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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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– aber dafür umso authentischer!«
    Julia zitterte neben ihm. Chris tastete nach ihrer Hand, aber sie entzog sich ihm. Immerhin weinte sie nicht mehr, stattdessen klang ihre Stimme so kalt und frostig, als würde sie direkt aus dem Schneesturm da draußen kommen. »Aber das waren Originalaufnahmen, oder?«
    »Hundert Prozent!«, erwiderte Benjamin. »Dieser Film ist kein Fake, so viel steht fest. Ich tippe auf Super 8. Eindeutig Amateurarbeit.«
    »Aber wieso taucht dieser Film plötzlich auf? Was hat das zu bedeuten? Warum...«Sie brach ab.
    Chris versuchte, Benjamin mit seinen Blicken zu warnen. Was auch immer er jetzt sagen wollte, er sollte es vergessen! Aber Benjamin wäre nicht Benjamin gewesen, hätte er die Klappe halten können.
    »Ich habe keine Ahnung! Aber was mir echt zu denken gibt, ist...«
    »Was?«
    »Es kann noch nicht lange her sein, dass sich jemand diesen Film angesehen hat. Der Beamer war noch warm, als ich ihn angeschaltet habe.«
    Die Stille, die dieser Bemerkung folgte, dauerte nur einen Herzschlag.
    Dann sprang Julia auf. »Ich muss sofort raus hier!«
    Nicht einmal oben auf dem Ghost war sie so aufgewühlt gewesen. Sie stolperte fast, als sie auf die Tür zustürzte.
    »Julia, warte.« Chris erhob sich und folgte ihr. Sie war bereits bei der Tür angelangt und rüttelte daran.
    Vergeblich, wie Chris eine Sekunde später klar wurde.
    »Was zum Teufel...«Erwar mit einem Satz neben ihr.
    Er drehte den Türgriff. Nichts.
    Er versuchte es noch einmal.
    Keine Chance.
    Und obwohl er es besser wusste, rüttelte er an der Tür und dann begann er dagegenzutreten, immer wieder.
    Sein rechter Fuß traf die Tür mit einem dumpfen Schlag.
    Bumm!
    Warum musste das ausgerechnet heute passieren?
    Bumm!
    Warum gerade jetzt? An diesem Tag? Warum musste die Vergangenheit immer wieder eine Rolle spielen? Warum wurden sie ständig daran erinnert? Würde es nie enden?
    Abermals traf Chris’ Fuß die Holztür, doch er spürte keinen Schmerz, nein, es tat gut, endlich den ganzen Frust, die Wut loszuwerden.
    Dieser ganze Tag entglitt ihm. Er geriet außer Kontrolle. Jeder Tag, dachte er, verkraftet nur ein bestimmtes Maß an Scheiße und alles, was darüber hinausgeht, sollte man einfach nicht an sich heranlassen. Am besten, man schaltete einfach ab wie ein elektrisches Gerät, das überhitzt war.
    Diese Studenten. Die acht hatten sich in eine Idee verrannt und es hatte letztendlich ihr Leben gekostet! Na und? Sie waren selbst schuld gewesen! Er jedenfalls hatte keine Lust, immer und immer wieder damit konfrontiert zu werden. Es war über dreißig Jahre her. Er wollte das alles hinter sich lassen.
    Und warum bist du dann hier, Chris?
    Er kam erst wieder zu sich, als Julias Stimme an sein Ohr drang und er nur allmählich ihre Panik begriff, als sie ihm ins Gesicht schrie: »Jemand hat uns eingeschlossen!«
    »Das kann nicht sein!« Chris fuhr herum. »Benjamin, mach sofort die Tür auf!«
    »Ich hab nicht abgeschlossen!«, protestierte Benjamin. »Und ich bin auch nicht für alles verantwortlich, was hier passiert.«
    »Ach ja?« Chris griff nach Julias Hand, um sie zu beruhigen. Diesmal ließ sie es zu, dass er sie berührte. »Wer sonst? Außer dir hat hier niemand einen Schlüssel, oder?«
    »Keine Ahnung!« Benjamin trat neben ihn und versuchte ebenfalls vergeblich, die Tür zu öffnen. »Die ist ja tatsächlich abgeschlossen.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Denkst du, ich spinne? Natürlich ist sie abgeschlossen.« Wie zum Beweis rüttelte er noch einmal am Türgriff.
    Ben zog den Schlüsselbund aus der Tasche und probierte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Doch der Versuch misslang. Er startete einen zweiten Versuch. Diesmal blieb er stecken, aber er ließ sich nicht umdrehen. Benjamin versuchte es weiter, zerrte und rüttelte – ohne Erfolg. Der Schlüssel rührte sich keinen Millimeter.
    »Scheiße! Der steckt fest.«
    »Aber ich muss raus hier!« Julia umklammerte Chris’ Hand noch fester und flüsterte: »Wenn Benjamin nicht abgeschlossen hat, wer dann? Wer hat diesen Film eingelegt? Was hat das leere Grab zu bedeuten? Was passiert hier mit uns, Chris?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Ein Satz, den er hasste.
    »Wer weiß überhaupt, dass wir hier unten sind?«, fragte Julia verzweifelt. »Wer kann das wissen, außer Debbie?«
    Die Überwachungskameras, schoss es Chris durch den Kopf, jemand beobachtet uns. Augen überall. Nur wer?
    »Es gibt sicher eine logische Erklärung«, erwiderte er ohne

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