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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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sagte ich. »Wie geht es Ihnen?«
    »Was haben Sie hier zu
     suchen, Mr. Samson?«
    »Ich hole für Ihre
     Schwägerin den Wagen«, sagte ich. Und zeigte ihr die Schlüssel.
    »Ich hoffe, Sie
     erwarten nicht, daß Sie das Geld für diese Wucherrechnung, die
     Sie mir geschickt haben, holen können, denn ich habe nicht die
     Absicht zu bezahlen.«
    »Nein, deshalb bin ich
     nicht hier«, sagte ich. Voller Erleichterung darüber, daß
     sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten Gedanken machte statt um meine.
     »Solche Dinge überlasse ich meinem Anwalt.«
    »Anwalt?« sagte
     sie mit einer Spur Besorgnis. »Sie werden doch für so eine
     kleine Rechnung keine Anwälte hinzuziehen, oder?«
    »Mrs. Thomas, die
     Rechnung ist entweder groß oder klein. Sie kann nicht beides sein.«
    »Ich sag Ihnen was«,
     meinte sie. »Ich gebe Ihnen vierzig Dollar auf der Stelle, und wir
     sind quitt. Wie wäre das?«
    Ich wußte nicht, ob ich
     lachen oder weinen sollte.
    Statt dessen sagte ich:
     »In Ordnung. Aber es muß Bargeld sein.«
    »Sie sind ein harter
     Verhandlungspartner, Mr. Samson«, sagte sie und ging zu ihrem
     Wohnwagen hinüber.
    Ich folgte ihr. Es kostete
     mich nur wenig Zeit, und ich hatte kein Geld bei mir.
    Sie ließ mich etwa eine
     Minute lang draußen warten, bevor sich mich hineinbat.
    »Sie haben wirklich Glück«,
     sagte sie, ohne mich völlig zu überzeugen. »Vierzig Dollar
     sind genau die Summe, die ich in bar hier habe.« Auch das überzeugte
     mich nicht.
    Sie öffnete einen
     Schuhkarton, zählte mir vier neue Zehner hin und zeigte mir, daß
     der Karton leer war. Dann präsentierte sie mir die Rechnung, die Sam
     ausgestellt und ihr geschickt hatte. Ich änderte die Summe, schrieb
     »Preisnachlaß für prompte Bezahlung« und
     Unterzeichnete das Ganze als »bezahlt«. Sie legte die
     quittierte Rechnung in den Karton und schob ihn in einen Schrank hinter
     sich.
    »Okay?« fragte
     ich. Ich stand auf. Die Schranktür öffnete sich. Sie bemerkte
     meinen konzentrierten Blick. Neben dem Schuhkarton lag ein Metallröhrchen
     mit dem Radioaktivitätssymbol darauf. Sie stand auf und schloß
     die Schranktür mit mehr Nachdruck. Ich setzte mich wieder. »Mrs.
     Thomas«, sagte ich. »Was machen Sie mit einem Röhrchen
     mit radioaktivem Material?«
    »Was für
     radioaktives Material?« fragte sie verunsichert. Sie war eine
     entsetzlich durchsichtige Person.
    »Ihr Bruder hat es
     Ihnen gegeben, nehme ich an«, sagte ich.
    Ihre Augen wurden schmal, und
     sie ließ ihre anfängliche Verteidigung fallen. »Das
     stimmt«, sagte sie. »Aber es geht Sie nichts an.«
    Ich dachte einen Augenblick
     darüber nach. »Nein«, sagte ich. »Natürlich
     tut es das nicht.« Ich stand wieder auf und sah sie an.
    »Nur ein Erinnerungsstück
     an seine Arbeit. An ihn. Ich habe immer Kleinigkeiten von seiner Arbeit
     aufgehoben. Angefangen mit seinen ersten Zeichnungen in der Schule.«
    »Ich gehe jetzt«,
     sagte ich.
    Und ich stand zu meinem Wort.
    *
    Aber ich ging nur bis zum
     Haus der Pighees. Ich wollte telefonieren.
    Ich rief Maude Simmons an,
     meine private Informationsquelle, die in ihrer übrigen Zeit für
     den Star arbeitet.
    »Kannst du’s kurz
     machen, Albert? Viel, viel Arbeit.«
    »Das ist Arbeit, Maude.«
    »Oh.«
    »Ich muß alles
     wissen, was du über einige Leute herausfinden kannst.«
    »Sprich weiter.«
    »P. Henry Rush«,
     sagte ich, »Jay Dundree, Lee Seafield, Marcia Janet Merom.«
    »Ich kenne keinen
     dieser Namen.«
    »Wahrscheinlich wirst
     du bei einigen von ihnen auch nicht besonders hilfreich sein können.
     Es handelt sich um unterschiedlich große Fische bei Loftus. Rush ist
     unser bester Kandidat. Er ist Direktor. Um die sechzig, schätze ich,
     und sagte, er sei als Sicherheitsmann zur Firma gekommen, nach dem Krieg.
     Jetzt kümmert er sich hauptsächlich um die Weiterbildung der
     Forschungsteams. Hört sich für mich nicht wie ein Fulltime-Job für
     einen Direktor an, aber so ist es eben. Dundree, Seafield und Merom gehören
     zum Forschungsteam.«
    »Wann willst du es?«
    »Schnell«, sagte
     ich. »Ich brauche es jetzt.«
    »Notfallquoten?«
     Ihr Interesse stieg spürbar.
    »Innerhalb vernünftiger
     Grenzen.«
    »Wie schnell ist
     schnell?« Ihr Registrierkassenhirn klickte in
     Computergeschwindigkeit. Klick, klick, klick.
    »Ich rede eher von
     Minuten und Stunden als von Tagen. Wieviel Uhr ist es jetzt?«
    »Nun nun«, sagte
     sie. »Bist an etwas dran,

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