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Der Sturm

Der Sturm

Titel: Der Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Überzeugung.
    »Logische Erklärung?« Rose kam von hinten. Chris hatte sie in seiner Raserei ganz vergessen. »Wer sperrt uns hier ein? Warum sieht sich jemand diesen Film an?«
    Julias Stimme klang fast tonlos, als sie antwortete. »Das fragst du noch? Es passiert! Und zwar nicht aus Zufall. Denk doch mal an die Fotos, die wir oben auf dem Ghost gefunden haben. Der Tote in der Gletscherspalte – oder der angebliche Paul Forster, der nach dem Trip auf den Berg einfach spurlos verschwunden ist – der Sturm –, all das passiert und wir können nichts dagegen tun!«
    Sie schauten sich alle an. Julias Stimme hing in der Luft.
    »Du glaubst doch wohl nicht, was dein Bruder ständig behauptet?« Chris bereute die Frage, noch bevor er sie ausgesprochen hatte. »Dass dieser Ort böse ist. Ich meine, wie kannst du das ernsthaft denken?«
    »Lass Robert aus dem Spiel.«
    Zu schön, um wahr zu sein, dachte Chris. »Kann er sich nicht irren?«, fragte er grimmig. »Denkst du, irgendein Mensch hat die Macht, uns an diesem Wochenende hier oben gefangen zu halten? Kein Mensch ist verantwortlich für einen Sturm.«
    Warum sagte er das? Allein, dass er es überhaupt aussprach, war schon ein Witz und verriet, dass er sich nicht so sicher war, wie er jetzt tat, oder? Damit entlarvte er nur seine eigenen Ängste.
    Nein! Stopp! Jetzt nur keine Panik.
    Er sah Julia an. Ihre Augen waren ganz groß und er wusste, dass sie seine Unsicherheit fühlte. Und das war etwas, was er nicht wollte.
    Chris atmete tief durch und ging langsam in die Hocke. Er zögerte einen Augenblick, betrachtete die Tür sekundenlang. Sie sah nicht so stabil aus, dass sie nicht irgendwie hinauskommen konnten. Es war einfach nur eine Tür.
    »Ben, hast du schon einmal eine Tür aufgebrochen?«
    »Nein, aber ich wollte es schon immer mal versuchen!«
    Sie traten gleichzeitig einige Schritte zurück.
    »Auf drei!«, rief Benjamin. »Eins, zwei...«
    In demselben Augenblick rannten sie, die Schultern nach vorne gestreckt, auf die Tür los.
    Chris erwartete einen heftigen Stoß und rechnete fest damit, dass er sich die Schulter prellte, hätte sogar in Kauf genommen, dass er sich die Schulter brach, aber das passierte nicht.
    Nein – zuerst fiel er ins Leere, um dann von jemandem festgehalten zu werden.
    Er blinzelte benommen, und als er sich endlich gefangen hatte, wurde ihm klar, wer vor ihm stand.
    »Na, Bishop«, sagte eine spöttische Stimme mit breitem texanischem Akzent. »Wohin so eilig?«

    »Könnt ihr mir mal verraten, was ihr hier treibt?« Steve sah Chris von oben herab an und ihm kam es vor, als läge auf seinen Lippen ein Grinsen, das durch sein Kaugummikauen noch breiter und widerlicher wirkte. Der Wachmann wartete Chris’ Antwort nicht ab. Stattdessen deutete er hinter sich, wo jetzt Debbie auftauchte, mit wirrem Haar und irrem Gesicht. »Ich habe schon genug damit zu tun aufzupassen, dass dieser Sturm nicht noch mehr Schaden anrichtet. Mein Job ist es jedenfalls nicht, das Kindermädchen zu spielen.« Er wies mit dem Kopf auf Debbie. »Sie hat euch gesucht, und wenn ihr mich fragt, ist dieses Mädchen . . .« Steve tippte sich mit dem Zeigefinger auf die rechte Schläfe. ». . . völlig gaga! Dauernd redet sie davon, dass ich sie retten soll, weil jemand sie verfolgt.«
    Während er sprach, stand Debbie die ganze Zeit neben ihm, das Gesicht totenblass und ausdruckslos.
    »Gott!«, rief Benjamin, »was ist denn mit unserer Miss Piggy los? Mensch, Debbie, du siehst ja aus, als...«
    Er brach ab, als ein strenger Blick von Rose ihn traf, die sich nun an Steve wandte: »Waren Sie es, der uns eingesperrt hat?«
    »Eingesperrt? Warum? Hätte ich einen Grund?« Der Wachmann hakte die Finger in den Gürtel. »Immerhin hat diese Verrückte mir erzählt, dass er...«Nun deutete er auf Chris. ». . . den nigelnagelneuen Van gegen einen Baum gefahren hat. Ich hoffe, Sie können es sich leisten, den Schaden zu bezahlen.«
    »Lassen Sie das mal meine Sorge sein«, erwiderte Chris.
    »Ich soll einfach ignorieren, dass Sie unsere Schönheiten hier in Lebensgefahr bringen?« Steve zeigte wieder seine Reihe blendend weißer Zähne, als er nun Julia ein Lächeln schenkte. »Brauchen Sie vielleicht Begleitschutz, Julia? Ich stehe immer gerne zu Diensten.«
    »Wo ist Ihr Kollege?«, fragte Julia anstelle einer Antwort.
    »Wenn ich das wüsste, wäre ich wirklich froh. Aber er hat sich offenbar in Luft aufgelöst. Na ja, eine große Hilfe war er sowieso nicht. Einfach

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