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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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adoptierte.
    Starr vor Schreck sah ich zu, wie sie einem der gefährlichsten Tiere von Vanamee eine rote Kinderkappe auf den Kopf stülpte. Auch mein Ska war völlig verdutzt.
    Doch die Menschen der Luft-Gilde haben eine besondere Beziehung zu Vögeln. Wahrscheinlich ließ er sich deshalb gefallen, dass sie ihm auch noch Glöckchen an die Klauenfüße und bunte Bänder an die Flügel band. Würdevoll stelzte er damit durch den Wohnraum, und Terryl lachte lauthals.
    Freundschaftlich schlug er mir auf die Schulter. »Wahrlich ein herrliches Tier. Du musst ihn mir unbedingt verkaufen.«
    Das kam natürlich nicht in Frage. Aber wenn ich das sagte, machte Terryl vielleicht doch noch ernst mit seinem Vorhaben, mich zu erschießen. Also drückte ich mich vor der Antwort und lächelte nur, so gut ich es schaffte. Das mochte er interpretieren, wie er wollte.
    Seit wir das Haus betreten hatten, war mir klar, womit die Händler in Kowanda so reich geworden waren. Nun wusste ich also, warum Wynn und seine Familie so entsetzt gewesen waren, als ich munter einen Besuch bei ihrem Cousin eingeplant hatte.
    Als Terryl und seine Frau sich in der Küche besprachen und Joelle, Merwyn und ich ein paar Momente allein waren, steckten wir sofort die Köpfe zusammen.
    »Vielen herzlichen Dank, Tjeri, dass du uns hergelotst hast!«, ächzte Merwyn. »Ihr habt gesehen, was hier alles ganz offen rumsteht, oder?«
    Wir nickten. Das in dem Kästchen auf dem Seitentisch waren Caledonia-Nüsse – Udiko hatte mir mal eine gezeigt. Sie ergeben gerieben ein starkes Gift, mit dem die Luft-Gilde bei Fehden früher ihre Pfeilspitzen präparierte. Die Dinger galten seit mehr als dreißig Wintern als streng verboten und wurden nur noch illegal gehandelt. Im Flur standen drei Kisten, die meilenweit nach Beljas stanken, dem beliebtesten Rauschmittel Dareshs. Und der Holzboden des Wohnzimmers war aus einem Königsbaum gemacht, einer Art, die vom Aussterben bedroht war und unter dem Schutz der Regentin stand.
    »Tut mir Leid, Leute«, sagte ich ehrlich zerknirscht. »Ganz schön naiv, wie ich nach Kowanda reinmarschiert bin ... Lasst uns so bald wie möglich von hier verschwinden ...«
    »Bis dahin sollten wir weiter die Naiven spielen«, betonte Joelle. »Wahrscheinlich tun sie uns nichts, solange wir keine blöden Fragen stellen.«
    Doch natürlich musste ich genau das tun: Fragen stellen. Schließlich befand ich mich auf einer Suche, und so nah vor dem Ziel dachte ich nicht daran, aufzugeben. Unauffällig passte ich den Schmuggler ab, als er seine Tochter zu Bett brachte, und fragte ihn auf dem Weg zurück in den Wohnraum: »Eure Cousine hat erzählt, dass Ihr eine silberne Schale habt, die sich nicht putzen lässt. Das interessiert mich sehr, weil ich auf der Suche nach einem Familien-Erbstück bin, das genauso aussieht ...«
    »Pech gehabt, Junge«, brummte der Händler heiter und strich über den reich bestickten Ärmel seines roten Mantels. »Das blöde Ding habe ich vor ein paar Wochen weggeworfen. Man konnte sehen, dass es mehr als hundert Winter alt war, aber es war nichts damit anzufangen, und Mei fand es schrecklich hässlich.«
    Weggeworfen! Ich versuchte, mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. »Wie werdet Ihr im Grasmeer euren Abfall los? Kümmern sich Reste-Räumer darum wie bei uns? Wisst Ihr noch, welchem Räumer Ihr die Schale gegeben habt?«
    »Ja, es gibt nur einen in Kowanda, Petrack heißt er.«
    Mein Jagdfieber war wieder voll erwacht. Ich beschloss auf der Stelle, besagten Petrack gleich am nächsten Tag aufzusuchen.
    Es war ein langer Tag gewesen, und wir zogen uns bald zurück. Joelle schlief im Wohnraum, Merwyn und ich wurden zusammen in einer schlicht eingerichteten Kammer untergebracht. Mir wäre ein anderes Arrangement lieber gewesen, aber das schien Mei als nicht schicklich zu betrachten.
    Als wir allein waren, schob ich erstmal den Ärmel meiner Tunika hoch und betrachtete mit verzogenem Gesicht die Krallenwunden, die ich meinem Ska verdankte. »Ich muss ihm unbedingt begreiflich machen, dass er nicht auf meinem Arm landen darf, wenn ich den Lederhandschuh nicht trage ...«
    Merwyn warf einen kurzen Blick auf das Blut und kramte Verbandszeug aus seinem Gepäck. »Na, willst du dir nicht lieber einen Pelzkugelfisch als neues Haustier zulegen?«, meinte er, als er die Verletzung mit heilender Yerba-Nierro-Tinktur abtupfte. »So einen wollte ich als Kind unbedingt.«
    Ich musste lachen. »Du hast dir einen

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