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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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diese Sachen nicht gesagt«, widersprach Jini.
    »Aber du gibst zu, dass du gestern mit diesem Jungen gesprochen hast?«
    »Ja, aber dabei ging es um ganz andere Dinge!«
    »Und was ist mit den Zeugen?«
    »Sie lügen«, sagte Jini verzweifelt. »Hier in der Burg ist eine Verschwörung gegen mich im Gange!« Sie blickte nicht zu Spinnenfinger hinüber, als sie es sagte – besser so, ihn direkt anzugreifen ist zu gefährlich, dachte Mi‘raela.
    »Das behauptet jeder, dem etwas vorgeworfen wird«, warf Riecht-tot im Tonfall rechtschaffener Empörung ein. »Hast du nicht mal den Mut, zu dem zu stehen, was du getan hast?«
    Jini lief rot an. Sie straffte den Rücken. »Doch, den habe ich. Nur habe ich mir zurzeit nichts vorzuwerfen – außer, dass ich gestern ein Corubatörtchen aus der Küche stibitzt habe!«
    Eine der Wachen musste sich ein Lachen verbeißen. Doch Großfrau hörte kaum noch zu. »Mir scheint, hier steht Wort gegen Wort«, sagte sie kühl. »Echte Beweise gibt es nicht. Also vergessen wir die ganze Sache am besten.« Sie machte eine kleine Handbewegung, und Jini wurde von zwei Soldaten aus dem Saal geführt.
    O je , dachte Mi‘raela, als sie hinter Spinnenfinger aus dem Saal tappte. Das war schlimm!
    Sie war gespannt auf das Gespräch zwischen den Schwarzen Kutten nachher.
    Spinnenfinger zeigte sich bester Laune. »Das hat ja wunderbar geklappt. Wenn wir Glück haben, stirbt die Regentin bald – und zwar, bevor sie dieses Mädchen offiziell vorstellen kann. Es macht nicht wirklich etwas aus, wenn sie keine Nachfolgerin ernennt. Wir schaffen es auch so, Hetta durchsetzen.«
    Mi‘raela war so niedergeschlagen, dass sie es nicht rechtzeitig schaffte, einem Tritt von Steinherz auszuweichen. Schmerzverkrümmt schleppte sie sich in Richtung der Küche, um den Hohen Herren Polliak zu holen. Alles war so, wie sie es geahnt hatte. Nie würde sich irgendetwas ändern. Keine Hoffnung, nirgends!
    * * *
     
    Nach einem kurzen Abstecher zum See war ich wieder präsentabel und konnte mich auf die Suche nach Merwyn und Joelle machen. Sie zu finden, war nicht gerade schwer. Ich hörte Merwyns Stimme schon von Weitem.
    Er kam gar nicht einmal so schlecht an, ein halbes Dutzend Menschen hörte zu. Joelle hatte sich farbige Gräser besorgt und flocht geschickt Armbänder daraus, die sie für einen Ruma pro Stück verkaufte.
    Ich blieb ein paar Atemzüge lang in der Menge stehen und beobachtete die beiden; am liebsten hätte ich mich wieder weggeschlichen. Als Joelle mich bemerkte, wurde sie rot und vermied, mich anzusehen, während sie den Hut herumgehen ließ.
    Merwyn hatte sein Lied beendet. »Zarbas Rache, wo warst du, Tjeri?«, knurrte er. »Bist du in irgendeiner Schänke hängengeblieben? Oder hast du ein Mädel kennen gelernt, das dich mit heimgenommen hat?«
    Auf Merwyn konnte man sich wirklich verlassen – er sagte immer das Falsche zur falschen Zeit! »Weder noch«, gab ich zurück und setzte mich hinter meinen Verkaufsstand. »Ich habe unsere neue Reiseroute ausgekundschaftet. Wie wär‘s mit einem kleinen Abstecher nach Kowanda?«
    »Was sollen wir denn da?«
    »Ich kenne jemanden, der uns da Gastrecht gewähren könnte. Von dort könnten wir gut tiefer hinein in die Provinz.« Allmählich wurde ich richtig gut darin, Halbwahrheiten von mir zu geben.
    Joelle sah mich voller Hoffnung an, wahrscheinlich dachte sie, dass ich eine Spur zu Ynea entdeckt hatte. Es war schlimm, sie enttäuschen zu müssen; ich streifte kurz ihren Blick und schüttelte ganz leicht den Kopf.
    Als Merwyn uns etwas zu essen holen ging, waren Joelle und ich einen Moment unter uns. Tiefes Schweigen schob sich zwischen uns. Jetzt, wo wir allein waren, schafften wir es nicht mehr, uns anzusehen. Ich verkaufte zwei Fläschchen Silberputzmittel und erklärte dabei halbherzig meine Geld-Zurück-Garantie. Jemand, der am Vortag eine Flasche von mir gekauft hatte, kam vorbei und beklagte sich, es würde nicht funktionieren. Ich schaute mir die Gürtelschnalle an, die er mir zeigte, und musste ihm erstmal klarmachen, dass es sich nicht um Silber handelte, sondern um billiges Roheisen.
    Als gerade niemand bei uns stand, räusperte sich Joelle verlegen. »Wegen gestern ... Ich wollte dir nur erklären ...«
    »Vergiss es einfach«, fiel ich ihr schnell ins Wort. »Ich war ein Idiot. Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Lass mich doch mal ausreden, Gilias Gnade. Was du ...«
    Ich war froh, dass in diesem Augenblick Merwyn wiederkam.
    Unsere

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