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Der stumme Handlungsreisende

Der stumme Handlungsreisende

Titel: Der stumme Handlungsreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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wie?«
    »Könnte sein,
     Maude. Könnte sein.«
    »Es ist 9 Uhr 51«,
     sagte sie. »Bist du zu Hause?«
    »Nein. Es ist besser,
     ich rufe dich an. Wo wirst du sein?«
    »Hier natürlich.«
    »Okay. Wie lange?«
    »Versuch’s
     zwischendurch mal wieder. Für Zwischenberichte.«
    »Gut. Sag mal, Maude,
     bezahlt ihr etwas für Knüller?«
    »Knüller?«
     Sie sprach das Wort aus, als hätte sie einen schlechten Geschmack im
     Mund. »Wir haben keine Knüller mehr in diesem Geschäft,
     Albert. Wir haben »Exklusivnachrichten!«
    »Okay,
     Exklusivnachrichten?«
    »Du bist nicht zufällig
     pleite und versuchst, einen Tauschhandel mit mir zu veranstalten, oder?«
    »Keineswegs. Einfache
     Frage.«
    »Ich zahle nichts für…
     Knüller«, sagte sie, »nicht, wenn ich es verhindern kann.«
    Was wieder mal den
     Unterschied zwischen Käufer und Verkäufer zeigt.
    Ich hatte Maude noch nie zu
     ihren Notfallquoten engagiert. Wenn dies mein Schwanengesang als Detektiv
     war -mein Büro, meine Lizenz und meine Freiheit standen gleichermaßen
     auf dem Spiel - dann würde ich wenigstens in großem Stil
     untergehen.

 
    36
    Es war still um das
     Hintergassen-Kutschenhaus, in dem Seafield logierte. Ich parkte und warf
     einen Blick durch die Garagentorfenster. Bis auf einen Wagen waren alle Plätze
     leer. Das wertete ich als gutes Zeichen. Seafields T-Bird war nicht da.
    Die Frage war, ob er zur
     Arbeit war oder auf dem Polizeirevier. Miller hatte gesagt, sie würden
     »heute« wiederkommen; ich wußte nicht, ob das vormittags
     bedeutete. Ich ging zur Tür am Fuße der Treppen zu seiner
     Wohnung. 
    »Guten Tag.« Die
     Stimme kam von der Seite des Gebäudes und gehörte Thomas
     Jefferson Walker senior. »Auf der Suche nach Mr. Seafield, wie?«
    »So ist es, Mr. Walker.«
    »Kenne ich Sie?«
     Mit seitlich geneigtem Kopf schlurfte er näher zu mir heran, um einen
     besseren Blick auf mein Gesicht werfen zu können.
    »Ich war vor ein paar
     Tagen schon mal hier. Da war Mr. Seafield auch nicht da.«
    »Er kommt zu den merkwürdigsten
     Stunden. Man kann nicht darauf rechnen, ihn zu irgendeiner bestimmten Zeit
     zu erwischen. He. Ich erinnere mich an Sie. Sie waren neulich schon einmal
     hier. Sagen Sie, ich habe da etwas Kaffee kochen. Haben Sie Lust, auf
     ’ne Tasse reinzukommen?«
    »Hätte ich schon«,
     sagte ich, »und ich erinnere mich an Ihre Gastfreundlichkeit. Aber
     ich bin sozusagen ein bißchen in der Klemme. Ich muß unbedingt
     in Mr. Seafields Apartment reinkommen. Ich denke, daß er da
     vielleicht etwas hat, was für mich wichtig wäre.« Ich sah
     den alten Mann offen und ehrlich an - und log. »Ich hatte gehofft,
     ihn heute zu erwischen.«       
    »Sie sind ’n
     Freund von ihm?«
    »Nicht direkt ein
     Freund. Aber wir haben dieselben Interessen.«
    »Sind wohl einer von
     diesen FBI-Burschen, wie?«
    »Hat Ihnen wohl davon
     erzählt, hm?«
    »Mein Sohn - dem das
     Haus gehört«, sagte er, »wir hatten vor ’ner Weile
     ein kleines Problem, und er hat es mir erklärt.«
    »Was für eine Art
     von Problem?«
    »Ah, hm«, sagte
     er widerstrebend.
    »Letzten Januar war
     das?« riet ich.
    »Ja«, sagte er,
     und seine Miene hellte sich merklich auf. »Sie wissen davon, wie?«
    »So einiges.«
    »Seafield. Der kam hier
     rein, und das Blut tropfte an ihm runter und so. Himmel, ich mochte ihn
     nie besonders, und ich wollte die Polizei rufen, nur, daß er mir
     gesagt hat, ich soll erst Tommy junior anrufen. Tommy junior, das ist mein
     Junge. Und er hat es mir erklärt. Ich kann meinen Mund halten, das
     ist mal klar. Sie werden mich nicht dabei erwischen, wie ich einem
     Regierungsobjekt in die Quere komme, nur wegen eines lockeren Mundwerks.«
    »Ich bin sicher, daß
     alle Beteiligten das zu schätzen wissen.«
    »Denk schon.«
    »Ich werde Sie um einen
     Gefallen bitten, Mr. Walker.«
    »Was für einen?«
    »Ich muß mich
     oben mal umsehen. Sie können mit mir kommen, das ist kein Problem.«
    »Tjaa, ich schätze,
     das geht schon in Ordnung«, sagte er. 
    Ich stand still da, während
     eine leichte Brise die Sommerblätter über mir
     durcheinanderwirbelte. Wenige Augenblicke später kehrte Walker mit
     dem Schlüssel zurück. Wir gingen die Stufen zu dem
     Kutschenhausapartment hinauf, ohne uns weiter miteinander zu unterhalten.
    Neben einer Küche und
     einem Badezimmer an einem Ende der Wohnung war der Platz über der
     Vierergarage für ein einziges, riesiges Zimmer genutzt

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