigte auf die andere Straßenseite.
Dort stand nur ein alter Kleintransporter.
»Wo?« fragte sie.
»Da drüben, an der
Straßenecke.«
»Ich sehe nichts.«
Ich ließ den Wagen an.
»Wo fahren wir hin?«
»Sie wollten doch ins
Labor«, sagte ich. »Ich bringe Sie zu einem Taxi.«
»Ein Taxi?«
»Sie wollen doch nicht
zu Fuß gehen, oder?«
Wir fanden einen Taxistand in
der Nähe der Bushaltestelle. Neben dem ersten Taxi blieb ich stehen
und begleitete sie bis zum Wagen. Dann hielt ich ihr die Tür auf und
wies den Fahrer an: »Zum Loftus-Gelände.«
»Und wie soll ich Ihrer
Meinung nach wieder nach Hause kommen?«
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