Der stumme Handlungsreisende
sagte ich. »Wie geht es Ihnen?«
»Was haben Sie hier zu
suchen, Mr. Samson?«
»Ich hole für Ihre
Schwägerin den Wagen«, sagte ich. Und zeigte ihr die Schlüssel.
»Ich hoffe, Sie
erwarten nicht, daß Sie das Geld für diese Wucherrechnung, die
Sie mir geschickt haben, holen können, denn ich habe nicht die
Absicht zu bezahlen.«
»Nein, deshalb bin ich
nicht hier«, sagte ich. Voller Erleichterung darüber, daß
sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten Gedanken machte statt um meine.
»Solche Dinge überlasse ich meinem Anwalt.«
»Anwalt?« sagte
sie mit einer Spur Besorgnis. »Sie werden doch für so eine
kleine Rechnung keine Anwälte hinzuziehen, oder?«
»Mrs. Thomas, die
Rechnung ist entweder groß oder klein. Sie kann nicht beides sein.«
»Ich sag Ihnen was«,
meinte sie. »Ich gebe Ihnen vierzig Dollar auf der Stelle, und wir
sind quitt. Wie wäre das?«
Ich wußte nicht, ob ich
lachen oder weinen sollte.
Statt dessen sagte ich:
»In Ordnung. Aber es muß Bargeld sein.«
»Sie sind ein harter
Verhandlungspartner, Mr. Samson«, sagte sie und ging zu ihrem
Wohnwagen hinüber.
Ich folgte ihr. Es kostete
mich nur wenig Zeit, und ich hatte kein Geld bei mir.
Sie ließ mich etwa eine
Minute lang draußen warten, bevor sich mich hineinbat.
»Sie haben wirklich Glück«,
sagte sie, ohne mich völlig zu überzeugen. »Vierzig Dollar
sind genau die Summe, die ich in bar hier habe.« Auch das überzeugte
mich nicht.
Sie öffnete einen
Schuhkarton, zählte mir vier neue Zehner hin und zeigte mir, daß
der Karton leer war. Dann präsentierte sie mir die Rechnung, die Sam
ausgestellt und ihr geschickt hatte. Ich änderte die Summe, schrieb
»Preisnachlaß für prompte Bezahlung« und
Unterzeichnete das Ganze als »bezahlt«. Sie legte die
quittierte Rechnung in den Karton und schob ihn in einen Schrank hinter
sich.
»Okay?« fragte
ich. Ich stand auf. Die Schranktür öffnete sich. Sie bemerkte
meinen konzentrierten Blick. Neben dem Schuhkarton lag ein Metallröhrchen
mit dem Radioaktivitätssymbol darauf. Sie stand auf und schloß
die Schranktür mit mehr Nachdruck. Ich setzte mich wieder. »Mrs.
Thomas«, sagte ich. »Was machen Sie mit einem Röhrchen
mit radioaktivem Material?«
»Was für
radioaktives Material?« fragte sie verunsichert. Sie war eine
entsetzlich durchsichtige Person.
»Ihr Bruder hat es
Ihnen gegeben, nehme ich an«, sagte ich.
Ihre Augen wurden schmal, und
sie ließ ihre anfängliche Verteidigung fallen. »Das
stimmt«, sagte sie. »Aber es geht Sie nichts an.«
Ich dachte einen Augenblick
darüber nach. »Nein«, sagte ich. »Natürlich
tut es das nicht.« Ich stand wieder auf und sah sie an.
»Nur ein Erinnerungsstück
an seine Arbeit. An ihn. Ich habe immer Kleinigkeiten von seiner Arbeit
aufgehoben. Angefangen mit seinen ersten Zeichnungen in der Schule.«
»Ich gehe jetzt«,
sagte ich.
Und ich stand zu meinem Wort.
*
Aber ich ging nur bis zum
Haus der Pighees. Ich wollte telefonieren.
Ich rief Maude Simmons an,
meine private Informationsquelle, die in ihrer übrigen Zeit für
den Star arbeitet.
»Kannst du’s kurz
machen, Albert? Viel, viel Arbeit.«
»Das ist Arbeit, Maude.«
»Oh.«
»Ich muß alles
wissen, was du über einige Leute herausfinden kannst.«
»Sprich weiter.«
»P. Henry Rush«,
sagte ich, »Jay Dundree, Lee Seafield, Marcia Janet Merom.«
»Ich kenne keinen
dieser Namen.«
»Wahrscheinlich wirst
du bei einigen von ihnen auch nicht besonders hilfreich sein können.
Es handelt sich um unterschiedlich große Fische bei Loftus. Rush ist
unser bester Kandidat. Er ist Direktor. Um die sechzig, schätze ich,
und sagte, er sei als Sicherheitsmann zur Firma gekommen, nach dem Krieg.
Jetzt kümmert er sich hauptsächlich um die Weiterbildung der
Forschungsteams. Hört sich für mich nicht wie ein Fulltime-Job für
einen Direktor an, aber so ist es eben. Dundree, Seafield und Merom gehören
zum Forschungsteam.«
»Wann willst du es?«
»Schnell«, sagte
ich. »Ich brauche es jetzt.«
»Notfallquoten?«
Ihr Interesse stieg spürbar.
»Innerhalb vernünftiger
Grenzen.«
»Wie schnell ist
schnell?« Ihr Registrierkassenhirn klickte in
Computergeschwindigkeit. Klick, klick, klick.
»Ich rede eher von
Minuten und Stunden als von Tagen. Wieviel Uhr ist es jetzt?«
»Nun nun«, sagte
sie. »Bist an etwas dran,
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