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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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sicher, dass ich den reichen Händler erkannt habe, der damals dabei war. Aber das war‘s leider schon mit den Fortschritten. Wir prallen hier gegen eine wahre Mauer des Schweigens. Wir sind uns nach unseren vielen Fragen an die Leute ziemlich sicher, dass Ynea hier war, aber jetzt ist sie verschwunden. Hier verliert sich ihre Spur.
Ich wünschte, du wärst hier – ich vermisse dich schrecklich ...
Deine Joelle
    Ich seufzte tief, faltete die Nachricht sorgfältig zusammen, drückte einen Kuss darauf und verwahrte sie in einer Tasche direkt über meinem Herzen. In einer anderen Tasche steckte immer noch die silberne Schale, ich trug sie zur Sicherheit Tag und Nacht bei mir. Natürlich versuchte ich, der Hohen Meisterin Ujuna Bescheid zu geben, dass ich sie hatte. Aber als ich die Wühler sah, die in der Burg für Nachrichten zur Verfügung standen, begrub ich diesen Plan. Die armen Viecher hatten alle das Symbol der Regentin auf den Rücken gebrannt bekommen. Ich wettete tausend zu eins, dass sie darauf trainiert waren, jede Nachricht erstmal zu Cyprios Leuten zu bringen. Also schickte ich nur ein paar gute Wünsche und ein neues Kochrezept, das mir der Schmuggler Terryl empfohlen hatte, an Udiko. Gegrillte Grassprossen mit Honig und gehackten Nüssen, das würde ihm schmecken. Und ich konnte mir schon lebhaft vorstellen, wie Cyprios Leute stundenlang herumrätselten, wo darin die geheime Botschaft verborgen war.
    Janor wollte, dass ich seine Mutter kennen lernte. Aber das war nicht so einfach, obwohl er mich angemeldet hatte. Ich hockte einen halben Tag auf einem geschnitzten Stuhl vor der prachtvoll verzierten Tür ihrer Räume, wartete und langweilte mich. Mein Kopf fühlte sich eigenartig an, so als ob Wellen von außen dagegen brandeten. Hoffentlich war das kein beginnendes Sumpffieber.
    Ein junges Mädchen, etwa in meinem Alter, mit blassem Gesicht und rotblondem Haar, beschäftigte sich im Zimmer, schüttelte Kräuterkissen auf und richtete Halter mit Räucherstäbchen her. Einmal ertappte ich sie dabei, wie sie mich heimlich beobachtete. Sie wandte sofort verlegen die Augen ab. Ich fragte mich, wer sie war. Sie trug eine mit purpurnen Seidenfäden bestickte Robe, die zu kostbar für eine Dienerin schien.
    »Sag mal, du bist nicht zufällig eine Heilerin, oder?«, fragte ich sie, aber sie schüttelte nur den Kopf und lächelte verlegen. Janor sah mich entsetzt an – hatte ich irgendwas falsch gemacht?
    Als der missbilligend blickende Leibdiener Janor schließlich vorließ, konnte er nur kurz mit seiner Mutter reden und kam mit der Nachricht zurück: »Sie will heute nicht gestört werden. Na ja, vielleicht klappt es morgen.«
    Natürlich war ich neugierig gewesen, die Regentin zu treffen, aber es war mir nicht weiter wichtig, und so zuckte ich mit den Schultern.
    Als wir auf dem Rückweg zu Janors Räumen waren, sagte er: »Das Mädchen war übrigens Hetta, die Tochter von Nemur. Ich war ein bisschen erschrocken, als du sie geduzt hast, aber zum Glück war sie nicht eingeschnappt.«
    »Wie, das war das Mädchen, das gute Chancen auf den Thron hat?!«
    »Genau«, sagte Janor. »Ich mag sie nicht besonders, und sie mich auch nicht. Wenn sie die nächste Regentin wird, werde ich wohl die Burg verlassen müssen, die duldet mich nie und nimmer hier.«
    »Wieso, was hast du ihr denn getan? Ihr gesagt, dass sie was mit ihrer Frisur machen sollte?«
    »Beim Nordwind, nein«, sagte er und musste trotz seiner düsteren Stimmung lachen.
    Es klappte auch am nächsten Tag nicht, die Regentin zu treffen. Danach hatte ich die Nase voll und weigerte mich, einen neuen Versuch zu starten. »Was passiert eigentlich, wenn ich sage, dass ich meine Schwarze Perle zurückhaben will?«, fragte ich Janor scherzhaft. »Ich könnte sie selbst gebrauchen, jedenfalls fühle ich mich nicht so richtig gut und habe die ganze Zeit Kopfschmerzen, seit ich hier bin.«
    Er fiel beinahe in Ohnmacht. »Bitte tu das nicht – wir brauchen die Perle!«, sagte er, und ich versicherte ihm schnell, dass ich es natürlich nicht so gemeint hatte.
    Stattdessen ging ich zu einer der Heilerinnen, die sich um das Wohl der Menschen in der Burg kümmerten. Sie wohnte in einem düsteren, höhlenartigen Zimmer mitten in der Burg, das nach getrockneten Kräutern roch und förmlich zugestellt war mit Hunderten von kleinen Fläschchen und Tiegelchen. »Was hast du für Probleme, Junge?«, fragte sie, ohne mich anzusehen, und kritzelte etwas auf eine ellenlange

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